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Werk von Josep Renau in Erfurt
Ein Mosaik kehrt zurück

In Erfurt wurde ein Wandmosaik von Josep Renau restauriert und wieder aufgestellt. Für Philip Kurz von der Wüstenrot-Stiftung ist dieses "besondere Kunstwerk" der Beweis, dass in der DDR Künstler große schöpferische Leistungen vollbracht haben. Es sei wichtig, das in das Bewusstsein zu rücken.

Philip Kurz im Gespräch mit Jörg Biesler |
29.10.2019, Thüringen, Erfurt: Ein Element vom Wandmosaik "Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik" (1980-1984) des Spaniers Josep Renau (1907-1982) wird montiert. Nach vierjähriger Planungs- und Restaurierungszeit kehrt das Großmosaik wieder zurück. Das Wandbild konnte 2012 noch vor dem Abriss des Kultur- und Freizeitzentrums am Moskauer Platz vor der Zerstörung bewahrt werden, wurde fachgerecht abgenommen und bis zu seiner Restaurierung in Containern eingelagert. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
Das Wandmosaik von Josep Renau kehrt nach der Restaurierung an den Moskauer Platz in Erfurt zurück (ZB)
Zwei überdimensionale geöffnete Hände, darin zum einen frugale Formen umfangen von Blättern, Wald und blühenden Wiesen, zum anderen eine Art Diamant. Dahinter: wissenschaftliche Instrumente, Konstruktionspläne und fabrikähnliche Architektur. All das zeigt das Mosaik "Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik", das jetzt wieder am Moskauer Platz in Erfurt hängt - nach Jahren der Restaurierung.
Entworfen hat es der Maler Josep Renau, der 1958 aus Spanien in die DDR übersiedelte - auf Einladung der Regierung, um dort Kunst für die Menschen zu machen, wie er selbst einmal sagte. 30 Meter breit und sieben Meter hoch ist das Mosaik, das er für die Menschen in den Straßenraum hängte, zunächst an die Fassade des örtlichen Kulturzentrums. Das ist schon lange abgerissen und verschwunden, wie so vieles aus der DDR. Nicht aber das Mosaik "Die Beziehung des Menschen zu Natur und Kunst", dessen Wiedererrichtung jetzt gefeiert wurde.
"Keine vordergründige Propaganda"
Möglich gemacht hat das die Wüstenrot-Stiftung, sie verantwortete die Restaurierung als Bauherrin. Philip Kurz, Geschäftsführer der Stiftung, hat das Projekt initiiert. Im Deutschlandfunk nannte er das Mosaik ein "besonderes Kunstwerk". Entstanden in den 80er Jahren, handele es sich hier nicht um vordergründige Propaganda im Auftrag der DDR-Führung. Renau habe mit diesem Bild ausdrücken wollen, dass sich der Mensch durch die Nutzung von Natur und Technik ein besseres Leben verschaffen könne - und nicht in erster Linie durch den Sozialismus.
Renau habe in der DDR insgesamt nur drei Aufträge bekommen. Er habe immer betont, er male nicht für das Zentralkomitee oder für die Kritiker, sondern für Menschen, die sich eigentlich nicht für Malerei interessieren. Philip Kurz hält Renau daher für eine besonders interessante Gestalt der DDR-Kunstgeschichte, wie er im Dlf erläuterte.
Mosaik als wichtiges Symbol
Die Restaurierung des unter Denkmalschutz stehenden Mosaiks habe insgesamt vier Jahre in Anspruch genommen. Für Kurz ist das gerettete Mosaik auch ein wichtiges Symbol:
"Man spricht der DDR gerne künstlerische Leistungen ab und sagt, hier gab's ja nur Platte und hier war alles grau. Und an solchen Werken wie dem Renau am Moskauer Platz kann man sehen, dass es natürlich auch hier große schöpferische Leistungen gab. Und das finde ich besonders wichtig, das wieder ins Bewusstsein zu rücken."