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Wie Hochschulen dem Studienabbruch vorbeugen

In Berlin stellt sich heute das nationale MINT-Forum vor. Die Studienfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik eint das Problem der hohen Abbrecherquote. Viele Hochschule versuchen mit Programmen und Projekten, die Studenten bei der Stange zu halten.

Von Susanne Lettenbauer |
    Nur jeder zweite Studienanfänger in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern erreicht heute einen ersten Hochschulabschluss. Das ergibt eine Studie des Hochschul-Informations-Systems HIS. In den Naturwissenschaften liege die Quote bei 39 Prozent. Das sei nicht hinnehmbar, moniert der Verband Nordmetall und kann dabei mit der Zustimmung der Arbeitgeberverbände in ganz Deutschland rechnen.

    An Hochschulen wie der Technischen Universität Hamburg-Harburg liegt die Quote gar bei 50 Prozent in den MINT-Fächern, gibt ein Sprecher zu. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw fordert von den Hochschulen mehr Engagement im Kampf gegen die Abbrecherquote. Die Hochschule Bayern, der Zusammenschluss der Fachhochschulen im Freistaat, verweist auf zahlreiche Initiativen ihrer FHs: Brückenkurse für Abiturienten, die auf das Studium vorbereitet werden, Mathematik-Vorkurse für Studienanfänger, Einstiegswochenenden, die von den Fakultäten organisiert werden.

    Antje Nissler vom Pädagogikprojekt "HD Mint" der Münchner Hochschule für angewandte Wissenschaften betreut das sogenannte "peer instruction":

    "Peer instruction ist eine Methode, die stark auf Verständnis abzielt. Sie ist eine Art Fragemethode, die auch mediengestützt eingesetzt werden kann. Die Studierenden bekommen durch die Methode schon während der Veranstaltungen Rückmeldung, wo stehe ich mit meinem Lernstand, wie gut bin ich im Vergleich zum Team, aber haben gleichzeitig bei der Methode auch die Möglichkeit: Diskutiere mit meinen peers, also mit meinen Kollegen, die verschiedenen Fragestellungen."

    "HD Mint" setzt vor allem auf Tutorienprogramme: Studierende helfen Studierenden. So bietet die Hochschule Coburg seit Jahren ein System der vernetzten Initiativen, sagt Edwin Semke, der am Bayerischen Wissenschaftsministerium das Projekt "Best Mint" koordiniert:

    "Sie hat innerhalb von vielen Jahren ein sehr überzeugendes System aufgebaut, was sowohl die soziale Integration der Studierenden fördert durch Einstiegswochenenden, durch Einführungskurse, durch Brückenkurse, durch kurze Tests, die wir auch machen, aber die sind nicht verpflichtend. Und sie haben die Beratungsstelle 'Projekt ING' organisiert, die seit mehreren Jahren ganz gut läuft."

    Dazu gehört auch ein Tandemsystem, bei dem sich deutsche und ausländische Studierende der MINT-Fächer gegenseitig unterstützen und motivieren. Denn Motivation sei das eigentliche Problem, so Semke. Deshalb wird an den bayerischen Fachhochschulen jeder neu berufene Professor verpflichtet, ein Didaktikseminar zu absolvieren. Ein eigens entwickeltes "Online Self Assessment", für jedermann zugänglich im Internet, sollten Abiturienten vor dem Studium absolvieren. Verpflichtend wird es in Bayern im Gegensatz zu Baden-Württemberg jedoch nicht, wie einige Hochschulen fordern.

    Man sollte den jungen Menschen jedoch auch die Chance geben, ein, zwei Semester Hochschulluft zu schnuppern, ist Professor Gerhard Müller, Dekan der Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt, überzeugt. Es gebe so viele unterschiedliche Formate in Deutschland, um Ingenieur zu werden, angefangen von den Universitäten über Fachhochschulen bis hin zur beruflichen Bildung, dass eher die differenzierte Bildungslandschaft genutzt werden sollte, als die Hochschulen radikal verändern zu wollen. An seiner Fakultät setzt Müller auf die Initiative mit Namen "Ran an die Ingenieurwissenschaften", die an den Schulen ansetzt:

    "Dieses 'Ran an die Ingenieurwissenschaften' ist ein Format, das wir ganz gezielt einsetzen, damit Studierende mit Schülern zusammenarbeiten, um gerade in dem Grundschulbereich, wo ja auch die Interessen gelegt werden, für Technikinhalte zu faszinieren und Begeisterung hervorzurufen. Und wir haben auch dabei festgestellt, dass gerade das Format Studenten und Schüler sehr zielführend ist, weil die Studierenden dort ihre Begeisterung ausleben können und auch über ihre lockere Art und sympathische Art mit Schülern sehr gut umgehen können."