Die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, so das Ergebnis des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus . Die Folgen sind unübersehbar: ungewöhnliche Dürrephasen in Nordamerika und Südeuropa, Kältewellen, Starkregen.
Durch den menschengemachten Klimawandel werden Extremwetterereignisse, wie im vergangenen Jahr die Überschwemmungen in der Region um Ahr und Erft, immer wahrscheinlicher. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der World Weather Attribution.
Die Erde brennt, doch keiner löscht : Politikversagen durch Medienversagen?
Klimawandel betrifft alle Lebensbereiche
Medien müssten das Thema „Klimawandel“ als systemisches Thema begreifen, „das alle Bereiche unserer Volkswirtschaft, unseres Lebens in irgendeiner Weise verändern wird“, sagt Wolfgang Blau, Mitgründer des Oxford Climate Journalism Network. Das Programm des Reuters Institute for the Study of Journalism berät Medien dabei, ihre Berichterstattung über den Klimawandel weiterzuentwickeln. Ziel ist, dass trotz aktueller Krisen und Terminlagen, das Thema Klima nicht von der Agenda verschwindet.
Dafür müssten Medien verstehen, dass das Thema Klimawandel redaktionsübergreifend relevant ist, so Blau: „Es gibt schon große Sender, wie beispielsweise die britische BBC und auch andere, die jetzt sogenannte Klima-Grundwissen-Trainings anbieten.“
Im nächsten Schritt gelte es, interne Expertise zu stärken, indem man Fachredaktionen stärker einbinde. Eine Möglichkeit sei beispielsweise, Wissenschaftsredaktionen mehr einzubeziehen, um gezielter Themen mit Klimabezug zu setzen.
Wie sich Medienhäuser umstrukturieren können
Blau zufolge haben sich drei Modelle in der Vergangenheit etabliert:
- Separate Klima-Ressorts, in denen Journalistinnen und Journalisten mit Klima-Expertise fachübergreifend zusammenarbeiten.
- Bestehende Wissenschaftsredaktionen ausbauen und deren Expertise mehr in Arbeitsabläufe einbauen.
- Virtuelle Klima-Teams bieten kleineren Medien eine kostengünstige Alternative, Strukturen aufzubauen. Die Idee: Wöchentlich treffen sich alle Ressortleitungen zur Themenplanung und besprechen, an welchen Punkten Klima- und Umweltaspekte besser herausgearbeitet werden könnten.
Redaktionsübergreifende Relevanz des Themas erkennen
Es gebe keinen idealen Ansatz, sagt Wolfgang Blau. Jedes Modell habe Vor- und Nachteile. So oder so müssten Chefredaktionen begreifen, dass Klimawandel kein Thema für eine "Spezialisten-Ecke" sei.
Einige Medien haben bereits ihre eigenen Wege gefunden. "Die Zeit" hat im vergangenen Jahr das Ressort Green vorgestellt, das nach eigenen Angaben Lösungen sucht, "wie die Klimawende noch zu schaffen ist".
Ein ähnliches Projekt bietet das Journalismusportal Riffreporter an. Die "Taz" hat einen eigenen Klima-Hub gegründet. Auf Youtube und Instagram versucht der WDR, mit seinem Kanal @klima.neutral vor allem die junge Zielgruppe für Themen rund um den Klimawandel zu gewinnen.
Ist Klimajournalismus aktivistisch?
Immer wieder begegnet Klimajournalismus der Vorwurf, aktivistisch zu sein. Oft geschehe das aber zu unrecht, findet Wolfgang Blau. Viel zu oft werde der Vorwurf des Aktivismus gegen Redakteurinnen und Redakteure erhoben, "wenn sie nur über den letzten Stand der Klimawissenschaft berichten".
Klimabezogener Journalismus sei ein Handeln, das "im Rahmen von Grundwerten der nachhaltigen Entwicklung geschieht", betonte zuletzt auch Journalismus-Professor Torsten Schäfer im Deutschlandfunk. Das von ihm mitbegründete Netzwerk Klimajournalismus versucht, für deutsche Medien eine Austauschplattform zu inhaltlichen und redaktionellen Fragen rund um das Thema Klima zu bieten.
Wie berichten über den Klimawandel? - Interview mit Torsten Schäfer