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Wiedereröffnung der Metro-Station Maelbeek
Brüssel schließt eine Wunde

Gut einen Monat nach den Anschlägen von Brüssel wurde die Metro-Station Maelbeek wieder eröffnet. Die Station war ein Ort des Terrors - an dem auch künftig an die Tat und ihre Opfer erinnert werden werden soll.

Von Kai Küstner | 25.04.2016
    Die Metro-Station Maelbeek: Gedenken und Mahnung schon wenige Tage nach dem Terror
    Die Metro-Station Maelbeek: Gedenken und Mahnung schon wenige Tage nach dem Terror (picture alliance/dpa/MAXPPP)
    Von einem "Zeichen der Hoffnung" sprachen die Verantwortlichen für den Flughafen Brüssel, als von dort - fast zwei Wochen nach den Terror-Anschlägen - die erste Maschine abhob. Gleichermaßen bedeutet nun auch die Wiedereröffnung der Metro-Station Maelbeek - etwas mehr als einen Monat nach den Attacken - ein Stück Heilung für die vom Terror so versehrte Stadt.
    "Wenn Dich etwas zu Boden gerissen hat, dann musst Du wieder aufstehen", sagt ein Brite, der schon lange in Brüssel lebt und arbeitet. Ein anderer, ein Belgier, stimmt ihm zu: "Die Station auf Dauer geschlossen zu lassen, hätte keinen Sinn gemacht", sagt er. Wichtig und heilsam sei das für die Hauptstadt, wenn die Metro die Station Maelbeek jetzt endlich wieder anfahre.
    Der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, befand sich an jenem 22. März in unmittelbarer Nähe der Metro-Station im Herzen des EU-Viertels, als sich unten in einem der Waggons der Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Jedes Mal, wenn er nun auf dem Weg zur Arbeit an dieser Station vorbei geht, kommen die Erinnerungen wieder: An den Rauch, an den Geruch, an jene Menschen, die sich damals blutüberströmt nach draußen geschleppt hätten, bekundet der Belgier: "Jedes Mal fühlt es sich wieder merkwürdig an, hier vorbei zu gehen. Ich gucke mir jedes Mal die Blumen an, die hier niedergelegt wurden."
    Gedenkwand in der Haltestelle
    In den vergangenen Wochen waren die Metro-Züge stets durch die Station hindurch gefahren, hatten dort aber nicht angehalten. Viele Pendler in Brüssel berichten, jedes Mal erschaudert zu sein, wenn sie so - im Schritt-Tempo - den Ort des Grauens passierten. Mit schwarzen Sichtblenden waren die Bahnsteige abgeschirmt gewesen. Genau das hatte das Gefühl der Beklemmung eher noch verstärkt. Doch nun ist der Blick wieder frei.
    Wer die Station Maelbeek jetzt im Zug passiert, der muss schon sehr genau hinsehen, wenn er überhaupt die Spuren der verheerenden Explosion wahrnehmen will. Doch die Erinnerung an den Terror wird bleiben. Und sie soll auch bleiben: Auf einer Gedenkwand in der Haltestelle konnten am Wochenende bereits Angehörige der Opfer Botschaften hinterlassen. Eine gute Idee, mit dem Unbegreiflichen umzugehen, findet der Mann aus Belgien. Er muss mit seinen eigenen Erinnerungen leben. Er findet es aber, wie er im ARD-Hörfunk-Interview bekundet, wichtig, sein Leben so weiter zu führen wie vor den Terror-Anschlägen: "Das hat mich nicht verändert. Es macht mir auch keine Angst. Es ist einfach nur eine schmerzhafte Erinnerung."
    Eins ist vielen Menschen in der Hauptstadt wichtig zu betonen: Mit der Öffnung der Metro-Station Maelbeek schließt Brüssel, symbolisch gesehen, gleichzeitig eine Wunde. Was nicht bedeutet, dass der Heilungsprozess der Stadt damit abgeschlossen wäre.
    Parallel zur Wiederöffnung der Metro-Station im Herzen des EU-Viertels haben die Brüsseler Verkehrsbetriebe auch angekündigt, wieder zum normalen Fahrplan zurückzukehren. Bisher fuhren die Züge nur bis 22 Uhr abends. Behutsam tastet sich die Stadt zurück in den Alltag.