Friedbert Meurer: Bei der PIN Group hat das große Zittern begonnen. Den 9000 Kollegen dieses Unternehmens droht die Insolvenz und damit Verlust des Arbeitsplatzes. Am Telefon begrüße ich Janosch Mietle, Mitglied im Betriebsrat der PIN Group in Berlin, und er ist auch Mitglied bei der Gewerkschaft ver.di. Guten Morgen Herr Mietle!
Janosch Mietle: Guten Morgen!
Meurer: Das mit Ver.di habe ich jetzt deswegen erwähnt, weil es offenbar im Betriebsrat zwei Lager gibt. Welchem gehören Sie denn an?
Mietle: Ich bin wie gesagt im Lager von der Ver.di, die sagt, wir sind für den Mindestlohn.
Meurer: Und gefährden damit die eigenen Arbeitsplätze?
Mietle: Ich habe natürlich wenig Einfluss darauf. Ich bin wie gesagt nur Betriebsrat und nur Mitglied bei Ver.di. Ich glaube aber nicht, dass ich damit so einen großen Einfluss habe, dass ich ja oder nein zum Mindestlohn sagen kann. Ich denke Mindestlohn sollte auf jeden Fall kommen, weil wir verdienen einfach zu wenig. Die Höhe ist halt entscheidend, wo ich selber auch sage, ob 9,80 Euro genau die richtige Höhe ist, ist eine andere Frage.
Meurer: Wie ist denn die Stimmung unter den Beschäftigten? Was sagen die denn?
Mietle: Die wollen natürlich auch alle mehr Geld haben, machen sich aber durch die Presse, die jetzt herumkursiert, große Sorgen um ihren Arbeitsplatz und rufen sogar sonntags bei mir an und fragen wie sieht es aus, sollen wir morgen noch arbeiten gehen.
Meurer: Was sagen die Ihnen? Ist es denen lieber, für wenig Geld wenigstens einen Arbeitsplatz zu haben, oder arbeitslos zu werden?
Mietle: Die meisten sagen das ist richtig, was wir machen. Wir wollen mehr Geld, wir brauchen einfach mehr Geld, weil die 1000 Euro, die wir hier im Schnitt haben, sind einfach zu wenig. Dann gibt es natürlich auch andere die sagen, sie wollen lieber für wenig Geld arbeiten, Hauptsache sie haben einen Job.
Meurer: Wie ist der Stundenlohn im Moment bei der PIN Group?
Mietle: Wir in Berlin verdienen jetzt zirka 8,26 Euro pro Stunde brutto.
Meurer: Wenn man das mal umrechnet, die Mindestlöhne sind ein, zwei Euro mehr, diese Mindestlöhne würden den Springer-Konzern schon stündlich über 10.000 Euro mehr kosten.
Mietle: Deshalb ist ja meine Meinung, die Frage ist ob 9,80 Euro die richtige Höhe ist, ob man da nicht irgendwie eine andere Lösung hätte finden können, dass man das halt langsam steigert oder je nach Standort das macht.
Meurer: Also ein niedrigerer Mindestlohn wäre Ihnen genehmer gewesen?
Mietle: Ich sage mal so, dass man den halt langsam anpasst, nicht von einem Tag auf den anderen, vom 31. 12. auf den 1. 1. gleich teilweise um 50 Prozent. Da hätte man vielleicht gucken müssen, dass man sagt gut, im Osten macht man das ein bisschen langsamer als in Berlin. Dort kann man sich wahrscheinlich die 9,80 Euro leisten, aber wenn ich auf dem Dorf bin, ist das bestimmt ein großer Sprung für die PIN.
Meurer: Ärgern Sie sich darüber, dass Ihre Gewerkschaft Ver.di auch geholfen hat, der Post AG Wettbewerber vom Hals zu halten?
Mietle: Ich sehe das so wie gesagt. Man sollte keine Firma aufbauen auf dem Rücken der Beschäftigten und denen so wenig Geld geben, dass sie nicht davon leben können und zum Amt rennen müssen und sich Hartz IV holen müssen.
Meurer: Aber die Höhe ist ja so, dass es der Post nutzt und den anderen gravierend schadet.
Mietle: Ich sehe es wie gesagt jetzt nicht so, dass Ver.di jetzt der Post hilft. Wenn es irgendwie funktioniert, dann hilft es uns ja auch, weil dann können wir endlich von unserem Geld leben, was wir verdienen. Wir reden hier aber nicht von 2.000 Euro Netto; wir reden hier von noch nicht mal von zirka 1.200 Netto. Das reicht den meisten noch nicht mal zum Leben.
Meurer: 1.200 Netto. Der Vorstandsvorsitzende von der Post Klaus Zumwinkel hat jetzt knapp fünf Millionen für seine Aktienoptionen bekommen. Hat er das Ver.di zu verdanken?
Mietle: Keine Ahnung. Da bin ich natürlich ein bisschen überfragt.
Meurer: Wie kommt so etwas an in der Belegschaft?
Mietle: Es wurde natürlich darauf angesprochen. Natürlich ist das kurios, dass genau in dem Moment die Aktien steigen und er verkauft. Wer weiß, ob das nicht irgendwie schon geplant war. Darauf habe ich natürlich keinen Einblick.
Meurer: Geplant gewesen wird es wohl sein. Er hat halt gewartet, bis der Kurs möglichst hoch stand, und das war der Fall nach der politischen Einigung auf den Postmindestlohn.
Mietle: Ja, aber dazu kann ich wie gesagt nichts sagen.
Meurer: Am 20. Dezember will der Aufsichtsrat von Springer, Herr Mietle, entscheiden, ob die PIN Group dicht gemacht wird. Mit welcher Entscheidung rechnen Sie?
Mietle: Ich hoffe, dass sie eine Lösung finden, dass wir alle damit leben können, dass die Arbeitsplätze nicht alle wegfallen, weil dann haben wir natürlich ein Riesen großes Problem, wenn 9.000 Leute entlassen werden. Von daher hoffe ich, dass sie halt anders entscheiden.
Meurer: Das Angebot der Post, Mitarbeiter zu übernehmen, was sagt Ihnen das?
Mietle: Wir sind ja alleine in Berlin 1.000 Mitarbeiter. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass die Post kommt und sagt, sie übernimmt 1.000 Mitarbeiter in Berlin. Ich glaube nicht daran.
Meurer: In Zahlen ausgedrückt, wie stehen die Chancen für die 9.000 Kollegen, fifty fifty oder schlechter?
Mietle: Ich sehe es noch positiv und hoffe. Ich sehe eine höhere Chance, dass das alles dabei bleibt.
Meurer: Janosch Mietle war das, Mitglied im Betriebsrat der PIN Group in Berlin. Herr Mietle, schönen Dank und auf Wiederhören!
Janosch Mietle: Guten Morgen!
Meurer: Das mit Ver.di habe ich jetzt deswegen erwähnt, weil es offenbar im Betriebsrat zwei Lager gibt. Welchem gehören Sie denn an?
Mietle: Ich bin wie gesagt im Lager von der Ver.di, die sagt, wir sind für den Mindestlohn.
Meurer: Und gefährden damit die eigenen Arbeitsplätze?
Mietle: Ich habe natürlich wenig Einfluss darauf. Ich bin wie gesagt nur Betriebsrat und nur Mitglied bei Ver.di. Ich glaube aber nicht, dass ich damit so einen großen Einfluss habe, dass ich ja oder nein zum Mindestlohn sagen kann. Ich denke Mindestlohn sollte auf jeden Fall kommen, weil wir verdienen einfach zu wenig. Die Höhe ist halt entscheidend, wo ich selber auch sage, ob 9,80 Euro genau die richtige Höhe ist, ist eine andere Frage.
Meurer: Wie ist denn die Stimmung unter den Beschäftigten? Was sagen die denn?
Mietle: Die wollen natürlich auch alle mehr Geld haben, machen sich aber durch die Presse, die jetzt herumkursiert, große Sorgen um ihren Arbeitsplatz und rufen sogar sonntags bei mir an und fragen wie sieht es aus, sollen wir morgen noch arbeiten gehen.
Meurer: Was sagen die Ihnen? Ist es denen lieber, für wenig Geld wenigstens einen Arbeitsplatz zu haben, oder arbeitslos zu werden?
Mietle: Die meisten sagen das ist richtig, was wir machen. Wir wollen mehr Geld, wir brauchen einfach mehr Geld, weil die 1000 Euro, die wir hier im Schnitt haben, sind einfach zu wenig. Dann gibt es natürlich auch andere die sagen, sie wollen lieber für wenig Geld arbeiten, Hauptsache sie haben einen Job.
Meurer: Wie ist der Stundenlohn im Moment bei der PIN Group?
Mietle: Wir in Berlin verdienen jetzt zirka 8,26 Euro pro Stunde brutto.
Meurer: Wenn man das mal umrechnet, die Mindestlöhne sind ein, zwei Euro mehr, diese Mindestlöhne würden den Springer-Konzern schon stündlich über 10.000 Euro mehr kosten.
Mietle: Deshalb ist ja meine Meinung, die Frage ist ob 9,80 Euro die richtige Höhe ist, ob man da nicht irgendwie eine andere Lösung hätte finden können, dass man das halt langsam steigert oder je nach Standort das macht.
Meurer: Also ein niedrigerer Mindestlohn wäre Ihnen genehmer gewesen?
Mietle: Ich sage mal so, dass man den halt langsam anpasst, nicht von einem Tag auf den anderen, vom 31. 12. auf den 1. 1. gleich teilweise um 50 Prozent. Da hätte man vielleicht gucken müssen, dass man sagt gut, im Osten macht man das ein bisschen langsamer als in Berlin. Dort kann man sich wahrscheinlich die 9,80 Euro leisten, aber wenn ich auf dem Dorf bin, ist das bestimmt ein großer Sprung für die PIN.
Meurer: Ärgern Sie sich darüber, dass Ihre Gewerkschaft Ver.di auch geholfen hat, der Post AG Wettbewerber vom Hals zu halten?
Mietle: Ich sehe das so wie gesagt. Man sollte keine Firma aufbauen auf dem Rücken der Beschäftigten und denen so wenig Geld geben, dass sie nicht davon leben können und zum Amt rennen müssen und sich Hartz IV holen müssen.
Meurer: Aber die Höhe ist ja so, dass es der Post nutzt und den anderen gravierend schadet.
Mietle: Ich sehe es wie gesagt jetzt nicht so, dass Ver.di jetzt der Post hilft. Wenn es irgendwie funktioniert, dann hilft es uns ja auch, weil dann können wir endlich von unserem Geld leben, was wir verdienen. Wir reden hier aber nicht von 2.000 Euro Netto; wir reden hier von noch nicht mal von zirka 1.200 Netto. Das reicht den meisten noch nicht mal zum Leben.
Meurer: 1.200 Netto. Der Vorstandsvorsitzende von der Post Klaus Zumwinkel hat jetzt knapp fünf Millionen für seine Aktienoptionen bekommen. Hat er das Ver.di zu verdanken?
Mietle: Keine Ahnung. Da bin ich natürlich ein bisschen überfragt.
Meurer: Wie kommt so etwas an in der Belegschaft?
Mietle: Es wurde natürlich darauf angesprochen. Natürlich ist das kurios, dass genau in dem Moment die Aktien steigen und er verkauft. Wer weiß, ob das nicht irgendwie schon geplant war. Darauf habe ich natürlich keinen Einblick.
Meurer: Geplant gewesen wird es wohl sein. Er hat halt gewartet, bis der Kurs möglichst hoch stand, und das war der Fall nach der politischen Einigung auf den Postmindestlohn.
Mietle: Ja, aber dazu kann ich wie gesagt nichts sagen.
Meurer: Am 20. Dezember will der Aufsichtsrat von Springer, Herr Mietle, entscheiden, ob die PIN Group dicht gemacht wird. Mit welcher Entscheidung rechnen Sie?
Mietle: Ich hoffe, dass sie eine Lösung finden, dass wir alle damit leben können, dass die Arbeitsplätze nicht alle wegfallen, weil dann haben wir natürlich ein Riesen großes Problem, wenn 9.000 Leute entlassen werden. Von daher hoffe ich, dass sie halt anders entscheiden.
Meurer: Das Angebot der Post, Mitarbeiter zu übernehmen, was sagt Ihnen das?
Mietle: Wir sind ja alleine in Berlin 1.000 Mitarbeiter. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass die Post kommt und sagt, sie übernimmt 1.000 Mitarbeiter in Berlin. Ich glaube nicht daran.
Meurer: In Zahlen ausgedrückt, wie stehen die Chancen für die 9.000 Kollegen, fifty fifty oder schlechter?
Mietle: Ich sehe es noch positiv und hoffe. Ich sehe eine höhere Chance, dass das alles dabei bleibt.
Meurer: Janosch Mietle war das, Mitglied im Betriebsrat der PIN Group in Berlin. Herr Mietle, schönen Dank und auf Wiederhören!