Doris Simon: Er war einer der schlimmsten Massenmörder des 20. Jahrhunderts: der Erreger der Spanischen Grippe. An dem Virus starben bis zu 50 Millionen Menschen weltweit zwischen 1918 und 1920. Jetzt haben US-Forscher den Erreger dieser Spanischen Grippe rekonstruiert und das ist nicht nur interessant für die Wissenschaft, es könnte helfen im Kampf gegen die Verbreitung der Vogelgrippe. Diese Krankheit hat in Asien nicht nur Millionen von Vögeln getötet, 60 Menschen, die sich mit dem Virus H5N1 infiziert hatten, starben ebenfalls daran. Und David Nabajo, der neu ernannte Chefkoordinator der Vereinten Nationen im Kampf gegen diese Grippe, hat bereits vor einer möglichen Pandemie gewarnt und alle Länder zu Vorsichtsmaßnahmen aufgefordert. Am Telefon ist jetzt Georg Pauli, er ist Virologe am Robert Koch-Institut. Guten Morgen.
Georg Pauli: Schönen guten Morgen.
Simon: Wie wichtig ist diese Rekonstruktion des Virus' der Spanischen Grippe für den Kampf gegen die Vogelgrippe?
Pauli: Wir wissen jetzt, was wir schon länger vermutet haben, dass dieses Virus, was die Spanische Grippe ausgelöst hat, direkt von dem Vogel auf den Menschen übertragen worden ist und keinen Zwischenwirt brauchte, um sich an den Menschen zu adaptieren, und wir sind im Augenblick in der gleichen Situation, dass ein neues Virus, das H5N1 halt eben versucht, aus der Vogelpopulation auf den Menschen übertragen zu werden.
Simon: Bis jetzt sind 60 Menschen daran gestorben. Das ist traurig, aber relativ gesehen nicht viel. Wie groß ist die Gefahr, dass dieses aktuelle Vogelgrippevirus mutiert, also sich noch mal verändert und damit gefährlicher wird für den Menschen?
Pauli: Also wir wissen, dass dieses Virus - das ist ja erstmals aufgetaucht in Hongkong in den Menschen 1998 -, wir wissen, dass sich das von dieser Zeit bis heute geändert hat. Es sind Mutationen aufgetreten und was noch viel bedrohlicher ist, man konnte feststellen, dass dieses Virus auf sehr viele verschiedene Spezies übertragen werden kann, zum Beispiel auch auf Raubkatzen.
Simon: Jetzt will niemand Panik machen, aber es gibt bei der UNO und bei der Weltgesundheitsorganisation größte Sorge wegen dieses Vogelgrippevirus. Wie gut ist denn die Welt gerüstet, denn man muss sich erinnern, die Spanische Grippe war nicht lokal begrenzt, das war eine weltweite Sache.
Pauli: Ja, aber 1918, 1919 hatten wir noch die Folgen des Kriegens zu tragen und die hygienischen Bedingungen waren teilweise nicht sehr gut und es konnte sich auch das Virus vor allen Dingen in den Populationen ausbreiten, die halt im Krieg waren oder aus dem Krieg kamen. Ich denke, heutzutage ist die Situation etwas anders. Die hygienischen Bedingungen sind besser. Wir können besser abschätzen, welche Maßnahmen wir zu ergreifen haben. Es gibt die Möglichkeit, mit antiviralen Mitteln zu intervenieren, auch wenn man damit nicht die ganze Bevölkerung gleichzeitig schützen kann. Ich denke, wir haben hier bessere Voraussetzungen als damals, aber nichtsdestotrotz ist es besorgniserregend, dass dieses Virus halt drohend dasteht und versucht, wie ich das immer sage, auf den Menschen überzuspringen.
Simon: Wie können sich einmal Menschen in der hauptbetroffenen Gegend in Asien schützen, aber wie können sich zum Beispiel auch Menschen, die dort dienstlich oder als Touristen unterwegs sind, schützen? Gibt es eine Art Impfung?
Pauli: Im Augenblick gibt es keine Impfung, die ausreichend wäre, um die Menschen vor der Infektion zu schützen. Ich denke, bis jetzt ist es so, dass immer ein direkter Kontakt zu infiziertem Geflügel vorhanden sein muss, um den Erreger auf den Menschen zu übertragen, abgesehen davon, dass im Augenblick das Virus nicht von Mensch zu Mensch springt. Ich denke, dass halt hygienische Maßnahmen, also Nichtaufenthalt in Geflügelzuchten und so weiter sicherlich ein Mittel sind, um sich vor der Infektion zu schützen.
Simon: Ganz schlicht gefragt: Geht Gefahr von einem gegrillten Brathähnchen aus, das vielleicht infiziert ist?
Pauli: Das Virus ist relativ labil und würde,wenn es erhitzt wird, würde es sicherlich zerstört werden und nicht mehr infektiös sein. Das heißt also, man sollte schon sehen, dass man also nicht Geflügel isst, das also nicht durchgebraten ist oder nicht durchgekocht ist. Wie gesagt, das Virus ist relativ labil und würde bei Erhitzen kaputt gehen.
Simon: Die letzte Pandemie, also weltweite Virusinfektionswelle, liegt 36 Jahre zurück. Gibt es eine Regelmäßigkeit von solchen weltweiten Virusinfektionen, ist es sicher, dass sie immer wieder auftreten?
Pauli: Wir gehen davon aus, dass immer wieder solche Pandemien auftreten. Die Frage ist natürlich immer, was ist Ursache. 1918-19 war es ein Virus, was direkt vom Vogel auf den Menschen übergegangen sind, die Pandemien in den 50er und 60er Jahren waren so genannte Reassortanten, das waren also Viren, die durch Doppelinfektion einer Zelle mit zwei verschiedenen Viren entstanden sind. Jetzt sind wir wieder vor der Situation, dass wieder ein Virus auftaucht, das die Kapazität hat, direkt von dem Vogel auf den Menschen überzugehen. Ich denke, wir werden immer damit leben müssen, dass wir uns vom Vogel, also Influenzaviren von den Vögeln auf den Menschen übertragen werden können. Es gibt ja eine Vielzahl von verschiedene Influenzaviren bei den Vögeln. Das macht den Vögeln meistens nichts aus, sie leben damit und scheiden das Virus in großen Mengen aus. Ich denke, wir werden da sehr, sehr lange mit leben müssen.
Georg Pauli: Schönen guten Morgen.
Simon: Wie wichtig ist diese Rekonstruktion des Virus' der Spanischen Grippe für den Kampf gegen die Vogelgrippe?
Pauli: Wir wissen jetzt, was wir schon länger vermutet haben, dass dieses Virus, was die Spanische Grippe ausgelöst hat, direkt von dem Vogel auf den Menschen übertragen worden ist und keinen Zwischenwirt brauchte, um sich an den Menschen zu adaptieren, und wir sind im Augenblick in der gleichen Situation, dass ein neues Virus, das H5N1 halt eben versucht, aus der Vogelpopulation auf den Menschen übertragen zu werden.
Simon: Bis jetzt sind 60 Menschen daran gestorben. Das ist traurig, aber relativ gesehen nicht viel. Wie groß ist die Gefahr, dass dieses aktuelle Vogelgrippevirus mutiert, also sich noch mal verändert und damit gefährlicher wird für den Menschen?
Pauli: Also wir wissen, dass dieses Virus - das ist ja erstmals aufgetaucht in Hongkong in den Menschen 1998 -, wir wissen, dass sich das von dieser Zeit bis heute geändert hat. Es sind Mutationen aufgetreten und was noch viel bedrohlicher ist, man konnte feststellen, dass dieses Virus auf sehr viele verschiedene Spezies übertragen werden kann, zum Beispiel auch auf Raubkatzen.
Simon: Jetzt will niemand Panik machen, aber es gibt bei der UNO und bei der Weltgesundheitsorganisation größte Sorge wegen dieses Vogelgrippevirus. Wie gut ist denn die Welt gerüstet, denn man muss sich erinnern, die Spanische Grippe war nicht lokal begrenzt, das war eine weltweite Sache.
Pauli: Ja, aber 1918, 1919 hatten wir noch die Folgen des Kriegens zu tragen und die hygienischen Bedingungen waren teilweise nicht sehr gut und es konnte sich auch das Virus vor allen Dingen in den Populationen ausbreiten, die halt im Krieg waren oder aus dem Krieg kamen. Ich denke, heutzutage ist die Situation etwas anders. Die hygienischen Bedingungen sind besser. Wir können besser abschätzen, welche Maßnahmen wir zu ergreifen haben. Es gibt die Möglichkeit, mit antiviralen Mitteln zu intervenieren, auch wenn man damit nicht die ganze Bevölkerung gleichzeitig schützen kann. Ich denke, wir haben hier bessere Voraussetzungen als damals, aber nichtsdestotrotz ist es besorgniserregend, dass dieses Virus halt drohend dasteht und versucht, wie ich das immer sage, auf den Menschen überzuspringen.
Simon: Wie können sich einmal Menschen in der hauptbetroffenen Gegend in Asien schützen, aber wie können sich zum Beispiel auch Menschen, die dort dienstlich oder als Touristen unterwegs sind, schützen? Gibt es eine Art Impfung?
Pauli: Im Augenblick gibt es keine Impfung, die ausreichend wäre, um die Menschen vor der Infektion zu schützen. Ich denke, bis jetzt ist es so, dass immer ein direkter Kontakt zu infiziertem Geflügel vorhanden sein muss, um den Erreger auf den Menschen zu übertragen, abgesehen davon, dass im Augenblick das Virus nicht von Mensch zu Mensch springt. Ich denke, dass halt hygienische Maßnahmen, also Nichtaufenthalt in Geflügelzuchten und so weiter sicherlich ein Mittel sind, um sich vor der Infektion zu schützen.
Simon: Ganz schlicht gefragt: Geht Gefahr von einem gegrillten Brathähnchen aus, das vielleicht infiziert ist?
Pauli: Das Virus ist relativ labil und würde,wenn es erhitzt wird, würde es sicherlich zerstört werden und nicht mehr infektiös sein. Das heißt also, man sollte schon sehen, dass man also nicht Geflügel isst, das also nicht durchgebraten ist oder nicht durchgekocht ist. Wie gesagt, das Virus ist relativ labil und würde bei Erhitzen kaputt gehen.
Simon: Die letzte Pandemie, also weltweite Virusinfektionswelle, liegt 36 Jahre zurück. Gibt es eine Regelmäßigkeit von solchen weltweiten Virusinfektionen, ist es sicher, dass sie immer wieder auftreten?
Pauli: Wir gehen davon aus, dass immer wieder solche Pandemien auftreten. Die Frage ist natürlich immer, was ist Ursache. 1918-19 war es ein Virus, was direkt vom Vogel auf den Menschen übergegangen sind, die Pandemien in den 50er und 60er Jahren waren so genannte Reassortanten, das waren also Viren, die durch Doppelinfektion einer Zelle mit zwei verschiedenen Viren entstanden sind. Jetzt sind wir wieder vor der Situation, dass wieder ein Virus auftaucht, das die Kapazität hat, direkt von dem Vogel auf den Menschen überzugehen. Ich denke, wir werden immer damit leben müssen, dass wir uns vom Vogel, also Influenzaviren von den Vögeln auf den Menschen übertragen werden können. Es gibt ja eine Vielzahl von verschiedene Influenzaviren bei den Vögeln. Das macht den Vögeln meistens nichts aus, sie leben damit und scheiden das Virus in großen Mengen aus. Ich denke, wir werden da sehr, sehr lange mit leben müssen.