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Wirtschaft und der Klimaschutz
Mehr Engagement für weniger CO2

Bosch, Bayer, RWE: Zahlreiche Konzerne haben Ziele vorgelegt, wie sie ihre CO2-Emissionen senken wollen – auch auf Druck von Investoren. Eine Untersuchung zeigt nun: Die Investitionen der Unternehmen in grüne Technologien sind tatsächlich gestiegen. Doch reicht das aus?

Von Mischa Ehrhardt | 25.02.2020
Ein Schild mit der Aufschrift CO2-Bilanz steckt auf einem Hängeordner (Symbolbild)
Konzerne investieren immer mehr in CO2-Verringerung - Umweltschützer reicht das aber noch nicht aus (imago images / Panthermedia)
Laut Studie von CDP sind es rund 124 Milliarden Euro, die die knapp 900 untersuchten Börsenunternehmen in Europa investiert haben, um ihre Klimaziele zu erreichen. Das klingt viel, ist aber viel zu wenig. Denn nach Berechnungen von CDP, der Non-Profit-Organisation Carbon Disclosure Project, müssten die Unternehmen ihre Anstrengungen und Investitionen glatt verdoppeln, um das von der EU ausgegebene Klimaziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Das sieht die Umweltorganisation urgewald ähnlich.
"Also wir brauchen wirklich in einer ganz anderen Dimensionen Taten und Handeln", sagt urgewald-Sprecher Moritz Schröder-Therre. Dabei sieht er vor allem auch die Finanzindustrie in der Pflicht, in dieser Richtung ihre Gelder, Kredite und Investitionen zu lenken.
"Diese schönen großen Worte für das Klima, das reicht einfach nicht mehr. Öl, Kohle und Gas ist nichts mehr, mit dem man heutzutage Geld verdienen sollte. Denn das sind die Geschäfte der Vergangenheit – und nicht der Zukunft".
Kein Kapital mehr bei fehlenden Klimaschutzmaßnahmen?
Die Unternehmen stehen zunehmend unter Druck. So hatte der Chef der weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, Larry Fink, zu Beginn des Jahres angekündigt, dass Konzerne, die den Klimaschutz nicht ernst nehmen, mit Misstrauen und Kapitalentzug rechnen müssten. Allerdings, so kritisiert Moritz Schröder-Therre, sei Blackrock in dieser Hinsicht nicht konsequent genug.
"Das hört sich ganz schön an. Gleichzeitig sehen wir auch, dass diese neue Richtlinie von Blackrock weniger als 20 Prozent der Kohleindustrie betrifft. Und das heißt: Viele Teile der Kohleindustrie bleiben weiter investierbar für Blackrock. Das ist natürlich ein Riesenproblem. Und da liegt dann das Greenwashing sehr nahe. Was wir wirklich brauchen, sind konsequente Taten – gerade von großen Playern wie Blackrock".
Dass Investoren auch Interesse an Nachhaltigkeit haben, liegt auf der Hand. Denn sie wollen am Ende eine Rendite einstreichen – und die steht in einigen Branchen in Frage. Als Beispiel nannte der Chef der Ethikbank GLS, Thomas Jorberg, kürzlich das neue Steinkohlekraftwerk Datteln IV am Dortmund-Ems-Kanal. "Und das ist ein so genanntes ‚stranded Asset‘. Also ein Investitionswert, ein finanzieller Investitionswert, der von heute auf morgen null wert sein wird".
Junge Klimaaktivisten zeigen zunehmend Flagge
Doch nicht nur von Investoren kommt Druck auf die Unternehmen. Vor allem junge Klimaaktivisten, wie Fridays for Future, erhöhen den Druck auf Unternehmen, sich nachhaltiger zu entwickeln. Das musste Siemens kürzlich erfahren. Dessen Chef Joe Kaeser schlug lauter Protest entgegen, weil er am Verkauf einer Signalanlage für eine umstrittene Kohlemine in Australien festgehalten hat. Jedenfalls bescheinigen die Studienautoren von CDP, dass einige der fast 900 untersuchten europäischen Börsenunternehmen die anstehenden Umstellungen ernst nehmen.
Auf alle anderen kommt nach Meinung von Moritz Schröder-Therre noch einiges an Arbeit zu. "Das Wichtigste überhaupt ist, dass natürlich die Unternehmen, die solche Aussagen tätigen, erst einmal in ihrem Kerngeschäft gucken, dass CO2 tatsächlich eingespart wird. Gerade wenn es um Aussagen von Konzernen wie RWE geht, die ja auch angeblich CO2 frei werden wollen, aber erst 2038 das letzte Kohlekraftwerk schließen wollen. Da fragen wir uns dann schon – wie soll das funktionieren? Also, das sind wirklich Aussagen, die in aller Regel mit Vorsicht zu genießen sind. Und wo man dann im Detail gucken muss, wie ernsthaft das wirklich genommen werden kann."