Dienstag, 30. April 2024

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Wissenschaftler zu Löschfristen für öffentlich-rechtliche Inhalte
"Grenzt an Schikane"

Der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch hat deutliche Kritik an den geltenden Löschfristen für Audios und Videos von öffentlich-rechtlichen Sendern im Internet geübt. Dobusch sagte im Deutschlandfunk, tagesaktuelle Inhalte sollten dauerhaft im Netz verbleiben dürfen. Dazu zählten auch Satiresendungen wie die "Heute Show" oder das "Neo Magazin Royal".

10.01.2018
    Jan Böhmermann als Videoeinspiel bei der ersten Verleihung des Preises für Popkultur des "Vereins zur Förderung der Popkultur"
    Jan Böhmermann, Satiriker und Moderator des "Neo Magazin Royale" (picture alliance / dpa / Britta Pedersen)
    Der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch hat deutliche Kritik an den geltenden Löschfristen für Audios und Videos von öffentlich-rechtlichen Sendern im Internet geübt.
    Dobusch, der als Vertreter für die Interessensgruppe "Internet" im ZDF-Fernsehrat sitzt, sagte im Deutschlandfunk, tagesaktuelle Inhalte sollten dauerhaft im Netz verbleiben dürfen. Dazu zählten auch Satiresendungen wie die "Heute Show" oder das "Neo Magazin Royal" von Jan Böhmermann. Die Rechte daran lägen bei den Sendern. Sie in solchen Fällen trotzdem zum Löschen zu zwingen, grenze an Schikane.
    Verleger handeln "durchsichtig und perfide"
    Die Hinweise der Verleger auf die unzulässige Presseähnlichkeit des Internetangebots von ARD und ZDF sind nach den Worten des Professors von der Universität Innsbruck durchsichtig und perfide. Mit dieser Strategie gehe es den privaten Presseverlegern vor allem darum, einen unliebsamen Konkurrenten zu schwächen. Solange es dem Rundfunk untersagt sei, sich im Internet über Werbung zu finanzieren, müssten die Anstalten machen dürfen, was sie wollten. Die bisherige Debatte mit den Zeitungsverlegern sei zu emotional geprägt und gestrig.
    Dobusch forderte von der Politik klare Regeln fürs Internet. In den nächsten Wochen entscheiden die Ministerpräsidenten der Länder darüber, was dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Internet erlaubt werden soll. Die Löschfrist und die Presseähnlichkeit werden dabei eine wichtige Rolle spielen.