Dienstag, 19. März 2024

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Neuer ARD-Vorsitzender
Wilhelm fordert Anpassung des Rundfunkbeitrags

Der neue ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm hat für eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags plädiert. Zwar nutze man jede neue Möglichkeit, ohne Qualitätsverlust zu sparen - wenn es ab 2021 aber "nicht zumindest einen Teuerungsausgleich" gebe, werde man tief ins Programm einschneiden müssen, sagte Wilhelm im Dlf.

Ulrich Wilhelm im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 11.01.2018
    Ulrich Wilhelm bei einer Pressekonferenz in München anlässlich der ARD-Themenwoche zum Thema "Toleranz"
    Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, führt ab 1. Januar 2018 als Vorsitzender die ARD (imago / Stephan Görlich)
    Der neue ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm sieht vor allem die Debatte um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die derzeit in ganz Europa geführt werde, als Herausforderung. Zentral sei die Frage: "Was ist unser Platz in der Gesellschaft?"
    Ebenfalls wcihtig seien die künftige Auftragsgestaltung und die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen, sagte Wilhelm im Dlf. Hier seien bereits verschiedene Vorschlage vorgelegt worden - von Projekten, die die ARD insgesamt angehen würden bis hin zu Vorhaben, die jedes Haus der ARD alleine umsetze. Beim BR beispielsweise, den Wilhelm seit 2011 als Intendant führt, gebe es einen groß angelegten Personalabbau im Bereich der Fernsehproduktion - "fast eine Halbierung des Personals in zehn Jahren".
    Ulrich Wilhelm ist seit knapp sieben Jahren Intendant des Bayerischen Rundfunks und hat außerdem am 1. Januar 2018 den Vorsitz der ARD für zwei Jahre übernommen. Er folgt damit auf die MDR-Intendantin Karola Wille. Zuvor war der gebürtige Münchner auch als Pressesprecher des Bayerischen Ministerpräsidenten und der Bayerischen Staatsregierung tätig sowie als Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung und als Regierungssprecher.
    Wilhelm fordert "Teuerungsausgleich"
    "Da wir mit öffentlichem Geld umgehen, sind wir immer aufgerufen, sparsam zu sein", so Wilhelm, deshalb müsse man, jede neue Möglichkeit, ohne Qualitätsverlust zu sparen, nutzen.
    Sparen bei Technik und Verwaltung allein reiche aber nicht aus - aus Sicht von Wilhelm müsse auch der Rundfunkbeitrag erhöht werden: Wenn es ab 2021 "nicht zumindest einen Teuerungsausgleich" gebe, werde man tief ins Programm einschneiden müssen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei der einzige Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, der seit Jahren ohne solchen Teuerungsausgleich auskommen müsse - obwohl auch bei ihm die Gehälter durch neue Tarifrunden steigen würden und auch die Kosten insgesamt um den Inflationsindex steigen würden.
    Wilhelm verteidigte vor allem die solidarische Finanzierung. Die Solidargemeinschaft ermögliche überhaupt, dass bestimmte Inhalte produziert werden würden:
    "Wenn wir als Land einen bestimmten Anspruch halten wollen, ein leistungsfähiges Auslandskorrespondentennetz haben wollen, dann können das nicht nur diejenigen finanzieren, die ganz konkret interessiert sind an einem Thema."
    "Große Mehrheit der Bevölkerung zufrieden"
    Einem "Akzeptanzproblem" der öffentlich-rechtlichen Sender möchte Wilhelm nur "differenziert" begegnen. Es gebe die Akzeptanzprobleme in Teilen der Gesellschaft. In vielen Publikumsbefragungen habe er aber auch immer wieder gespiegelt bekommen, "dass eine große Mehrheit der Bevölkerung zufrieden ist mit dem Angebot und es auch intensiv nutzt".
    Im Streit mit den Verlegern müsse man als ARD zwar gemeinsam vorangehen, "wenn es ums Ganze gehe", allerdings würden sich die Online-Angebote der verschiedenen Sender unterscheiden und es gebe unterschiedliche Gegebenheiten. Insgesamt brauche es aber das Verständnis, dass die Verlage und die Öffentlich-Rechtlichen mehr Gemeinsamkeiten hätten als Gegensätze - gemeinsam habe man den Auftrag für die Meinungsbildung im Land.