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"Young African Leadership Initiative"
Obama, die USA und Afrika

Die USA und ihr Präsident sind in Afrika so beliebt wie kaum in einem anderen Teil der Welt. Doch es wurde in der Vergangenheit auch bemängelt, dass ausgerechnet Barack Obama mit einem kenianischen Vater wenig Interesse an Afrika zeigte. Erst mit dem Projekt "Young African Leadership Initiative" hat er einen eigenen Akzent gesetzt.

Von Marcus Pindur | 02.08.2014
    US-Präsident Barack Obama hält eine Rede im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington.
    US-Präsident Barack Obama hat sich vergangene Woche mit den Stipendiaten von "Young African Leadership Initiative" getroffen. (dpa picture alliance / Olivier Douliery)
    Das Treffen Barack Obamas mit den 500 Stipendiaten der "Young African Leadership Initiative" Anfang vergangener Woche war ein Heimspiel. Obama und Amerika sind in Afrika so beliebt wie kaum in einem anderen Teil der Welt.
    Dass erstmals ein Schwarzer Präsident der USA ist, trägt zur Begeisterung bei. Das von Obama 2010 ins Leben gerufene Programm soll ein expandierendes Netzwerk von jungen Leuten bilden, die zur Ausbildung und zum Sammeln von Berufserfahrung in die USA kommen.
    Das Treffen mit den jungen Afrikanern sollte der zivilgesellschaftliche Kontrapunkt eines großen Gipfeltreffens mit 50 afrikanischen Staats- und Regierungsoberhäuptern ab Montag kommender Woche sein.
    "Dieses Gipfeltreffen drückt aus, wie ich seit Beginn meiner Präsidentschaft an Afrika herangegangen bin. Sicherheit, Wohlstand und Gerechtigkeit auf dieser Welt können nicht erreicht werden ohne ein starkes, prosperierendes und selbstständiges Afrika."
    Kritik an mangelndem Interesse an Afrika
    Doch Kritiker und Freunde Obamas haben in den vergangenen Jahren gleichermaßen bemängelt, dass ausgerechnet der amerikanische Präsident mit einem kenianischen Vater wenig Interesse an Afrika zeigte.
    Seine beiden Vorgänger, Bill Clinton und George Bush, hatten während ihrer Amtszeiten jeweils große Projekte vorangetrieben.
    Bill Clinton hatte ein breit angelegtes Feihandelsabkommen mit den meisten Sub-Sahara Staaten durchgesetzt, das gegenseitigen Marktzugang sichert. George Bush hat eine massive Anti-Aids-Initiative gestartet, mit deren Hilfe die Aids-Rate in der Region halbieren konnte.
    Beide Projekte hat die Obama-Administration weitergeführt, doch erst mit der Gründung der "Young African Leadership"-Initiative hat der Präsident einen eigenen Akzent gesetzt.
    Große Geldgeschenke an die Afrikaner, wie von China immer wieder publicityträchtig eingesetzt, werde es nicht geben, heißt es aus dem Weißen Haus. Man setze auf freien Handel, Demokratie und die Entwicklung eigener unternehmerischer Initiative in den Sub-Sahara-Staaten. Auf die Frage eines jungen Stipendiaten nach einem Schuldenmoratorium entgegnete Obama:
    "Ab einem gewissen Punkt muss man aufhören, woanders nach Lösungen zu suchen und bei sich selbst anfangen. So schwer die Kolonialgeschichte immer noch wiegt, aber sie dürfen das nicht als Entschuldigung benutzen, um sich nicht selber fortzuentwickeln."
    Strategische Konkurrenz zu China
    Obama wird dazu einiges beitragen können, denn der Handelsvertrag mit den Sub-Sahara-Staaten läuft Ende des Jahres aus und muss von einem widerspenstigen Kongress verlängert werden. Für die USA spielt auch die strategische Konkurrenz zu China eine zunehmende Rolle.
    "Afrika ist der Kontinent mit dem größten Wirtschaftswachstum. Sechs der zehn am schnellsten wachsenden Länder der Welt sind in Afrika. Länder wie China, Brasilien und Indien sind nicht nur an afrikanischen Rohstoffen interessiert, sondern auch an diesem großen, wachsenden Markt."
    Doch es sind nicht nur wirtschaftliche und strategische Gründe, die das Verhältnis der USA zu Afrika definieren, sagt Maurice Jackson, Geschichtsprofessor an der Georgetown University.
    "Die meisten Schwarzen Amerikaner kamen hierher als versklavte Afrikaner. Und die afrikanisch-stämmigen Amerikaner sind nicht nur stolz auf dieses Erbe, sondern haben immer auch ein großes Interesse an Afrika gehabt."
    Sklaverei und Segregation haben politische Implikationen - bis heute
    Das kulturelle Erbe und die grausame Geschichte von Sklaverei und Segregation haben bis heute politische Implikationen. Schwarze Wähler erwarten von ihren Abgeordneten, dass sie sich für die Belange afrikanischer Länder und die Beziehungen zu Afrika allgemein einsetzen.
    Das Ende der Rassentrennung im Süden der USA, die Dekolonialisierung und der Kampf gegen das Apartheid-Regime in Afrika wurden von den afrikanischstämmigen Amerikanern als Teil eines globalen Emanzipationsprozesses verstanden. Diese Bewegungen hätten sich gegenseitig beeinflusst, so Maurice Jackson.
    "Nelson Mandela hat auch Dinge von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gelernt. Der ANC zum Beispiel war nach dem Modell der ältesten schwarzen Bürgerrechtsorganisation in den USA aufgebaut, der NAACP. Mandela wollte, wie die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, immer auch weiße Verbündete. Diesen, nicht-rassisch definierten Politikansatz hatte er von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung übernommen."