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Zehn Jahre Exzellenzinitiative
Reputation im Ausland deutlich gesteigert

Die Förderung deutscher Universitäten durch die Exzellenzinitiative werde im Ausland sehr genau registriert, so eine Bilanz daran beteiligter Hochschulen. Die Zahl Promovierender aus dem Ausland sei deutlich gestiegen. Studierendenvertreter kritisieren allerdings, in der Lehre habe sich für normale Studierende nichts verbessert.

Von Susanne Lettenbauer |
    Studenten tummeln sich im Foyer der LMU München, Vogelperspektive
    Foyer der LMU München - Sie gehört zu den Spitzen-Unis in Deutschland. (imago/stock&people/HRSchulz)
    "Das ist eine große Erfolgsgeschichte muss man sagen, die ja auf der ganzen Welt mittlerweile kopiert wird."
    Für den Präsidenten der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Bernd Huber ist die Bilanz eindeutig: "Wenn ich unterwegs bin in China, Japan oder den USA, da wird man überall auf die Exzellenzinitiative angesprochen und das wird weltweit sehr genau registriert, welche Universität wie in diesem Wettbewerb abgeschnitten hat."
    Über 340 Millionen Euro* hat die LMU München in der Exzellenzinitiative seit 2006 erhalten, Spitzenreiter gleich hinter Aachen und der TU gleich um die Ecke. An vier Exzellenzclustern sowie einem gemeinsamen mit der TU München forscht der junge Nachwuchs in Hightech-Laboren. Die vier Graduiertenschulen in München und Regensburg ziehen Uniabsolventen aus der ganzen Welt an, sagt Huber. Man müsse sicherlich die dritte Förderrichtlinie anders konzipieren. Man könne aber nicht alle fünf Jahre ein neues Zukunftskonzept für die Universität erstellen, sagte Huber. Das sei bereits zwei Mal gemacht worden. Seines Erachtens sei dies in der Form nicht wiederholbar.* International habe die Exzellenzinitiative einen Quantensprung ermöglicht, ist Huber überzeugt, vor allem bei der Anwerbung von Spitzenforschern: "Von der Reputation her ist es für uns leichter geworden, internationale Wissenschaftler zu gewinnen, wir rekrutieren heute Wissenschaftler aus den USA, aus Großbritannien von hochrenommierten Universitäten und liegen heute, wenn man sich die Berufungen anschaut, bei einem Anteil von etwa einem Drittel von Berufungen aus dem Ausland."
    Von diesen Berufungen hätten sie jedoch nichts, sagen Studierendenvertreter. Die Lehre komme viel zu kurz. Es gehe nur um einige wenige Leuchttürme, der normale Studierende erhoffe sich an einer Spitzenuni auch Spitzenlehre, aber das sei falsch so Maximilian Rank, studentischer Senator der LMU: "Das Prädikat der Exzellenzuniversität hat für die Lehre bisher keine Auswirkungen gehabt. Weder im positiven, das hätten wir uns gewünscht, breit natürlich, das kann die Exzellenzinitiative aber auch nicht leisten, weil sie so selektiert. Wenn man das vergleicht zur Zeit vor der Exzellenzinitiative steht jetzt für die Studenten ein Stempel drauf exzellent, aber in der Lehre hat sich nicht viel geändert."
    Antragstellung ist ressourcenzehrend
    Eher kritisch schauen auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter auf den Hype um die Exzellenzinitiative. Allein die Antragstellung für die zwei Runden, die unzähligen Gutachten hätten Ressourcen wochenlang gebunden. Der normale Unibetrieb sei schwer aufrecht zu erhalten gewesen, sagt Bernhard Emmer vom Konvent der wissenschaftlichen Mitarbeiter, dem klassischen Mittelbau. Die 20 neuen Professorenstellen an seiner Fakultät – wie sollen die weiterfinanziert werden, falls die Förderung ausläuft?
    Es gäbe aber auch etwas sehr positives, muss Emmer zugeben: "Es ist sehr viel Arbeit, es wäre wünschenswert, wenn es weniger Arbeit wäre, andererseits ist es natürlich auch ein Instrument, irgendwie die schlauen Köpfe auch zu fördern und die innovativen Kräfte sozusagen mit so Wettbewerbsmethoden freizusetzen."
    Er habe dabei eine wachsende Kluft zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Professoren beobachtet, ergänzt Emmer. Wer es nicht in die Leuchttürme für junge Forscher, also die Exzellenzcluster oder Graduiertenschulen geschafft hat, der könne in späteren Bewerbungen vielleicht von dem Renommee einer Spitzenuni profitieren, Gelder von der Exzellenzinitiative sehe er trotzdem nicht, so der Physiker Emmer.
    Mehr Promovierende aus dem Ausland
    Diesem Eindruck widerspricht Ex-Vizepräsident und Exzellenzinitiativler der ersten Stunde Thomas Carell. Der Chemiker* spricht für das Exzellenzcluster Integrierte Proteinwissenschaften CIPSM, eines der fünf in der zweiten Runde seit 2012. Neben einer längst überfälligen internationalen Reputation bei seinen Kollegen in Zürich, Großbritannien oder den USA hätten vor allem Doktoranden enorm von der Exzellenzinitiative profitiert: "Ich hatte vor der Exzellenzinitiative zwischen 22 bis 25 Doktoranden, jetzt sind es 30. Man muss sich fragen, ob man so viele Promovierende will, aber vorher waren es deutlich zu wenige."
    Nicht nur die Zahl der Doktoranden hat sich durch die Exzellenzcluster erhöht. Heute kämen bei zwei Doktoranden auf 15 Studierende, vor der Exzellenzinitiative war es nur einer.
    Leider habe sich aber seine Hoffnung auf eine engere Zusammenarbeit mit anderen LMU-Fakultäten durch die Cluster nicht erfüllt. Stattdessen arbeiten Kollegen der Technischen Universität mit ihm zusammen. Auch ein positiver Effekt der Exzellenzinitiave: die universitäenübergreifenden Kooperationen.
    * Die gekennzeichneten Stellen wurden inhaltlich im Vergleich zur Ursprungsfassung dieses Manuskripts präzisiert und korrigiert.