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Zukuntsmarkt Osteuropa

Die Staaten Osteuropas gehören zu den Zukunftsmärkten für die deutsche Wirtschaft. Alleine in Russland sind derzeit etwa 6300 deutsche Firmen tätig. Vermittler und Makler in den politisch oft nicht ganz einfachen Handelsbeziehungen ist der Ost-Aausschuss der deutschen Wirtschaft.

Von Dieter Nürnberger |
    Fast auf den Tag genau vor 60 Jahren wurde der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft in Köln gegründet. Das ist natürlich Anlass zum Feiern – für Rück- und Ausblicke. Eckhard Cordes, der Vorsitzende, über eine Erfolgsgeschichte der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen West- und Osteuropa.

    "Anfang der 50er-Jahre lag das bundesdeutsche Handelsvolumen mit Osteuropa praktisch bei null. Ende der achtziger Jahre stieg der Anteil Osteuropas an unseren Exporten auf 6 Prozent. 2011 machten sie 17 Prozent der deutschen Exporte aus."

    17 Prozent Exportquote – damit liegen die osteuropäischen Länder beispielsweise deutlich über der Quote mit den USA, die derzeit rund 7 Prozent beträgt. Oder auch der mit China, hier sind es 6 Prozent.

    Derzeit eile der deutsch-russische Handel beispielsweise von Rekord zu Rekord, sagt Eckhard Cordes. Im ersten Halbjahr 2012 gab es bei den Ausfuhren ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, die deutschen Exporte hatten hier einen Wert von über 18 Milliarden Euro.

    Zwar schließt der Ost-Ausschuss in den kommenden Monaten in Russland eine Abschwächung der Konjunktur nicht aus, doch werde auch der WTO-Beitritt des Landes weiterhin positive Effekte haben. Viel Zuversicht beim Ost-West-Handel also – auch weil in andere Länder der Region mit steigenden Quoten exportiert werde.

    "Hier haben wir die stärksten Wachstumsraten mit Kasachstan, mit der Ukraine und auch mit Ländern wie Bulgarien oder Aserbaidschan zu verzeichnen. Diese Länder sind auch heute noch sozusagen Transformationsstaaten."

    "Diejenigen Staaten, die heute voll und weitgehend unserem Wirtschaftssystem und Demokratieverständnis entsprechen, sind nicht in der Betreuung des Ost-Ausschusses – beispielsweise sind das Polen, Tschechien und die Slowakei."

    Während die deutschen Gesamtexporte im ersten Halbjahr 2012 um 4,8 Prozent nach oben gingen, kletterte die Quote allein bei den Ausfuhren nach Osteuropa um rund 5 Prozent. Wobei sich der Hauptanteil dieses Wachstums immer mehr in die Länder am östlichen Rand der EU verlagere. Trotz alle Probleme, die es in manchen dieser Staaten gebe. Eckhard Cordes.

    "Wir haben noch immer mit Dingen wie staatlichem Protektionismus zu kämpfen – auch nach WTO-Beitritten. Ebenso mit Korruption, Rechtsunsicherheit und natürlich mit bürokratischen Hürden, die immer noch viel zu hoch sind."

    Zur Bilanz des nun 60-jährigen Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft gehört auch die Zahl von 1,5 Millionen Arbeitsplätzen, die von den Exportbeziehungen nach Osteuropa abhängen. Der Ausschuss begreift sich als Partner von Unternehmen und auch Regierungen in Ost und West. Und zum Jubiläum hatte man mit dem ehemaligen Bundesminister Egon Bahr einen Politiker eingeladen, der Anfang der siebziger Jahre die politische Formel "Wandel durch Annäherung" entscheidend prägte. Das Fazit des 90-jährigen SPD-Politikers:

    "Die Politik folgte der Methode der Wirtschaft: Langfristige Interessen definieren, in der Erwartung, dass sie langfristige Wirkungen entfalten. Das ist ja auch eingetreten. Kennedys Wort entsprechend – wer den Status quo ändern will, muss ihn erst anerkennen."