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25 Jahre USA-Russland
Trump will das frostige Verhältnis auftauen

Vor 25 Jahren haben die USA und Russland formell diplomatische Beziehungen aufgenommen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatten schon mehrere US-Präsidenten auf ein besseres Verhältnis zum alten Erzfeind gehofft, stets gefolgt von einer Enttäuschung. Wird der künftige Präsident Donald Trump mehr Erfolg haben?

Von Martin Ganslmeier | 03.01.2017
    Zwei russische Matrjoschka-Puppen in einem Moskauer Souvenir-Laden sind mit den Gesichtern von Donald Trump und Wladimir Putin bemalt.
    Der designierte US-Präsident Trump sieht im russischen Präsidenten Putin einen Seelenverwandten, mit dem er sich gute Deals vorstellen kann. (picture alliance / dpa / Mikhail Pochuyev)
    Im Rückblick war das amerikanisch-russische Verhältnis nie wieder so herzlich und optimistisch wie in den neunziger Jahren zwischen den Präsidenten Bill Clinton und Boris Jelzin. Viele Amerikaner hofften damals, dass sich auch das postkommunistische Russland zu einer Demokratie nach westlichem Vorbild entwickeln könnte. Diese Illusion endete nach der Jahrtausendwende, als Wladmir Putin an die Macht kam. George W. Bush äußerte sich nach seiner ersten Begegnung mit Putin noch zuversichtlich, "weil ich in seine Augen schaute und seine Seele sah".
    Die Männerfreundschaft währte jedoch nicht lange. Dass Russland Krieg gegen Georgien führte, empörte Bush. Putin wiederrum nahm Anstoß am Irak-Krieg und an Bushs Plan, ein Raketenabwehrsystem in Polen zu stationieren. Bushs Nachfolger im Weißen Haus, Barack Obama, bemühte sich um einen Neuanfang. Seine Außenministerin Hillary Clinton überreichte ihrem russischen Kollegen Sergei Lawrow sogar symbolisch einen Reset-Knopf und erklärte: "Wir wollen unsere Beziehungen neu starten. Und haben hart gearbeitet, um die richtige russische Übersetzung dafür zu finden."
    Neue Eiszeit im russisch-amerikanischen Verhältnis
    "Leider falsch", entgegnete Lawrow. Statt "Neuanfang" stand auf dem Knopf das russische Wort für "überlastet". Ein schlechtes Omen, wie sich bald heraus stellte. Obamas Wunsch nach gemeinsamer Abrüstung der Atomarsenale lehnte Putin ab. Obama wiederum kritisierte Russland als rückständige Regionalmacht und bezeichnete Putin mal als Schulhofrüpel, mal als jemanden, der nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist.
    Putins Einverleibung der Krim, seine Unterstützung für das Assad-Regime und die Hacker-Angriffe auf die Demokratische Partei führten endgültig zu einer neuen Eiszeit in den russisch-amerikanischen Beziehungen. Dass Obama kurz vor dem Ende seiner Amtszeit 35 russische Diplomaten des Landes verwies, kritisierte der künftige Präsident Donald Trump als voreilig. Denn noch lägen keine echten Beweise vor: "Außerdem weiß ich Dinge, die andere Leute nicht wissen. Sie können sich der Lage gar nicht sicher sein."
    Zwei Drittel aller US-Bürger mögen Putin nicht
    Dass Putin nicht gleich mit Gegenmaßnahmen reagierte, lobte Trump als "klug". Trump ist fest entschlossen, das frostige Verhältnis zu Russland wieder aufzutauen. Und in Putin sieht er einen Seelenverwandten, mit dem er sich gute Deals vorstellen kann. Weshalb Rex Tillerson, der Chef von Exxon-Mobile, sein Außenminister werden soll. Denn niemand in den USA hat einen so guten Draht zu Putin wie Rex Tillerson.
    Doch Trumps Schmusekurs gegenüber Putins Russland stößt schon jetzt auf heftige Kritik im Kongress und in der amerikanischen Öffentlichkeit. Dort gilt Putin als alter KGB-Apparatschik. Zwei Drittel aller US-Bürger mögen Russlands Präsidenten nicht. Kein ausländischer Regierungschef ist in den USA so unbeliebt wie Putin. Trumps künftige Russland-Politik werden die Amerikaner besonders kritisch verfolgen.