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AfD-Parteitag
"Frau Merkel, treten Sie zurück. Sie schaffen das."

Der Parteitag der "Alternative für Deutschland" ist vorbei. Am letzten Tag ging es noch einmal darum, sich geschlossen zu zeigen - und die Haltung zum Krieg in Syrien und zur Asylpolitik in Deutschland zu festigen. Unser Reporter Daniel Heinrich hat den ganzen Parteitag aus dem Kongresszentrum in Hannover begleitet - seine Reportage beginnt aber trotzdem draußen - und nicht mit der AfD, sondern mit Beethoven.

Von Daniel Heinrich | 29.11.2015
    Zu sehen ist die AfD-Vorsitzende Frauke Petry am Rednerpult, hinter ihr der blau-weiß-rote Schriftzug der Partei.
    Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry auf dem Parteitag in Hannover (picture-alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium. Wir betreten feuertrunken himmlische dein Heiligtum."

    Draußen die Europahymne. Neben gecancelten Hotelreservierungen und einer Demo am Samstag Teil eines ganzen Protestpakets gegen den Parteitag der AfD. Drinnen im Kongresszentrum kommen die Delegierten angesichts von Terrorgefahr und Syrienkonflikt nicht um das Thema Außenpolitik herum. Der Gastgeber des Parteitags, der Vorsitzende der AfD-Niedersachsen - Paul Hampel - legt gleich zu Beginn seinen Vorschlag zur Lösung der Krise im Nahen Osten dar:
    "Ob wir nicht für alle wehrpflichtigen Syrer und Iraker die allgemeine Wehrpflicht wieder einführen, damit diese für ihr Vaterland kämpfen und wir sie dabei unterstützen".
    Hampel bekommt dafür Standing Ovations. Nicht die einzige begeisterte Reaktion der knapp 500 Delegierten auf die Reden vorne auf der Bühne. Auch der selbstbewusste Auftritt der Parteivorsitzenden Frauke Petry erntet viel Applaus. Sie sieht die Zeit für die AfD gekommen:
    "Denn wer Demokratie und Freiheit liebt, der wählt die AfD 2016 in die Landtage und 2017 in den Bundestag."
    Selbst Höcke hält sich zurück
    Die Partei präsentiert sich als geschlossene Einheit. Selbst der potentielle Petry-Konkurrent, der Vorsitzende der AfD-Thüringen, Bernd Höcke, hält sich offiziell zurück, hält keine Rede – und gibt am Rande des Parteitages den Journalisten doch bereitwillig Auskunft. Durch seinen Auftritt mit Deutschlandflagge bei Günther Jauch auch bundesweit bekannt geworden sehen ihn viele in der Partei marginalisiert. Beim Thema Asylpolitik spricht er jedoch der Mehrheit der Anwesenden aus dem Herzen:
    "Das geht so nicht weiter. Wir werden dieses Jahr zwei Millionen Menschen haben und unterbringen müssen, die über die Grenze gekommen sind. Das können wir auf Dauer nicht verkraften. Wenn wir den Asylorkan jetzt nicht kontrollieren, dann werden wir in eine Phase des Staatsverfalls einmünden".
    Verantwortlich für die Flüchtlingskrise macht die AfD die USA und ihre Politik im Nahen Osten. Nicht die einzigen Gegner, die die Partei für sich entdeckt. Im Gegensatz zum Mitgliederparteitag im Juli sucht die Partei dieses Mal diese nicht im eigenen Lager. In den" Altparteien" und der "Pinocchiopresse", wie Frauke Petry die Medien bemüht ironisierend nennt, werden lange gepflegte Ressentiments gepflegt und weitere Konkurrenten ausgemacht. Nicht nur für die Partei. Auch für diejenigen, die sich in Deutschland im Stich gelassen fühlen.
    "Die Ängstlichen, meine Damen und Herren, egal wo sie wohnen, sind nicht unsere Gegner. Sie sind genau genommen unsere Verbündeten und sie brauchen Zeit und Geduld damit auch sie mutig werden können."
    Wunschbild: Gegenmodell zum Establishment
    Die AfD möchte sich an diesem Wochenende als Gegenmodell zum Establishment zeigen, als Vertreter derjenigen, die in der Gesellschaft unten, oder am Rande stehen. Dass zumindest die Parteiführung auch ganz gut mit den Reichen und Mächtigen tun können will, beweist allerdings der Auftritt von Frauke Petry auf dem Bundespresseball am Freitag, ein Auftritt, der am Rande der Veranstaltung durchaus für Kritik sorgt.
    Nach turbulenten Monaten möchte die Partei sich spürbar rüsten und für die kommenden Wahlen konsolidieren. Dazu schafft sie die vom geschassten Parteigründer Bernd Lucke präferierte Einerspitze zugunsten einer Doppelspitze wieder ab, bekennt sich zu Russland und dem Christentum.
    Das Fazit fällt dementsprechend einhellig aus: "Gekommen um zu bleiben". Das twittert der Kreisverband Kassel schon am Sonntag Vormittag. Passend zu diesem neuen Selbstvertrauen richtet Frauke Petry das Wort auch noch einmal direkt an den politischen Gegner:
    "Frau Merkel, treten Sie zurück. Sie schaffen das".