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Apec-Gipfel in Lima
Dicke Luft und viele Fragezeichen

Wie wird sich der Freihandel unter dem zukünftigen US-Präsidenten Trump entwickeln? Diese Frage stand beim APEC-Gipfel im peruanischen Lima im Mittelpunkt. Der noch amtierende US-Präsident Obama warb dafür, Trump zumindest eine Chance zu geben.

Von Anne Herrberg |
    Zwei uniformierte Frauen stehen in Lima neben demSchriftzug "Apec Peru 2016"
    In Lima findet zurzeit der APEC-Gipfel statt (dpa /picture alliance /Jiji Press /Shuhei Tsuji)
    Ein Gespenst geht um, auch auf der Apec-Konferenz in Lima. Es wirft Grundsatz-Fragen auf, schürt Ängste und sorgt für dicke Luft. Sein Name: Donald Trump. Jeder Regierungswechsel schüre Unsicherheiten, sagte der noch amtierende Präsident Barack Obama, warnte aber gleichzeitig vor zu schnellen Urteilen.
    "Erwartet nicht das Schlechteste, hofft, dass die Administration ihren Job machen und arbeiten wird, danach kann man sein Urteil fällen. Ich sage immer, es ist nicht das gleiche, wie du Wahlkampf machst und wie du dann regierst."
    Trotzdem: Trump. Auf dem Apec-Gipfel verkörpert dieser Name das Schreckgespenst Protektionismus. Die Ablehnung von Freihandelsabkommen war eines der zentralen Wahlkampfthemen des zukünftigen US-Präsidenten – Protektionismus könne aber auch nicht der Weg sein, sagte Neuseelands Premierminister John Key
    "Es gibt hier eine Art enorme Verzweiflung über Trump und wie er zum Freihandel steht. Aber das darf die die wirtschaftliche Integration im Rest der Welt nicht ins Stocken geraten lassen. Selbst wenn sich die Vereinigten Staaten nicht am Freihandel beteiligen wollen, muss Präsident Trump wissen, dass andere Länder es wollen und dass sie es auch tun werden."
    China wirbt für Freihandelsabkommen - unter eigenem Vorsitz
    Und das ist nicht nur Neuseeland und die zehn weiteren Pazifik-Staaten, mit denen die USA an der weltweit größten Freihandelszone TPP feilten, die Transpazifischen Partnerschaft, vorangetrieben von Barack Obama vor allem auch als Bollwerk gegen China gedacht. Nun drängt gerade der asiatische Riese auf ein Projekt, bei dem alle 21 Apec-Staaten beteiligt sind – unter Führung der Volksrepublik versteht sich.
    China werde seine Türen nicht verschließen - im Gegenteil: "Wir teilen die Meinung, dass alle Apec-Teilnehmer im Geiste der Partnerschaft zusammenarbeiten sollten, um eine offene Weltwirtschaft zu schaffen, die stabiles, nachhaltiges und ausgeglichenes Wachstum für alle bringt."
    So Xi Jinping, Staatschef der Volksrepublik am Samstag auf dem Gipfeltreffen in Lima, bei dem er auch mit US-Präsident Obama zusammentraf. Beide Seiten betonten, dass Zusammenarbeit wichtig sei, bei wirtschaftlichen aber auch bei sicherheitspolitischen Fragen – und hofften auf einen reibungslosen Übergang im Verhältnis beider Länder. Der zukünftige US-Präsident Trumpf hatte China im Wahlkampf als Währungsmanipulator gebrandmarkt – und die Sorge vor einer Art Handelskrieg geschürt.
    Obama spricht sich für Zusammenarbeit aus
    Obama warb in Peru noch mal für Dialog und Demokratie. Nach seinen Besuchen in Griechenland und Deutschland ist Lima die letzte Station einer Art Abschlusstournee des US-Präsidenten. Er sprach dort auf einer Veranstaltung mit rund 1.000 Studenten und jungen Führungskräften.
    "Ich bin ein sehr stolzer Amerikaner und mein Job als US-Präsident ist es, die Interessen meines Landes zu schützen aber ich sage immer, der beste Weg ist, nicht nur nach uns sondern auch nach unseren Nachbarn zu schauen, denn wenn deren Haus abbrennt, brennt unseres irgendwann mit ab."
    Zu dem mit Spannung erwarteten Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und Barack Obama ist es in Lima indes nicht gekommen – jedenfalls nicht offiziell. Die Beziehungen zwischen Washington und Moskau liegen wegen des Syrien-Kriegs auf Eis. Putin, der entgegen vorheriger Ankündigungen keine offizielle Rede auf dem Apec-Gipfel hielt, setzt auf bessere Beziehungen mit Trump und traf sich in Lima derweil mit dem autoritären philippinischen Rodrigo Duterte. Auf dem Schachbrett der Welt ist vieles in Bewegung, das zeigt sich auch beim Apec-Gipfel in Peru.