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Bundespräsidentenkandidat Van der Bellen
Der Alpen-Kretschmann aus Österreich

Er ist Grüner und hat trotzdem viele Anhänger im bürgerlichen Lager: Der 72-jährige Wirtschaftsprofessor Alexander van der Bellen kandidiert in Österreich als Bundespräsident. Die Hoffnungen sind groß - denn er soll einen Präsidenten der rechtspopulistischen FPÖ verhindern.

Von Ralf Borchard |
    Alexander van der Bellen kandidiert zum Posten des österreichischen Präsidenten. Hier vor einem Wahlplakat.
    Alexander van der Bellen kandidiert zum Posten des österreichischen Präsidenten. (picture alliance / dpa / EPA)
    Er ist bedächtig, sachlich, macht in seinen Sätzen auch mal ein paar Sekunden Pause zum Nachdenken. Und ist die Hoffnung all derer, die einen Präsidenten der FPÖ, Parteifarbe blau, verhindern wollen. Alexander van der Bellen, 72, früher Wirtschaftsprofessor, elf Jahre lang Parteichef der Grünen:
    "Ich glaube, was die Mehrheit der Österreicher nicht will, ist eine blaue Republik, mit einem blauen Bundespräsidenten, einem blauen Bundeskanzler."
    Das sagt Van der Bellen, weil viele einen FPÖ-Bundespräsidenten als ersten Schritt zu einer auch FPÖ-geführten Regierung sehen. Vor der ersten Wahlrunde galt Van der Bellen lange als Favorit. Vor allem, weil er, ähnlich Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg, als Grüner auch im bürgerlichen Lager viele Anhänger hat. Van der Bellen weiß, dass er die breite Mitte braucht, um zu gewinnen. Er plakatierte deshalb groß den Begriff Heimat, daneben war er etwa mit seinem Hund im heimischen Kaunertal zu sehen:
    "Es ist kein Privileg irgendeiner Partei, Heimat für sich zu vereinnahmen. Wie Sie wissen, bin ich auch ein Flüchtlingskind, Österreich hat mir Heimat gegeben, zuerst Tirol, dann ganz Österreich – mir ist das wichtig."
    Sein Vater war einst aus Russland über Estland nach Österreich geflohen. Andere Positionen Van der Bellens sind in Österreich derzeit schwieriger zu vermitteln. Dass er weiter für eine offene Flüchtlingspolitik plädiert. Dass er mit Blick auf die EU sagt, das Ziel müsse mehr Europa sein.
    Van der Bellen will FPÖ-Kanzler derzeit nicht vereidigen
    Und dass er sagt, er würde als Präsident keinen Heinz Christian Strache als Kanzler vereidigen, selbst wenn die FPÖ bei er nächsten Parlamentswahl die Mehrheit gewinnt. Strache sei schlicht zu europafeindlich, jedenfalls bisher:
    "Er hat noch zwei Jahre Zeit. Die Hofburg steht im jederzeit offen, wenn ich denn Bundespräsident bin. Vielleicht bewegt sich da ja etwas. Aber Stand heute halte ich das für ausgeschlossen."
    Van der Bellen ist passionierter Raucher, hält sein Privatleben aber sonst lieber fern der Öffentlichkeit. Sagt, seine zweite Frau, die er kurz vor Beginn des Wahlkampfs geheiratet hat, wolle sicher nicht ständig "First Lady" spielen, sondern weiter im Beruf bleiben. Sie ist Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion im Parlament. Die Blöße, die sich Van der Bellen im Wahlkampf gab: Er ließ sich vom deutlich jüngeren Norbert Hofer zuweilen sehr provozieren.
    - "Ja, der Herr ist so vergesslich – sie wollen das nicht wahrhaben."
    - "Herr Hofer, jetzt tun Sie so, als sei ich ein alter Opa, der eigentlich nimmer weiß, was gestern und morgen ist."
    - "Nein, ich schätze Sie wirklich, nein."
    Und am Ende dieses Dauerwahlkampfs wirkt Alexander van der Bellen schlicht auch etwas erschöpft und müde. Er hat ein Menge prominente Unterstützer aus Kultur und Politik, von André Heller bis zum neuen Kanzler Christian Kern. Die große Frage ist, ob das am Ende reicht.