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Bundestagswahlkampf
Punkten mit Europa?

Applaus und Pfiffe: Europa ist im Wahlkampf ein schwieriges Thema. Während etwa die CDU für die EU als "unersetzliches Friedensprojekt" wirbt, kommt aus der AfD vor allem Kritik. Eindrücke aus Sachsen.

Von Bastian Brandau |
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhält bei einem Wahlkampfauftritt in Annaberg-Buchholz (Sachsen) am 17.03. 2017 von dem CDU-Landtagsabgeordneten Alexander Krauß (r) einen Martin Luther Nussknacker.
    Europa sei als Friedensprojekt unersetzlich, sagt Merkel, lässt sich dann noch einen Nussknacker schenken und entschwindet zum nächsten Termin nach Thüringen. (dpa/Sebastian Kahnert)
    "Wir genießen die Kulisse hier. Ja, wie war denn Ihr Tag bis dato? - Ja bis dato war der Tag eigentlich ganz interessant."
    Die Sonne steht tief über dem malerischen Marktplatz der ehemaligen Bergbaustadt Annaberg-Buchholz. Die CDU-Parteimitglieder im abgetrennten Bereich halten schwarz-rot-goldene Schilder mit dem Namen der Kanzlerin in den Händen, auch der Slogan "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben" ist zu lesen. Im Hintergrund machen über hundert AfD- und Pegida-Anhänger ihrem Unmut Luft, in den Händen Schilder und Wahlplakate mit islamfeindlichen Parolen. Pfiffe und Buhrufe begleiten die Rede der Kanzlerin. Merkel spricht ihre Kritiker an, die Sorgen, etwa wegen der Eurokrise, seien nachvollziehbar:
    "Und meine Damen und Herren, schauen Sie sich doch mal um in der Welt. Wenn wir das, was uns wichtig ist, Freiheit, Sicherheit, Reisefreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, wenn wir das durchsetzen wollen, dann sind wir in Europa gemeinsam stärker."
    Europa kritisch gesehen
    Europa sei als Friedensprojekt unersetzlich, sagt Merkel, lässt sich dann noch einen Nussknacker schenken und entschwindet zum nächsten Termin nach Thüringen. Nachgefragt bei denen, die gepfiffen haben:
    "EU interessiert uns gar nicht. Uns interessiert nur, wie unser Volk, wir haben früher in der DDR viel besser gelebt wie jetzt. Schulsystem war in DDR-Zeiten viel besser, Ordnung und Zucht, jetzt ist überhaupt keine Ordnung mehr."
    Seinen Namen will dieser Mann mit den kurzen grauen Haaren nicht nennen. Wichtig sei für ihn, dass keine Flüchtlinge mehr nach Deutschland kämen. Etwas differenzierter sieht es dieser Mann, der einen AfD-Wimpel in der Hand hält:
    "Europa ist ein wichtiger Bestandteil in dem Wahlkampf, weil viele die positiven Auswirkungen, die das gemeinsame Europa mit sich bringt, auch gerne weiterhin haben möchten. Aber: Es kann nicht sein, dass wir als Zahlmeister hier dastehen."
    Der Euro muss bleiben
    Er kenne die Argumente, sagt CDU-Direktkandidat Alexander Kraus. Aber: Für ihn sei ein Erzgebirge ohne EU schlicht nicht denkbar:
    "Europa spielt insofern eine Rolle. Wir sind eine Industrieregion mit ganz vielen Arbeitsplätzen, die vom Export abhängig sind. Also ist der Erhalt des Euros für uns zum Beispiel existenziell wichtig."
    Der CDU-Kandidat diskutiert nach dem Merkel-Auftritt auf dem Marktplatz mit Erzgebirglern jeder politischen Couleur. Auf seinen Online-Auftritten und den Wahlplakaten seiner Partei spielt Europa aber kaum eine Rolle. Im griechischen Restaurant am Rande des Marktplatzes sieht das anders aus. Europa sei Alltag in ihrem Leben, sagt Mandy Koutsidis, die mit einem gebürtigen Griechen verheiratet ist. In ihrem Restaurant arbeitet ein tschechischer Kellner.
    "Es ist halt wichtig, Europa. Jetzt ist es soweit vorangetrieben worden, dass wir ein einheitliches Europa haben, und ich bin der Meinung, dass das auch so bleiben sollte. Weil zusammen sind wir stärker. Man darf nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander."