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Energiewende
Bayerisches Atomkraftwerk soll eher vom Netz

Der Düsseldorfer Energiekonzern Eon will das bayerische Atomkraftwerk Grafenrheinfeld sieben Monate früher abschalten als ursprünglich geplant. Der Konzern hat entsprechende Gerüchte nun bestätigt und begründet den Schritt damit, dass das Kraftwerk nicht mehr rentabel sei.

28.03.2014
    Zwei Kühltürme des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld in Bayern in der Abenddämmerung.
    Das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld soll nach dem Willens Eons schon in einem Jahr und zwei Monaten vom Netz gehen. (picture alliance / dpa / David Ebener)
    Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat die Entscheidung Eons begrüßt. Jedes Kraftwerk, dass noch ein bisschen früher vom Netz gehe, sei in ihrem Interesse, sagte die SPD-Politikerin. Aus ihrer Sicht besteht zudem kein Grund zur Sorge, dass die Stromversorgung in Deutschland durch die Abschaltung gefährdet sein könnte.
    Eigentlich sollte die Anlage in Grafenrheinfeld im Rahmen der Energiewende erst Ende 2015 stillgelegt werden. Nun will Eon schon in einem Jahr und zwei Monaten Schluss machen. Grund sei unter anderem die Kernbrennstoffsteuer, die 2011 eingeführt wurde. Diese wird fällig, wenn neue Brennstäbe in Atomkraftwerken installiert werden. In Grafenrheinfeld hätten beim ursprünglichen Zeitplan die Brennstäbe ersetzt werden sollen, was nach Konzernangaben 80 Millionen Euro gekostet hätte. Diese Ausgaben entfallen nun für Eon.
    Nach Meinung der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat Eon mit dem Schritt versucht, den Staat zu Steuererleichterungen zu überreden. Dies sei aber nicht gelungen.
    Aussichten bei Eon schlecht
    Eon steht wirtschaftlich unter Druck. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien sinken die Gewinnspannen bei konventionellen Kraftwerken deutlich. Der Düsseldorfer Konzern hatte das im vergangenen Jahr zu spüren bekommen, als sich der Gewinn auf 2,2 Milliarden Euro nahezu halbierte.
    Die frühere Abschaltung von Grafenrheinfeld ist aber noch nicht beschlossene Sache. Die Bundesnetzagentur kann fordern, dass das Kraftwerk länger am Netz bleibt, wenn die Behörde die Versorgungssicherheit für gefährdet hält. Spekuliert wird über mögliche Stromengpässe in Süddeutschland.
    Ursprünglich sollte das Atomkraftwerk erst dann abgeschaltet werden, wenn die sogenannte "Thüringer Strombrücke" fertiggestellt ist. Über die soll der Süden mit ausreichend Strom versorgt werden, wenn die Produktion der Atomkraftwerke endet.
    Versorgungssicherheit gewährleistet?
    Beim Netzbetreiber Tennet sieht man allerdings keine Probleme durch die frühere Stilllegung, wie Eon sie plant. Die Situation sei beherrschbar, erklärte der Vorstandschef in einer Mitteilung. Sollte die Bundesnetzagentur zu einem anderen Ergebnis kommen, könnte der Energiekonzern möglicherweise eine Entschädigung für den Weiterbetrieb bekommen, die dann die Verbraucher zahlen müssten. Die abschließende Prüfung läuft laut Tennet noch.
    "Die Abschaltung von Grafenrheinfeld ist längst überfällig", erklärte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger. Er lobt Eon für den Schritt, hoffe aber gleichzeitig, dass Eon nicht hintenrum versuche, Geld für den Weiterbetrieb zu bekommen.
    Aktuell sind in Deutschland noch neun Atomkraftwerke am Netz. Bis zum Jahr 2022 sollen sie alle stillgelegt werden.