Archiv

Französische Staatsanwaltschaft
Copilot brachte Flugzeug absichtlich zum Absturz

Der Co-Pilot hat das Germanwings-Flugzeug in Frankreich vorsätzlich gegen die Felswand gesteuert. "Wir müssen von einer willentlichen Tötung ausgehen", sagte der französische Staatsanwaltschaft. Der Kapitän habe das Cockpit kurzzeitig verlassen, der Copilot habe ihn nicht wieder hineingelassen.

    Die Unglücksmaschine auf einem Archivbild
    Die Unglücksmaschine auf einem Archivbild (imago stock&people)
    Diese Schlüsse zieht der Staatsanwalt Brice Robin aus der Auswertung des bereits gefundenen Sprachrekorders. Der Pilot ist aller Wahrscheinlichkeit nach zur Toilette gegangen, die Rückkehr in das mit einem Sicherheitsmechanismus verschlossene Cockpit habe ihm der 27-jährige Copilot aus Deutschland verweigert, sagte Robin. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht.
    "Zerstörung bewusst eingeleitet"
    "Die wahrscheinlichste Version ist, dass sich der Copilot geweigert hat, die Kabinentür wieder zu öffnen und bewusst den Sinkflug eingeleitet hat. Er hat diese Steuerungselemente bewusst bedient. Man muss davon ausgehen, dass der Copilot bewusst die Zerstörung eingeleitet hat", sagte Robin.
    Der französische Staatsanwalt Brice Robin (Mitte) informiert sich in Seyne-les-Alpes über den Absturz des Germanwing-Flugs
    Der französische Staatsanwalt Brice Robin (Mitte) informiert sich in Seyne-les-Alpes über den Absturz des Germanwing-Flugs (AFP / Boris Horvat)
    Der Staatsanwalt erklärte weiter: "Während der ersten 20 Minuten unterhalten sie sich normal. Da geschieht nichts Anormales." Nach dem Briefing für die geplante Landung in Düsseldorf höre man auf der Audiodatei des Stimmenrekorders, wie der Kapitän den Copiloten bittet, das Kommando zu übernehmen, sagte Robin. "Dann hört man, wie ein Sitz zurückgefahren wird, eine Tür sich öffnet und schließt." Der Copilot sei fortan alleine im Cockpit gewesen.
    "Das kann nur eine bewusste Handlung sein"
    Der Voice-Recorder der in Frankreich abgestürzten Germanwings-Maschine 4U 9525.
    Der Voice-Recorder der in Frankreich abgestürzten Germanwings-Maschine 4U 9525. (BEA/dpa)
    "Dann löst der Copilot den automatischen Sinkflug aus. Er manipulierte das Flight Monitoring System. Das kann nur eine bewusste Handlung sein", sagte Robin. Durch ein Kabinensprechsystem sei der Pilot zu hören, der fordert, wieder ins Cockpit gelassen zu werden. Er habe mehrfach verlangt: "Lass mich rein!" Man höre ein Klopfen - ohne Reaktion des Copiloten. "Dann hört man schweres Atmen bis zum endgültigen Aufschlag."
    Der Copilot sei offensichtlich am Leben gewesen, die Atmung und das offenbar bewusste Einleiten des Sinkflugs lasse keinen Schluss auf einen Schwächeanfall oder Ähnliches zu. Als Letztes höre man heftige Schläge, als würde jemand versuchen, die Tür aufzubrechen - und den Aufprall. Auf Ansprache des Towers habe der Mann nicht reagiert. Ein Notruf sei nicht abgesetzt worden.
    Zweiter Flugdatenschreiber fehlt noch
    Bei dem Flugzeugunglück in den französischen Alpen waren am Dienstag alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Am Mittwoch wurden die ersten Opfer geborgen. Zugleich gehe die Suche nach dem zweiten Flugdatenschreiber in dem Trümmerfeld weiter, so Brice. Die Bergung und Identifizierung der Opfer könne mehrere Wochen dauern.
    Französische Rettungshelfer nahe der Unglücksstelle des Germanwings Airbus A320 in den französischen Alpen am 24.3.2015.
    Französische Rettungshelfer nahe der Unglücksstelle des Germanwings Airbus A320 in den französischen Alpen am 24.3.2015. (AFP / Boris Horvat)
    Auch die Trümmer der Maschine sollen soweit möglich geborgen werden - auch sie könnten Aufschluss geben über die Ursache des Unglücks. Die Helfer starteten am Donnerstag erneut mit Helikoptern in das schwer zugängliche Gebiet. Viele Angehörige sind in der Region des Absturzes eingetroffen.
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière erklärte in Berlin, die Fragen konzentrierten sich nun auf den Hintergrund des Copiloten. Die deutschen Sicherheitsbehörden hätten bereits am Tag des Absturzes routinemäßig in den Informationssystemen von Polizei und Nachrichtendiensten eine Abfrage vorgenommen, um die Besatzung mit Blick auf mögliche terroristische Verbindungen zu überprüfen. "Wir haben alle überprüft." Die Ergebnisse seien allesamt negativ ausgefallen. Auch die regelmäßige Sicherheitsüberprüfung der Lufthansa habe kein Ergebnis gehabt.
    (nch/fwa/dk/nin)