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Fußball-EM
Das Bollwerk in Italiens Abwehr

Wenn Deutschland morgen im Viertelfinale der Fußball-EM gegen Italien spielt, werden die deutschen Nationalspieler vor allem einen Mann überwinden müssen, um zum Tor vorzudringen: Giorgio Chiellini. Er bringt seine Gegner durch zähes und dominantes Stellungsspiel zur Weißglut. Sein Motto: "Entscheidend ist der Kopf, die Füße kommen dann schon von selber."

Von Jan-Christoph Kitzler | 01.07.2016
    Der italienische Verteidiger Giorgio Chiellini.
    Der italienische Verteidiger Giorgio Chiellini. (imago sportfotodienst)
    Als Abwehrspieler muss man hart im Nehmen sein. Und Giorgio Chiellini ist besonders hart: Seine Nase hat er sich schon viermal gebrochen, seitdem ist sie vielleicht nur noch markanter geworden. In Chiellinis Schulter vergrub Uruguays Superstar Luis Suárez bei der WM 2014 seine Zähne. Der geborene Pisaner kann seine Gegner zur Weißglut bringen. Durch seinen zähen Kampf durch perfektes, dominantes Stellungsspiel. Aber manchmal auch mit kleinen, fiesen Tricks. "Auf dem Platz kann er ein Schwein sein", hat Albin Ekdal gesagt, der mit ihm bei Juventus Turin gespielt hat.
    Chiellini ist schon seit 12 Jahren in Turin, fünf Mal wurde er seitdem italienischer Meister, zweimal hat er die Coppa d’Italia gewonnen – 2006 war er nicht im Kader der Weltmeistermannschaft. Aber seitdem ist er eine feste Größe in der Squadra Azzura.
    Kein Knochenbrecher, sondern ein Taktikfuchs
    Kein Knochenbrecher, eher ein mitdenkender Abwehrspieler. Chiellinis Motto: "Entscheidend ist der Kopf, die Füße kommen dann schon von selber." Und natürlich ist Chiellini einer, auf den sich Taktikfuchs und Trainer Antonio Conte blind verlassen kann. Genau wie er beherrscht Chiellini das Tiefstapeln:
    "Auch bei anderen Gelegenheiten sind wir eher aus der zweiten Reihe gestartet. Für uns ändert das nichts. Wichtig ist, dass wir unsere Schwächen und Stärken gut kennen. Ich glaube, wir sind ganz gut vorbereitet."
    Auch dank Chiellini war Italiens Spiel bei dieser EM viel mehr als Catenaccio, also kompromisslose Verteidigung. Aus der zentralen Abwehr heraus spielte er immer wieder selbst die öffnenden Pässe, schaltete sich in die Angriffe ein und schoss gegen Spanien ein Tor. Schön ist das meist nicht – aber effektiv, in bester italienischer Tradition.
    Es folgt der schöne Teil der EM
    Und er hat noch einiges vor mit seiner Squadra Azzurra. Möglichst noch bis Ende der nächsten Woche. Jetzt kommt der schöne Teil der EM, hat Chiellini nach dem Achtelfinale gesagt. Und das heißt für Deutschland: sich warm anziehen.
    "Wir sind zwei große Mannschaften. Deutschland ist natürlich Favorit, im März haben sie uns ganz schön abfrikassiert. Wir müssen eine besondere Leistung bringen, noch mehr als gegen Spanien. Sonst reicht das für uns nicht in Bordeaux."
    Im Kreise seiner Mannschaft gilt Chiellini übrigens nicht als Zerstörer, sondern als heller Kopf, der alles gibt. Nebenbei studiert er an der Uni Wirtschaft. Der Mann denkt nach vorne, aus der Abwehr und schon über das Spiel gegen Deutschland hinaus.