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Gamescom 2018
Laktat-Test soll Leistungen im E-Sport verbessern

Geschicklichkeit und Reaktion entscheiden im E-Sports über Sieg und Niederlage. Sportwissenschaftler haben auf der Gamescom einen Laktat-Test für E-Sportler vorgestellt. Mit den Ergebnissen sollen Trainingspläne für Profi-Gamer erstellt werden.

Von Maximilian Schönherr |
    22.08.2018, Nordrhein-Westfalen, Köln: Besucher der Gamescom spielen. Zum zehnten Mal findet die Computer Spielemesse in Köln statt. Foto: Oliver Berg/dpa | Verwendung weltweit
    Geschicklichkeit und Reaktion entscheiden auch auf der Gamescom 2018 in Köln über Sieg und Niederlage im E-Sports. (dpa)
    "Wir haben den Laktat-Test für Gamer entwickelt und messen mit unserer Testbatterie einerseits die Reaktionsfähigkeiten, aber auch so etwas wie Handgelenksgeschwindigkeiten. Dazu dienen die beiden Testgeräte hier. Wir wollten vor allem valide Ergebnisse haben, und deswegen haben wir uns auf erfahrene Testsysteme berufen", so Chuck Tholl vom Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln.
    Tholl stellte zusammen mit Kollegen auf dem Gamescom Congress einen Versuchsaufbau vor, der aus zwei Geräten besteht - einem für die Reaktionsgeschwindigkeit, einem zum Messen der Geschicklichkeit der Hand. Man führt dabei unter anderem einen Stift durch eine in eine Metallplatte eingefräste Linie und darf die Wände nicht berühren. Die beiden Geräte sind wissenschaftlich erprobte Messeinrichtungen aus Wien.
    "Die Hände von E-Sportlern sind meistens ruhiger"
    "Neu ist erst mal an diesen Tests gar nichts. Neu ist, dass wir das ganze komplett auf den E-Sport beziehen wollen. Wir möchten letztendlich E-Sport-spezifische Parameter erfassen, vor allem diese körperlichen Parameter, damit man sie nachher auch trainieren kann. Wir möchten Trainingspläne für E-Sportler schreiben. Und dafür brauchen wir erst einmal Werte, wie man sozusagen das ganze messen kann beziehungsweise wie wir daraus anschließend die Trainingspläne ableiten können", erklärt Tholl.
    Es gibt ein sogenanntes Koordinationstraining für Feinmotorik, um die Leistung zu verbessern, oder auch andere sporttherapeutische Maßnahmen, um die Reaktion zu verbessern. Es wird viel erzählt, was ein E-Sportler braucht, aber niemand weiß genau, ob es wirklich so ist. E-Sport kann Computerfußball, Tischtennis, Golf oder Autorennen sein. Die Spiele sind sehr unterschiedlich und fordern unterschiedliche Arten von Geschicklichkeit und Reaktion. Trotzdem scheint den Spielern etwas gemein zu sein.
    "E-Sports ist ganz normaler Leistungssport"
    "Die einzelnen Titel unterscheiden sich immens. Und da kann es auch sein, dass die Reaktionszeiten sich unterscheiden, denn die Reaktionen sind von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Die Top-Titel wie League of Legends, Counter Strike oder FIFA erfordern alle ein gewisses Maß an höherer Reaktion. Wir haben schon in den ersten Tests gesehen, dass die meisten E-Sportler, vor allem die, die besser sind, also Richtung Profis, überdurchschnittliche Werte haben, vor allem im Vergleich zur normalen Population, vor allem in Sachen Reaktion. Die Hände von E-Sportlern sind meistens ruhiger. Aber wir stehen erst am Anfang der Messung und haben noch keine validen oder verallgemeinerbaren Ergebnisse.
    Wir wollen erst einmal schauen, ob unsere Testbatterie die Amateure und Profis im E-Sport voneinander unterscheiden kann. Erst anhand dessen äußern wir dann Trainingsmaßnahmen, um dann zu sagen: Um ein Profi zu sein, braucht man die und die Messwerte. Das könnte man nachher auch wie beim normalen Sport als Screening-Test einsetzen", so Sportwissenschaftler Tholl. An der Sporthochschule, wo Training und Wettkampf in der Regel schweißtreibend sind, wird der E-Sport nicht mehr belächelt, sondern er gilt als ganz normaler Leistungssport.
    "Unsere Sportdefinition ist sehr stark durch körperliche Aktivitäten geprägt. Was aber da mit hereinfällt, ist das soziokulturelle Umfeld, was letztendlich immer bestimmt, was Sport ist, wenn man über die Jahrhunderte guckt. Da sich unsere Kultur in den letzten 20 Jahren extrem gewandelt hat, auch körperlich unsere Arbeitswelt zu Dienstleistung und einer sitzenden Gesellschaft, ist es für mich gar keine Frage mehr, ob das Sport ist", erläutert Tholl.