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Initiative gegen Hass im Netz
"Man muss Menschen beibringen, dass so was nicht geht"

Dem Hass im Netz mit Gegenrede entgegnen - das ist die Idee von Hannes Ley, dem Gründer der Initiative #ichbinhier. In letzter Zeit sei es jedoch immer schwerer geworden, gegen den Hass anzuarbeiten, sagte Ley im Dlf. Er fordert in Bezug auf den Umgang mit Hetze vor allem eine bessere Bildungsarbeit.

Hannes Ley im Gespräch mit Christoph Sterz |
    Das Laptop-Paradies: das Café St. Oberholz in Berlin-Mitte
    Einige Mitglieder der Initiative #ichbinhier sitzen laut Hannes Ley regelmäßig bis zu zwei Stunden am Tag ehrenamtlich am Rechner, um gegen Hasskommentare anzuschreiben. (dpa / picture alliance / Kay Nietfeld)
    Der Umgang mit Hass und Ressentiments in Online-Medien ist für Hannes Ley nicht erst seit der Diskussion um das Netzwerkdurchsetzungsgesetz - das im Juni vom Bundestag verabschiedete Gesetz gegen Hass und Verleumdung in den sozialen Netzwerken - ein Dauerthema. Der Kommunikationsberater stört sich schon länger an einem fremdenfeindlichen und hasserfüllten Klima im Netz und gründete 2016 die Facebook-Gruppe #ichbinhier.
    "Folge der sprachlichen Verrohung in den digitalen Medien ist, dass eine Vielzahl von Personen dem öffentlichen Meinungsaustausch fernbleibt. Wir sehen hierin eine Gefahr für den Meinungspluralismus", heißt es in der Satzung des Vereins "ichbinhier e.V."
    Das Prinzip Gegenrede
    Über 36.000 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe bereits (Stand: September 2017), die ehrenamtlich dem Hass in den Kommentarspalten mit Gegenrede, Argumentation und Likes entgegnen und so das Diskussionsklima auf Facebook-Seiten von Medienangeboten verbessern wollen. Dafür hat das Team von #ichbinhier Anfang des Jahres viel mediale Aufmerksamkeit und den Grimme Online Award bekommen.
    Überwiegend richte sich der Hass auf Geflüchtete, Ausländer und Menschen mit islamischen Hintergrund, die oft "als potenzielle Terroristen deklariert" würden, sagte Ley im Deutschlandfunk. Daneben gebe es extremen Hass gegen Einzelpersonen, die beispielsweise für eine offene Asylpolitik werben: "Die werden zum Teil übelst beleidigt".
     Tom Keller (m) und Ley Hannes (r) von #ichbinhier freuen sich am 30.06.2017 bei der Verleihung der Grimme Online Awards 2017 in Köln (Nordrhein-Westfalen) über den Preis in der Kategorie "Spezial"
    Für ihre Initiative #ichbinhier sind Gründer Hannes Ley (r) und Tom Keller 2017 mit einem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. (dpa / Henning Kaiser)
    "In der Tat recht ermüdend"
    Seit einigen Wochen beobachtet Ley zunehmend Aggression, auch gegen die Mitglieder der #ichbinhier-Initiative und hat - auch mit Hinblick auf die Bundestagswahl am 24.09.2017 - bei Facebook einen Brandbrief für Engagement gegen Hetze verfasst.
    "Seit einigen Wochen nehmen wir einen deutlichen Zuwachs von Hassrede auf Facebook und in den sozialen Medien insgesamt wahr. Die Vorurteile und Beleidigungen sowie die zum Teil offene Fremdenfeindlichkeit und Hetze haben eine neue Intensität erreicht und die direkten Angriffe gegen unsere Gruppe und ihre Mitglieder sind besonders aggressiv und besorgniserregend", schreibt Ley in der #ichbinhier-Gruppe bei Facebook.
    Zwar bekämen die Mitglieder nach wie vor ihre Wertschätzung, aber es werde schwerer im Netz, gegen den Hass anzuarbeiten, sagte Ley im Deutschlandfunk.
    "Wir schreiben ja seit neun Monaten eigentlich immer wieder das selbe auf immer dieselben Hasskommentare - das ist natürlich in der Tat recht ermüdend."
    "Ein bisschen mehr Druck von offizieller Stelle"
    Eine wachsende Zahl an Hasskommentaren beobachtet Ley vor allem auf den Seiten, auf denen überhaupt nicht moderiert werde. Er wünsche sich daher, dass mehr Medien ihre Kommentarspalten moderieren - in Kombination mit einer Filtersoftware und mit "ein bisschen mehr Druck von offizieller Stelle".
    "Man muss sich mal überlegen: Wollen wir uns wirklich so in Zukunft unterhalten? Wollen wir sowas im Netz lesen? Das führt meines Erachtens in eine größere Radikalisierung und Spaltung unserer Gesellschaft, wenn wir so miteinander reden wollen."
    Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz könne zur Verbesserung des Diskussionsklimas im Netz beitragen, allerdings müsse man primär "im Bereich Bildung" Arbeit leisten: "Man muss Menschen einfach beibringen, dass so was nicht geht."