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Kosovo
Radikale Islamisten rekrutieren junge Muslime

Durch die hohe Arbeitslosigkeit im Kosovo werden junge Muslime zur Zielscheibe von islamistischen Extremisten. Diese werben die Gläubigen an, um in Syrien oder auch im Irak in den Krieg zu ziehen und für einen islamischen Staat zu kämpfen.

Von Franz Bumeder |
    Wer nach dem Bosnienkrieg oder nach dem NATO-Einmarsch im Kosovo durch die oft zerstörten oder stark beschädigten Städte und Dörfer fuhr, dem fielen überall nagelneue strahlend weiße Moscheen auf, finanziert meist aus Saudi-Arabien oder den Emiraten. Mit den neuen Moscheen kamen auch die Missionare. Ob sie den Boden bereiteten für die jungen Männer, die ihre Zukunft im Djihad sehen, sei dahin gestellt. Tatsache ist, ihre Zahl nimmt zu. Vergangene Woche wurden 40 Männer im Kosovo verhaftet, darunter nach Polizeiangaben auch muslimische Prominenz. Polizeisprecher Baki Kelani:
    "Die Person, um die es hier geht, ist Imam in Gjilan. Wir wurden von einem Untersuchungsrichter der EU-Kommission für Rechtsstaatlichkeit im Kosovo, EULEX, beauftragt und haben den Mann festgenommen. Er wird beschuldigt, an der Rekrutierung für illegale Organisationen, die offiziell als Terrororganisationen gelten, beteiligt gewesen zu sein."
    Festnahmen lösen das Problem nicht
    Kosovos Präsidentin Atifete Jahjaga ist zufrieden mit den Festnahmen:
    "Die Sicherheitskräfte unseres Landes haben meine volle Unterstützung, wenn sie Terrorverdächtige oder Mitglieder terroristischer Organisationen vor Gericht bringen. Schließlich können diese Personen auf die eine oder andere Weise ein Risiko für die Sicherheit der Republik Kosovo sein. Kosovo war nie eine Oase für extremistische Bewegungen und wird es nie sein."
    Mit Ersterem hat die Präsidentin recht. Nein, natürlich sind Kosovo und auch Bosnien laizistisch geprägte Gesellschaften. Bier, Wein, Discos, und Boutiquen gehören in beiden Ländern zum städtischen Straßenbild.
    Ob Atifete Jahjaga auch mit dem zweiten Teil ihrer Prophezeiung richtig liegt, wird sich zeigen. Der kosovarische Politikwissenschaftler Shpend Kursani, aus Pristina, ist da skeptischer.
    "Ich glaube nicht, dass diese Festnahmen das Problem im Kosovo lösen. Das Problem wird ja jeden Tag größer. Verschiedene Gruppen sind gewaltbereit und suchen über die Religion Gefolgsleute. Die Probleme, die ich meine, haben zu tun mit dem niedrigen Wirtschaftswachstum, der mangelnden Perspektive für junge Menschen, dem schlechten Bildungssystem usw. Und wenn wir all diese Probleme nicht lösen, werden auch solche Festnahmen das Probleme langfristig nicht lösen."
    Arbeitslosenquote bei 45 Prozent
    Zentral bei "all diesen Problemen": die Arbeitslosigkeit. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht und die vorhandenen die Zahlen weichen stark voneinander ab. Enorm hoch ist sie auf jeden Fall. USAID, die US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit spricht von 45 Prozent. Bei jungen Leuten liegt sie diesen Angaben zufolge sogar bei 70 Prozent – und das im jüngsten Land Europas. Durchschnittsalter knapp 27 Jahre.
    Die Jugend als Zielgruppe islamistischer Werber. 16 Kosovaren, islamistische Kämpfer wurden in und im Irak nach Polizeiangaben bisher getötet. Schaurige Berühmtheit, aber auch Publicity erzielte Lavdrim Muhaxheri, Kosovo-Albaner, der in Facebook ein Bild von sich postete, auf dem er angeblich einen jungen Mann enthauptet.
    Rekruten auch aus Albanien und Mazedonien
    Der Kampf gegen Radikalismus ist aber nicht nur ein kosovarisches Problem. Nach angaben des Internationale Studienzentrums für Radikalisierung am Londoner Kings College kämpfen derzeit insgesamt etwa 300 Kosovaren, Albanier und Mazedonier bei militanten Gruppen allein in Syrien. Die Behörden im Kosovo und in Mazedonien, aber auch in Bosnien und Albanien haben derzeit Angst, dass ihr Beispiel bei jungen radikalisierten Muslimen in ihren Ländern Schule machen könnte.