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Kuba und USA
Hohe Erwartungen an Verhandlungen

In Washington gehen die Verhandlungen zwischen den USA und Kuba in die zweite Runde. Die meisten Kubaner begrüßen die teilweise Aufhebung des Wirtschaftsembargos und die allgemeine Verbesserung der Beziehungen. Kritiker warnen vor zu hohen Erwartungen.

Von Martin Polansky | 27.02.2015
    Ein Obst-Verkäufter in Kuba dekoriert seinen Stand mit einer US-Flagge.
    In Kuba hoffen die Menschen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. (AFP)
    Die Kubaner können das Ende der Funkstille mit den USA bald ganz praktisch erleben. Das Telekommunikationsunternehmen IDT aus New Jersey wird nun eine direkte Telefonverbindung mit der Insel installieren, ein entsprechender Vertrag mit der staatlichen kubanischen Etecsa wurde gerade erst abgeschlossen. Bisher konnte nur über Drittländer oder Satellitenverbindungen telefoniert werden. Erste spürbare Schritte der Annäherung. Viele Kubaner begrüßen das:
    "Das wird das Leben der Kubaner erleichtern. Wir sind uns doch eigentlich sowieso nahe mit den US-Amerikanern. Man ist von Havanna schneller in Miami als etwa in Camagüey hier in Kuba."
    Neu ist auch, dass die Kubaner die selbstständig arbeiten, Produkte in die Vereinigten Staaten verkaufen dürfen - etwa Kunsthandwerk oder Andenken. Bisher hatten die USA ihren Markt durch das Embargo verschlossen. Ausgenommen sind aber weiter die vielleicht beliebtesten Produkte von der Insel: Zigarren und Rum. Das Beispiel zeigt, dass die wichtigste Erwartung der Kubaner noch lange nicht erfüllt ist. Die vollständige Aufhebung des US-Embargos. Der kubanische Analyst Iroel Sanchez:
    "Die Blockade ist das größte Hindernis für die Normalisierung. Kuba sollte zudem von der US-Liste der Staaten gestrichen werden, die den Terrorismus unterstützen. Und: Die USA dürfen nicht länger das Territorium in Guantanamo okkupieren."
    Echte politische Öffnung?
    Die Annäherung dürfte aber in sehr kleinen Schritten vorangehen - auch wenn die Richtung erkennbar ist. Erstes wichtiges Ziel: die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen. Einen Termin dafür gibt es aber bisher noch nicht.
    Die kleine, organisierte kubanische Opposition reagiert auf die Verhandlungen eher verhalten. An eine echte politische Öffnung glaubt sie nicht. Die bekannte regierungskritische Bloggerin Yoani Sanchez warnt, dass viele der hohen Erwartungen enttäuscht werden dürften. Und manche Oppositionelle befürchten, dass die sozialistische Regierung durch die Verhandlungen mit den USA eher aufgewertet und gestärkt wird.