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Migration in Deutschland
"Wir leben alle unterschiedliche Identitäten"

Die deutsche Geschichte müsse neu erzählt werden - indem man auch Migranten zu Wort kommen lasse, forderte der Historiker Jan Plamper im Dlf. Er plädiert für ein Modell verschiedener gelebter Identitäten, aus dem sich ein neues kollektives deutsches "Wir" zusammensetzen lasse.

Jan Plamper im Gespräch mit Stephanie Rohde |
Deutsche Reisepaesse liegen auf einem Stapel.
Die Zugehörigkeit zu einer Nation ist nur eine von vielen Identiäten eines Menschen, meint der Historiker Jan Plamper (picture alliance / Winfried Rothermel)
Die Frage "Woher kommst du" sei in Deutschland, so wie die Staatsbürgernation jetzt verstanden wird, ein großes Problem, so der Historiker Jan Plamper - vor allem für sichtbare Minderheiten: "Weil sie ihnen die Zugehörigkeit zur Staatsbürgernation der Deutschen abspricht."
Menschen mit Migrationshintergrund empfänden diese Frage als hochgradig aufgeladen, sie solle daher anders formuliert werden: "Die Mehrheitsgesellschaft hat nicht das Recht, zu entscheiden, wie die Frage wahrgenommen werden muss."
Identität ist nicht unveränderlich
Jan Plamper schlägt ein Konzept verschiedener gelebter Identitäten vor: "Identität ist nicht etwas, was man unveränderlich, wie eine Essenz, besitzt, sondern es ist etwas, was sich immer ändert."
Wir alle lebten diese verschiedenen Identitäten - als Zugehörige einer Region, als Fans, als Anhänger von Subkultur - und nur eine dieser gelebten Identitäten sei die einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation. Jan Plamper plädiert für ein Modell, wie diese vielfältigen, pluralen Identitäten zusammengehen gehen können mit der Staatsbürgerschaft der Deutschen.
Geschichten von Migranten einschreiben
Die inhaltliche Bestimmung, wie eine deutsche Identität aussehen könne, sei durch demokratische Debatten zu ermitteln, sie könne nicht festgelegt werden.
Zudem müssten die Geschichten der Migranten in die deutsche Geschichte eingeschrieben werden, dann da seien gehörten sie bislang noch nicht dazu. Aus der Summe dieser Geschichten entstünde ein neues "kollektives Wir" - das gleichzeitig eine Klammer darstelle, die diese vielen Identitäten zusammenfasse.