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Nach Istanbul-Anschlag
Dem Terrorismus keine Chance geben

Nach dem tödlichen Anschlag auf eine deutsche Touristengruppe in Istanbul zeigen sich viele betroffen – vor allem rund um den Tatort in Sultanahmet. Viele sind überzeugt: Das Leben dort wird weitergehen. Und auch Touristen wollen sich nicht einschüchtern lassen.

Von Thomas Bormann | 14.01.2016
    Vor einem Obelisken in Sultanahmet stehen am Abend Syrer mit ihrer Flagge und der der Türkei.
    Syrische Flüchtlinge gedenken der Anschlagsopfer in Istanbul. (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Gestern Abend auf dem großen Platz in Sultanahmet. Dort, wo der Attentäter zehn Menschen in den Tod riss, haben sich Flüchtlinge aus Syrien zu einer Mahnwache versammelt. Sie halten Kerzen und Blumen in den Händen. "Wir sind hier, um mit den Opfern zu trauern. Wir Syrer sind doch keine Terroristen", sagt ein junger Mann.
    Die Teilnehmer der Mahnwache können es nicht fassen, dass einer wie sie, ein Flüchtling aus Syrien diesen Anschlag verübt haben soll. Aber daran besteht wohl kein Zweifel. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu verkündete gestern Abend Ermittlungserfolge:
    "Vier Personen wurden heute festgenommen. Sie sind verdächtigt, in Verbindung zu dem Anschlag zu stehen. Wir konnten die Verdächtigen festnehmen, nachdem wir den Selbstmordattentäter identifiziert hatten und seine Kontakte ermitteln konnten. Offenbar gibt es Hintermänner bei diesem Anschlag. Es ist klar, der Selbstmordattentäter war mit der IS-Terrormiliz verbunden."
    Die türkische Polizei hat seit vorgestern insgesamt an die 70 Verdächtige festgenommen. Sie alle stehen unter Verdacht, zur Terrormiliz "Islamischer Staat" zu gehören und Anschläge vorbereitet zu haben. Die türkische Regierung zeigt sich entschlossen, mit aller Härte gegen die Terrormiliz IS vorzugehen. Davon zeigte sich gestern auch Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bei seinem Besuch in Istanbul beeindruckt.
    Abreisen wäre Kapitulation
    Der Tatort des Selbstmordanschlags, der große Platz vor der Blauen Moschee, war gestern wieder für Touristen frei zugänglich, auch die Souvenir-Läden rund um den Platz. Yasin Akbas hatte gestern deutlich weniger Kunden in seinem Geschäft, in dem Reiseführer, Istanbul-Poster oder Wandteller mit Bosporus-Motiv
    anbietet:
    "Das wird uns hier in Sultanahmet für ziemlich lange Zeit treffen. Das war ein sehr ernster Anschlag. Ich fürchte, für eine Weile werden deutlich weniger Touristen nach Sultanahmet kommen. Wir Geschäftsleute sind werden es sehr schwer haben."
    Nicht alle Händler in Sultanahmet sind soo pessimistisch: "Ich hoffe, das wird dem Tourismus nicht sehr schaden. Gut, für eine Weile werden die Geschäfte schlecht laufen, aber das wird sich wieder geben."
    Einige wenige Touristen sind nach dem Anschlag aus Istanbul abgereist. Die meisten anderen sind geblieben – und machen sich Gedanken. Eine junge Studentin aus Köln meint: Jetzt abreisen aus Istanbul wäre eine Kapitulation vor den Terroristen:
    "Das haben wir ja in Paris gesehen, das kann überall passieren. Oder es kann genauso gut in Berlin passieren und deswegen denke ich nicht, dass man sich jetzt zu Hause verstecken sollte, weil genau das ist ja, was die erreichen wollen, dass wir zu Hause bleiben und nicht mehr rausgehen. Man sollte dem Terrorismus keine Chance geben."
    Dem Terrorismus keine Chance geben – der türkische Ministerpräsident Davutoglu verspricht: Genau das ist auch unser Ziel. Deshalb sollen die Fahnder so schnell wie möglich alle Hintermänner des Anschlags ermitteln.