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China
Klopfzeichen aus dem Rumpf

Nach dem Schiffsunglück auf dem chinesischen Jangtse-Strom sind bisher fünf Tote von den Behörden bestätigt worden. Die Suche nach mehr als 440 Vermissten ist voll angelaufen.

    Taucher suchen nach Überlebenden des Schiffsunglücks auf dem Jangtsee.
    Das Ausflugsschiff treibt kieloben auf dem Jangtsee. (CHINA OUT AFP PHOTO )
    Das Ausflugsschiff "Stern des Orients" war mit 458 Menschen an Bord in einem Tornado gekentert. 13 Überlebende konnten bisher gerettet werden. Das Ausflugsschiff liegt kieloben in 15 Meter tiefem Wasser, aus dem Rumpf drangen Klopfzeichen. Die Bergung läuft. Wie viele Opfer es insgesamt gegeben hat, ist unklar. Vorerst wurde der Fund von fünf Leichen gemeldet.
    An Bord waren meist ältere chinesische Touristen. Unter den wenigen Geretteten sind der Kapitän und der Chefingenieur, die in Polizeigewahrsam kamen. Sie gaben an, dass plötzlich ein Tornado das Schiff in Schieflage und zum Kentern gebracht habe. Es sei "innerhalb von ein oder zwei Minuten" gesunken, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua den Kapitän. Das Wetterbüro bestätigte, dass es zum Zeitpunkt der Katastrophe am Montagabend starke Wirbelstürme in dem Gebiet gegeben habe.
    Das Schiff war nicht überladen
    Die "Stern des Orients" war auf dem Weg von Nanjing in Ostchina nach Chongqing im Südwesten, als das Unglück passierte. Starker Wind mit Geschwindigkeiten "bis zu 120 Kilometer pro Stunde" habe das Schiff kentern lassen, schrieb auch die Zeitung "Hubei Ribao" unter Hinweis auf Meteorologen.
    Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sei das fast 20 Jahre alte Schiff nicht überladen gewesen. Es habe auch genug Schwimmwesten gegeben. Staats- und Parteichef Xi Jinping forderte umfassende Bemühungen zur Rettung der Überlebenden. Premier Li Keqiang eilte zum Unglücksort, um die Arbeiten zu koordinieren.
    Von dem 76 Meter langen Schiff ragten nur der Kiel und halb die Schiffsschraube sowie das Ruder aus dem Wasser. Starker Wind und schwere Regenfälle behinderten die Bergungsarbeiten. Mehr als 3.000 Polizisten, Soldaten und Helfer sowie mehr als 30 Schiffe und mehr als 100 kleinere Boote waren im Einsatz.
    Mehr als 100 Reisende an Bord hatten die elftägige Reise über ein Shanghaier Reisebüro gebucht. Verzweifelte Angehörige suchten dort vergeblich nach Informationen, berichtet ARD-Korrespondent Markus Rimmele im Deutschlandfunk. Nach Angaben von Xinhua waren die Touristen meist zwischen 60 und 80 Jahre alt. In der online vorliegenden Passagierliste rangierte das Alter von 3 bis 83 Jahren.
    (pg/bor)