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Peru
Papst Franziskus fordert mehr Nachhaltigkeit

Papst Franziskus ist dafür bekannt, unkonventionelle Wege zu gehen. Auch bei seinem Besuch führte ihn der erste Weg nicht zur politischen Führung, sondern nach Amazonien. An die dort versammelten Vertreter der indigenen Völker sandte Franziskus eine eindeutige Botschaft.

Von Jan-Christoph Kitzler | 20.01.2018
    Papst Franziskus gibt (19.01.18) einen Ureinwohner die Hand in Puerto Maldonado (Peru).
    Papst Franziskus gibt (19.01.18) einen Ureinwohner die Hand in Puerto Maldonado (Peru). (dpa/Alessandra Tarantino)
    Der erste Termin in Peru führte den Papst nicht etwa in das Zentrum der politischen Macht oder zu den Hierarchen seiner Katholischen Kirche, sondern ins Amazonasgebiet. Als Erstes wollte Franziskus den dort leidenden Amazonasvölkern nahe sein – und beschrieb ihre Lage in Puerto Maldonado schonungslos:
    "Wahrscheinlich waren die indigenen Völker Amazoniens in ihren Territorien nie derart bedroht, wie sie es heute sind. Die Amazonasregion ist ein an verschiedenen Fronten umstrittenes Gebiet: Da ist der starke Druck durch große ökonomische Interessen, die ihre Gier auf Erdöl, Gas, Holz, Gold und industrielle landwirtschaftliche Monokulturen richten."
    Papst kritisiert Wegwerfkultur
    Bei diesem Besuch in der Hitze des Regenwaldes ganz im Osten Perus war Franziskus wieder der politische Papst. Er hielt ein flammendes Plädoyer für biologische, kulturelle und auch spirituelle Vielfalt. Er prangerte die Ausbeutung von Natur und Menschen gleichermaßen an, als er über die zerstörerische Wegwerfkultur sprach:
    "Eine Kultur, die sich nicht nur damit begnügt auszuschließen, sondern dazu übergegangen ist, zum Schweigen zu bringen, zu ignorieren und abzulehnen, was nicht ihren Interessen dient. Mit der Erde wird nach dieser Logik umgegangen. Wälder, Flüsse und Bäche werden bis zu den letzten Ressourcen genutzt und dann brach und unbrauchbar zurückgelassen. Auch Menschen werden nach dieser Logik behandelt: Sie werden bis zur Erschöpfung ausgenutzt und dann als 'unbrauchbar' fallengelassen. Das ist die Wegwerfkultur!"
    So sprach der Papst von den modernen Sklaven und von einer rücksichtslosen Umweltzerstörung, die man auch rund um Puerto Maldonado besichtigen kann. Dort wurden bereits gewaltige Waldflächen abgeholzt, Goldschürfer arbeiten, auf der Suche nach dem schnellen Reichtum nicht selten mit Quecksilber und verseuchen so die Flüsse, die Lebensgrundlage vieler Völker in Amazonien.
    Papst ruft zu Nachhaltigkeit und Vielfalt auf
    In Puerto Maldonado konnte sich Papst Franziskus aber auch von der Vielfalt überzeugen, die es immer noch gibt. Viele Vertreter der indigenen Völker waren in traditioneller Kleidung gekommen und sangen und tanzten wie einst ihre Vorfahren. Der Papst forderte die Jungen auf, sich auszubilden und ihre eigene Geschichte zu schreiben, ihre Wurzeln zu suchen und zugleich offen für das Neue zu sein:
    "Ich setze Hoffnung in euch, in die Herzen so vieler Menschen, die ein gesegnetes Leben wollen. Ihr seid hier, wo es eine der größten Explosionen an Lebensfülle auf dem Planeten gibt. Liebt dieses Land, betrachtet es als eures. Riecht es, hört es, staunt darüber. Verliebt euch in dieses Land namens Madre de Dios, engagiert euch und kümmert euch darum. Benutzt es nicht als einfaches Einwegobjekt, sondern als echten Schatz, um es zu genießen, wachsen zu lassen und an eure Kinder weiterzugeben."
    Der Besuch des Papstes wurde von vielen nicht nur begeistert, sondern auch dankbar aufgenommen, Claudia, eine junge Frau aus Puerto Maldonado:
    "Er bringt den Menschen in Amazonien eine starke Botschaft, wir sind besorgt, denn die Wälder, werden für den Abbau von Rohstoffen zerstört. Und dabei sind die Wälder doch unser Reichtum!"
    Und so sieht es auch Carina:
    "Das ist sehr wichtig, denn es gibt auf dem Planeten viel Umweltverschmutzung, der Abbau von Rohstoffen schafft viele Probleme, vor allem für die indigenen Völker."
    Das Bild zeigt Perus Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski (links), Papst Franziskus (Mitte) and die First Lady Nancy Lange Kuczynski (zweite von rechts) am Präsidentenpalast in Lima.
    Papstbesuch in Lima (AFP / Luka Gonzales)
    Erst am Abend, nach der Rückkehr aus Amazonien, machte der Papst seinen Antrittsbesuch beim Präsidenten und der politischen Führung Perus. Und damit traf er die, die viel Verantwortung für die Lage der indigenen Völker tragen – und für die Zerstörung, die ihnen die Lebensgrundlage entzieht.