In Österreich wurde die Öffnung nach dem vergangenen Lockdown, ähnlich wie nun in Deutschland, mit einem massiven Ausbau der Testung auf das Coronavirus verbunden. Anders als in Deutschland standen allerdings direkt zu Beginn der Lockerungen deutlich mehr Tests zur Verfügung. "Österreich hat bei den Test Deutschland etwas voraus", sagte der emeritierte Politik-Professor der Universität Innsbruck, Anton Pelinka, im Interview mit dem Deutschlandfunk. Dennoch sei die Öffnung, die mit den Testungen verbunden wurde, zu früh gekommen.
Die österreichische Bundesregierung hatte den Lockdown beendet, da Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Lockdown für nicht mehr effektiv genug erklärt hatte. Dazu merkte Pelinka an, dass ein solcher Lockdown nicht dahingleiten dürfe, sondern vom Rechtsstaat durchgesetzt werden müssen. Er sagte weiter: "Da mag die Sicherheitsexekutive zu wenig stark durchgegriffen haben."
Impfen laufe ähnlich schlecht wie in Deutschland
Die deutlich höheren und weiter steigenden Infektionszahlen in Österreich erklärt Pelinka aber nicht nur mit dem Ausbau der Testkapazitäten, die folglich mehr Infektionen aufdecken können, sondern auch mit einem falschen Sicherheitsgefühl, die Schnelltest vermitteln. Der Preis für die Öffnung nach dem Lockdown sei das Testen gewesen. Pelinka sieht in das Öffnen und Testen in Österreich auch nicht grundsätzlich als gescheitert. "Es verschleiert nur das eigentliche Problem", so Pelinka: "Es geht nicht um testen, testen, testen, sondern impfen, impfen, impfen." Das Testen klappe in Österreich gut, aber beim Impfen laufe es ähnlich schlecht wie Deutschland.
Insgesamt sei man in der Bekämpfung des Coronavirus im europäischen Durchschnitt. Aber flächendeckend schnell zu impfen habe die Europäische Union nicht geschafft. Dass Kanzler Kurz nun eine Impfallianz mit Dänemark und Israel anstrebe, um bei der Impfstoff-Beschaffung nicht mehr allein auf die EU angewiesen zu sein, kommentierte Palinka damit, dass Kurz in dem Bereich eigentlich keine Kompetenz hätte, da diese beim Gesundheitsminister des Koalitionspartners liege und Kurz keine Richtlinienkompetenz habe. Zudem verweist Pelinka darauf, dass eine Kritik an der EU auch eine eine Kritik an Österreich als Teil der EU sei.