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Folge von US-Strafzöllen
Eine Nagelfabrik in Missouri kämpft ums Überleben

Die US-Straufzölle zeigen Wirkung - allerdings nicht die gewünschte. In Missouri steht eine vormals florierende Nagelfabrik vor dem Aus, weil der aus Mexiko eingeführte Stahl sich stark verteuert hat. Die Mitarbeiter wenden sich jetzt an ihren Präsidenten, um eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken.

Von Sebastian Schreiber | 06.07.2018
    Mitarbeiter der Mid Continent Nail Corporation verlassen nach der Arbeit das Fabrikgebäude
    "Die US-Regierung schafft das, was die chinesischen Firmen vorher nicht geschafft haben": Mitarbeiter der Mid Continent Nail Corporation verlassen nach der Arbeit das Fabrikgebäude (AFP / Bill Greenblatt)
    Es ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte, die sich in Poplar Bluff in Missouri abgespielt hat. In dem kleinen Ort mit 17.000 Einwohnern im mittleren Westen der USA ist eine der größten Nagel-Fabriken des Landes entstanden. Seit 2012 ist die Zahl der Mitarbeiter der Mid Continent Nail Corporation in Poplar Bluff um 50 Prozent gewachsen - auf 500 Angestellte. Doch 60 Arbeiter musste die Nagelfabrik im vergangenen Monat entlassen. Seit der Einführung der Strafzölle vor etwas mehr als einem Monat stehen in den Auftragsbüchern der Fabrik nur noch halb so viele Bestellungen.
    Ausgerechnet im "tiefsten Trump-Land"
    "Die Zölle, die Trump am ersten Juni verhängen ließ, haben uns in eine Krise gestürzt," sagt Produktionsleiter Chris Pratt dem Sender CBS. Der Stahl, den die Fabrik aus Mexiko bezieht, ist auf einen Schlag deutlich teurer geworden. Denn der Strafzoll, den Präsident Trump auf Stahl aus der EU, Kanada und Mexiko verhängen ließ, beträgt saftige 25 Prozent. Kosten, die möglicherweise bald noch mehr Arbeitsplätze kosten könnten, befürchtet dieser Arbeiter im amerikanischen Fernsehen:
    "Präsident Trump, wenn Sie das hören - wissen Sie, die Jobs hier bedeuten eine Menge für unsere Community, für die Leute die hier arbeiten, für die unsere Zulieferer. Da geht es um mehr als nur die 500 Arbeitsplätze, die wir hier haben."
    Produktionsleiter Chris Pratt von der Mid Continent Nail Corporation
    "Die Zölle haben uns in eine Krise gestürzt": Chris Pratt, Produktionsleiter von der Mid Continent Nail Corporation (AFP / Bill Greenblatt)
    Dass es nun gerade sie trifft - damit hätten viele der Arbeiter wohl nicht gerechnet. Denn das County Butler, in dem Poplar Bluff liegt, ist Trump-Land, tiefstes Trump-Land. Achtzig Prozent der Bürger stimmten bei der Präsidentschaftswahl für ihn. Wähler, die sich vor allem auch wirtschaftlichen Aufschwung erhofft hatten. Der Sprecher der Mid Continent Nail Corporation, James Glassman, sagte in einem Interview mit CNN, seine Firma sei das ideale Beispiel für ein Unternehmen, das unter der Handels-Politik von Trump leidet.
    Nur eine von 20.000 betroffenen Firmen
    "Wir haben schon oft gegen Dumping-Preise angekämpft. Und es ist uns gelungen, zu überleben im Wettbewerb mit den Chinesen und den anderen Ländern. Nachdem wir all das geschafft haben, kommt jetzt die Regierung und führt diese Zölle ein. Und auf einmal schafft sie das, was die chinesischen Firmen vorher nicht geschafft haben, nämlich dass unser Unternehmen kurz vor dem Aus steht."
    Glassman hat US-Präsident Trump nun aufgefordert, eine Ausnahme zu genehmigen - die den Import des mexikanischen Stahl weiter erlaubt, ohne die Zölle. Doch die Nail Corporation ist damit nur eine von über 20.000 Firmen, die sich bereits um eine solche Ausnahme bemüht haben. Erst ein paar dutzend hat das US-Handelsministerium auch wirklich erteilt.
    Wann und ob es eine Ausnahmeregelung auch für die Nagel-Fabrik in Missouri geben wird, ist unklar. Und auch, ob es dann nicht schon längst zu spät ist.