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Streit um Spitzensportreform
Der Ton ist rauer geworden

Es geht mal wieder ums Geld: Ein Brief aus dem Bundesinnenministerium sorgt für Unmut zwischen dem DOSB und seinem größten Geldgeber. Der Vorfall zeige, dass sich die Fronten zwischen BMI und DOSB erneut verhärtet hätten, kommentiert Bianka Schreiber-Rietig. Statt weiter auf Crashkurs, müsse man sich wieder auf Fair Play besinnen.

Von Bianka Schreiber-Rietig |
    DOSB-Präsident Hörmann und Bundesinnenminister de Maiziére präsentieren die Reform des Leistungssports
    DOSB-Präsident Hörmann und Bundesinnenminister de Maizière bei der Präsentation der Leistungssportreform. (picture_alliance/dpa/Stache)
    "Beim Geld hört die Freundschaft auf." Wenn es denn jemals eine Freundschaft gab. Das Sprichwort wird in der Dauerfehde "Leistungssportreform" in einer weiteren skurrilen Folge umgesetzt.
    Wie schwer Kommunikation, vertrauensvolle und sachorientierte Zusammenarbeit sein können: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesinnenministerium (BMI) liefern dafür ein weiteres Beispiel. Wer ist Schurke, wer der Gute? Die Auseinandersetzung zeigt einmal mehr, dass diese Reform von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Zwar beschworen Bundesinnenminister Thomas de Maizière und DOSB-Präsident Alfons Hörmann stets Transparenz, Wahrheit und Klarheit bei der Konzeption, aber dabei blieb es auch.
    Klar sind von Anfang an nur zwei Dinge gewesen: Das Ministerium forderte effektivere Arbeit und mehr Medaillen. Und: Es gibt erst mehr Geld, wenn die Reform umgesetzt ist. Das wiederholte vor allem der Minister gebetsmühlenartig zuletzt bei der Vorstellung der PotAS-Kommission.
    Bei den Verbänden hätte die Alarmglocke klingeln müssen
    Diesen Satz nahm der Sport offensichtlich nicht ernst. Spätestens bei der Mitgliederversammlung 2016 in Magdeburg aber, hätte bei den Verbänden die Alarmglocke klingeln müssen: Wieder verkündeten der Minister per Video und sein Staatssekretär Hans-Georg Engelke live ihr knallhartes Reform-Credo.
    Aber die Mitglieder stimmten mit 98,6 Prozent zu. Im naiven Glauben, dass die DOSB-Führung den finanziellen Aspekt wirklich im Griff habe. Ein schwerer Irrtum. Schon in der Entstehungsphase war der harte Kurs des BMI zu erkennen: Auch weil der Bundesrechnungshof mehrfach kritisierte, wie man die Dinge im Spitzensport handhabe. Und: Das BMI machte kein Hehl daraus, dass es die DOSB-Führung für unfähig hält, den Spitzensport wieder zum Erfolg zu führen. Gegenwehr von Hörmann kam nur in skurrilen Einzelattacken, wo er schon mal gegen Kanzlerin, Finanzminister oder Parlamentarier stänkerte.
    Es ist müßig, im neuerlichen Streit herausfinden zu wollen, wer denn nun wann was gesagt und versprochen hat: Da steht Aussage gegen Aussage. Mancher Verbandsvertreter hat mittlerweile Probleme angesichts der inflationsartigen Sitzungen und Gespräche noch Details zuzuordnen.
    Ein einheitliches Meinungsbild unter den "zu Recht massiv verärgerten Spitzenverbänden", wie Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB in seinem Antwort-Schreiben an das BMI formuliert, ist schwer auszumachen. Das Ministerium verweist im Gegenzug immer wieder darauf, dass es nach Recht und Gesetz handelt. Und nichts sonst.
    Verhärtete Fronten
    Der neuerliche Briefwechsel zeigt nur eins: Die Fronten zwischen BMI und DOSB haben sich verhärtet, der Ton ist rauer geworden. Und die Verbände mitten drin. Der DOSB droht nun also schriftlich, die Reform platzen zu lassen, wenn es keine "signifikante Erhöhung der Leistungssportförderung für 2018 gebe", schreibt Schimmelpfennig. Ist das nun der letzte Versuch, zu retten, was zu retten ist, bevor man völlig gegen die Wand gefahren ist? Helfen da noch Sätze aus Verlaufsprotokollen über die Abstimmung mit dem BMI, die an die Verbände herumgeschickt werden?
    Ist das die letzte Zuckung der Autonomie des Sports, auf die der DOSB besonders gern verweist, wenn etwas nicht läuft, wie es soll? Dabei ist es doch schon lange mit der Unabhängigkeit nicht mehr weit her - ohne die staatlichen Finanziers geht nichts. Das Machtgerangel um die Lufthoheit über dem deutschen Sport ist in Magdeburg zugunsten des BMI entschieden worden.
    "Reform ist die neue Form des Abkassierens", schreibt der Schriftsteller Manfred Hinrich. Der Eindruck könnte entstehen. Was ist also die Alternative? Weiter Crashkurs? Sicher nicht. Sich auf Fair Play im gegenseitigen Umgang zu besinnen? Das wäre schon ein Anfang.