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USA
Führende Republikaner distanzieren sich von Trump

Donald Trump ist als Präsidentschaftskandidat der Republikaner kaum noch zu verhindern. Obwohl es die Parteiführung gerne würde. Führende Republikaner verweigern Trump ihre Unterstützung. Offen ist, ob sie damit beim Wähler landen können.

Von Marcus Pindur |
    Donald Trump bei einer Rede nach den Vorwahlen in Indiana.
    Präsidentschaftskandidat Donald Trump kann derzeit nicht mit Unterstützung von der Spitze seiner Partei rechnen. (picture alliance / dpa / Justin Lane)
    Die vier letzten republikanischen Präsidentschaftskandidaten wollen dem Parteitag der Republikaner im Juli fernbleiben. Mitt Romney, John McCain, George Bush und dessen Vater George Herbert Walker Bush haben bereits angekündigt, dass sie nicht nach Cleveland kommen wollen, wo voraussichtlich Donald Trump zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten gekürt wird. Ein ruppiger, persönlicher Vorwahlkampf hat Spuren hinterlassen. Selbst Paul Ryan, Sprecher des Repräsentantenhauses, will Trump derzeit noch nicht seine Unterstützung aussprechen.
    "Um ganz ehrlich zu sein, ich bin noch nicht soweit. Ich hoffe, das kommt noch. Aber ich denke, erstmal müssen wir unsere Partei wieder vereinen. Und der größte Teil der Anstrengung muss von Donald Trump kommen."
    In anderen Zeiten wäre dies einem politischen Erdbeben gleichgekommen: Ein hochrangiger republikanischer Politiker sieht sich außerstande, den voraussichtlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen.
    "I think what a lot of Republicans want to see is, that we have a standard bearer who bears our standards."
    Weder Trump noch Clinton wählen
    Viele Republikaner wollten einen Kandidaten, der ihren Standards genüge, so Ryan. Damit meint er nicht nur die ruppige Rhetorik Trumps´. Denn auch in sozialpolitischen Fragen steht Trump oft links von der republikanischen Partei. Er deutet zum Beispiel eine Form staatlicher Gesundheitsvorsorge an.
    Mitch McConnell, der Mehrheitsführer im Senat, gab Trump zwar seinen Segen, verkündete dies aber sehr kurz angebunden. Jeb Bush, der vor drei Monaten aus der Vorwahl ausgeschieden ist, erklärte, er werde weder Donald Trump noch Hillary Clinton wählen, aber republikanische Kandidaten für Kongress und Landesparlamente unterstützen. Alles in allem ein Affront gegen Trump.
    Vielen Republikanern sträuben sich die Nackenhaare bei dem Gedanken, einen Kandidaten Trump zu unterstützen. Der Republikaner Mark Salter war Wahlkampfmanager von John McCain und jahrelang dessen außenpolitischer Berater. Er kündigte an, Hillary Clinton zu wählen. Sie sei die am wenigsten unverantwortliche Wahl.
    "Trump hat einige Dinge angekündigt, die alarmierend sind. Er will 45 Prozent Zoll auf Importgüter erheben, er will die USA aus der Nato führen, er rät Japan und Südkorea, sich nuklear zu bewaffnen. Ich glaube nicht, dass er das alles tun könnte, aber es zeigt seine Unwissenheit und Amtsunfähigkeit."
    Wahlkampf von Reibereien geprägt?
    Doch so einfach ist es nicht, denn die Republikaner müssen befürchten, ihre Mehrheit im Senat und im Abgeordnetenhaus zu verlieren. Deshalb stellt Paul Ryan gerade ein konservatives Wahlprogramm zusammen. Sein Ziel ist es, entweder Trump stärker an die Partei zu binden – was ziemlich aussichtslos ist – oder die Kongresswahlen von der Kampagne Trumps möglichst weit abzukoppeln.
    Die Befürchtung ist, dass eine Wahlniederlage Trumps auch die Positionen weiter unten auf dem Wahlzettel beeinflusst, weil die meisten Wähler ein komplettes Ticket wählen, also alle Kandidaten einer Partei, vom Präsidenten bis zum Stadtverordneten.
    Paul Ryan kündigte gestern an, er werde sich zur Koordinierung Ende kommender Woche mit Trump und dessen engsten Mitarbeitern treffen. Doch es steht zu erwarten, dass der gesamte Wahlkampf von den inhaltlichen und persönlichen Reibereien innerhalb der republikanischen Partei geprägt sein wird.