Techno-Musik, eine große Postfiliale, in der ein großes gelbes Paket ankommt, das dann quer durch die Stadt getragen wird. So inszeniert der KIKA seinen eigenen Start am 1. Januar 1997. In einem Studio steigt dann Franziska Rubin, eine der ersten Moderatorinnen, aus dem Paket und erklärt: „Hey, Ihr seid im Kinderkanal!“ „Ach so, ja klar! Was bedeutet das im Klartext?“ „Das bedeutet, dass wir heute elf Stunden Programm machen werden, und das sieben Tage in der Woche und 52 Wochen im Jahr!“
Ein eigenes Fernsehprogramm nur für Kinder: Die Ersten waren ARD und ZDF, die für KIKA verantwortlich sind, damit nicht. Seit gut anderthalb Jahren gab es damals bereits Super RTL, bis heute ein privater Konkurrent. Trotzdem war der Sendestart etwas Besonderes, sagt Medienforscherin Maya Götz: „Vorher war es bei den Öffentlich-Rechtlichen irgendwo in den Dritten Programmen. Das ist auch wichtig, damit auch Erwachsene zum Beispiel Kinderprogramme gucken. Aber dieser Moment, wo dann der KIKA gegründet wurde und Kinder konnten einfach zu jeder Zeit ein gutes Programm bekommen. Das ist eins der ganz großen Stärken des KIKAs. Und mittlerweile wissen wir auch, dass Kinder vor allen Dingen zu Kindersendern gehen.“
Und dort inzwischen 15 Stunden schauen könnten, angefangen um 6 Uhr beim „Kikaninchen“ für die Kleinsten, bis zu unterschiedlichen Formaten für die Älteren am Abend. Und streng genommen geht es dann ja noch weiter: Mit „Bernd das Brot“, eine Art Testbild und Dauerbrenner, der sich auch schon mal bei dem Klassiker des Programms beschwert, die Kinder nicht zum Schlafen gebracht zu haben, dem „Sandmännchen“.
Wie geht es weiter: Linear? Oder nur noch digital?
25 Jahre KIKA, das ist auch ein Stück gesamtdeutsche Mediengeschichte nach der Wiedervereinigung. „Die Begeisterung in den westdeutschen Redaktionsräumen hielt sich damals in Grenzen“, erinnert sich ZDF-Intendant Thomas Bellut zum Jubiläum, denn: Standort des neuen Programms war und ist bis heute Erfurt. Und das Redaktionsteam war von Anfang an ost- und westdeutsch. Bellut: „So dass dann gleich so ne ganz interessante Atmosphäre, Arbeitsatmosphäre dort aufgeschlagen hat. Und das fand ich sehr wichtig. Es hat funktioniert und sollte auch Mut für die Zukunft machen.“
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Eine Zukunft, bei der sich auch die Frage stellt: Wie genau sieht wird sie aussehen? Weiterhin eine mit linearem TV-Programm? Oder irgendwann nur noch als digitales Angebot im Internet? Mit dem geplanten Medienstaatsvertrag sei beides möglich, erklärt MDR-Intendantin Karola Wille. „Wie wir diese Möglichkeit nutzen würden, auch mit den Gremien, das wäre ja vorgesehen mit den Gremien, das wird davon abhängig sein, wie sich das Mediennutzungsverhalten tatsächlich entwickelt, die Nutzungsbedürfnisse konkret aussehen.“ Und aktuell, so Wille, sei das klassische Fernsehen so beliebt wie eh und je.
Expertin Götz: Kinder können sich eigene Meinung bilden
ARD und ZDF stünden zu 100 Prozent hinter dem Programm, betont Thomas Bellut. Auch bei Inhalten, die hin und wieder für Diskussionen sorgten, so der Intendant: „Und das finde ich auch okay: Dass über Logo-Beiträge, die durch die Verkürzung oft auch etwas missverständlich sein, sehr intensiv diskutiert wird, das zeigt doch, die Eltern und damit auch die Kinder nehmen uns ernst, und auch wir selbst sollten dieses Zielpublikum sehr ernst nehmen.“
Ein Vorsatz, den Kika in der Praxis immer wieder einlöse, wie Medienwissenschaftlerin Maya Götz findet. So würde die Nachrichtensendung Logo etwa nicht dafür sorgen, dass Kinder Angst bekommen, „sondern dass sie sich informieren, Hintergründe verstehen, was, muss man mal sagen, nicht immer bei der Tagesschau möglich ist, aber gerade, wenn sie vorher Logo geguckt haben, können sie auch aktuelle Nachrichten besser verstehen. Das heißt, das ist ganz wichtig auch zur Handlungsfähigkeit von Kindern.“
Als weiteres Beispiel nennt Götz eine Doku, die 2018 für Kritik sorgte, und die sie an ihrem Münchner Forschungsinstitut IZI untersucht hat. Der Film handelt von einer deutschen Schülerin und einem Geflüchteten, der Moralvorstellungen aus seiner Heimat an diese Beziehung anlegt. „Da ist es dann so: Da haben die Kinder und vor allen Dingen die Mädchen, die das geguckt haben, gelernt, dass der Diaa, der ja ein Geflüchteter aus Syrien ist, dass der solche Vorstellungen hat, dass sie nicht, mit dem auf keinen Fall befreundet sein wollen. Das heißt, auch zu zeigen, verschiedene Kulturen, die Hintergründe, das so aufzubereiten, dass Kinder nicht nur ihre Perspektive wiedererkennen, sondern sich selber eine Meinung bilden können.“
Und das sei ist etwas, was Erwachsene Kindern manchmal nur sehr schwer zugestehen würden.