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50 Jahre "Star Trek"
Was wurde aus Kirk, Spock und Co.?

Spitze Ohren, spacige Kulissen und ferne Galaxien: Vor 50 Jahren startete die Science-Fiction-Serie Star Treck im US-Fernsehen. Einige der Darsteller der kultigen Hauptfiguren treten bis heute bei Fan-Veranstaltungen oder in den sozialen Medien auf. Und Schauspieler Leonard Nimoy verdankte seinem Mister Spock sogar das seelische Gleichgewicht.

Von Wolfgang Stuflesser | 08.09.2016
    Die Crew des "Raumschiffes Enterprise" in dem Film "Star Trek VI", (l-r) Walter Koenig, George Takei, DeForest Kelley, Nichelle Nichols, William Shatner, James Doohan und Leonard Nimoy.
    Die Crew des "Raumschiffes Enterprise" bestand aus verschiedenen Ethnien. (dpa/ picture-alliance/ Paramount)
    Spock: "Faszinierend!"
    Leonard Nimoy hatte im echten Leben natürlich keine spitzen Ohren wie Mister Spock, aber so ganz abstreifen konnte er die Figur trotzdem nie - er habe viele Rollen gespielt, betont Nimoy Jahrzehnte später im Interview - Spock sei wichtig, aber er selbst sei nicht Spock.
    Nimoy studierte in den 70ern Fotografie, arbeitete als Film- und Fernsehregisseur und nahm als Sänger mehrere Alben auf. "I am not spock” - "Ich bin nicht Spock” - so betitelte Nimoy 1975 auch seine Autobiografie - um sich dann 20 Jahre später mit einem zweiten Buch zu korrigieren. Der Titel: "I am Spock” - "Ich bin Spock”.
    Glücksfall für die Karriere
    Die Rolle des streng logisch denkenden Halbvulkaniers sei nicht nur für seine Karriere ein Glücksfall gewesen, sagte Nimoy im Interview mit "Entertainment Tonight”:
    "Emotional half mir die Figur ebenso, wie sie vielen anderen geholfen hat: Ich glaube, ich bin ein ausgeglichenerer Mensch geworden, weil ich Spock gespielt habe.”
    Nimoy starb voriges Jahr. Mit dem Kapitän der "Enterprise" verband ihn eine lebenslange Freundschaft. William Shatner ist inzwischen 85 - und tritt immer noch regelmäßig bei Fantreffen auf - auch wenn er manchmal offenbar vergisst, wo er gerade ist, wie bei der Silicon Valley Comic Con im März.
    Shatner spielte noch größere Fernsehrollen
    Shatner spielte nach Captain Kirk noch einige größere Fernsehrollen - unter anderem den Polizisten "TJ Hooker” - und hat für seinen Part in der Anwaltsserie "Boston Legal” sogar den Golden Globe gewonnen. Daneben hat Shatner auch Alben aufgenommen - er trägt in einer Art Sprechgesang bekannte Songs vor, zum Beispiel "Rocket Man" von Elton John.
    Lieutenant Uhura: Mr. Spock, sehen Sie sich das an.
    Nichelle Nichols als Lieutenant Uhura: Die Besetzung der Kommunikationsoffizierin mit einer schwarzen Darstellerin war in den USA in den 60er Jahren eine Sensation. Trotzdem überlegte Nichols, nach der ersten Staffel auszusteigen, für eine Karriere am Broadway. Doch dann wartete eines Abends nach einem Auftritt hinter der Bühne ein besonderer Fan auf sie, wie sie später dem Sender PBS erzählte:
    "Dr. Martin Luther King - er sagte, er sei der größte Trekkie auf dem Planeten. Als ich ihm erzählte, dass ich gerade überlegte, aufzuhören mit der Serie, da sagte er: Sie können ihren Posten nicht verlassen - die Bilder von Ihnen auf der Enterprise verändern das Denken von Leuten auf der ganzen Welt. Denn zum ersten Mal sehen wir in dieser Figur, wofür wir kämpfen.”
    Nichols setzte sich für Minderheiten ein
    Nichols blieb - und engagierte sich nach dem Ende der Serie unter anderem für ein Programm der NASA, das mehr Angehörige von Minderheiten für die Raumfahrt warb. Mit Erfolg: 1992 flog Mae Jemison als erste Afro-Amerikanerin an Bord der "Endeavor" ins All - sie nannte Lieutenant Uhura als eines der Vorbilder ihrer Kindheit.
    George Takei wurde vom Steuermann "Lieutenant Sulu” zu einer Ikone der Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben. Als 2006 der damalige kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger sein Veto gegen die Homoehe einlegte, protestierte Takei und machte öffentlich, dass er schwul ist - unter Trekkies längst ein offenes Geheimnis.
    Engagement für Gleichberechtigung und Toleranz
    Der Schauspieler hat fast 10 Millionen Likes auf Facebook und bezieht deutlich Stellung - für mehr Toleranz und Offenheit in der amerikanischen Gesellschaft. Der heute 79-Jährige hat Diskriminierung in mehrfacher Hinsicht erfahren: In Los Angeles als Kind japanischer Einwanderer geboren, wurde er als Fünfjähriger in ein amerikanisches Internierungslager gesteckt - als Folge des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor. Takei hat sich davon nicht abschrecken lassen: Sein Leben, sagt er, habe sich so fantastisch gewandelt, als wäre es selbst Science Fiction:
    Eine Crew aus verschiedenen Ethnien, so vielfältig wie die Menschheit selbst - so ähnlich hatte sich das "Enterprise”-Schöpfer Gene Roddenberry vor 50 Jahren vermutlich vorgestellt.
    Mr. Spock: "Leben Sie lange - und in Frieden."