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70 Jahre ARD
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Vor 70 Jahren haben sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der ARD zusammengeschlossen. Seither haben die ARD-Sender mit ihren Nachrichten- und Unterhaltungsprogrammen das Land geprägt. Doch immer wieder gibt es Diskussionen um ihren Auftrag und um die Kosten.

Von Daniel Bouhs | 09.06.2020
Das ARD-Logo, aufgenommen bei der Internationalen Funk-Ausstellung in Berlin 2016
Vor 70 Jahren wurde die ARD als Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen Sender gegründet (dpa/ Sören Stache)
Gut zwei Jahre hat "die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland" das "Deutsche Fernsehen" vorbereitet. Das Gemeinschaftsprogramm macht die ARD von 1952 an für alle sichtbar. Seit ihrer Gründung stimmt sich die ARD auch bei technischen Fragen ab. Außerdem tauscht sie im Hörfunk und in den Dritten Programmen Sendungen aus. Dazu kommen gemeinsame Reporterinnen und Reporter weltweit.
Das Logo der ARD-Reihe "Tatort"
Die "Tatort"-Reihe gehört zu den beliebtesten Angeboten in der ARD (dpa/ Revierfoto)
Tägliche Sondersendungen
Auch heute bündelt die ARD ihre Kräfte. Beim "ARD Extra", das in der Coronakrise zeitweise täglich nach der "Tagesschau" läuft, wechseln sich die neun Landesrundfunkanstalten wöchentlich ab. So kann jede Redaktion auch mal verschnaufen. Und sollte eine Corona-bedingt ausfallen, sind die anderen für das Gemeinschaftsprogramm zur Stelle. Gerade in Krisenzeiten ist das föderale Netz der ARD ihre Stärke.
Mensch sitzt am Tisch mit einem Laptop, auf dessen Display das Tagesschau-Studio und -Logo zu sehen ist.
Programmlücken bei ARD und ZDF - "Die Chance, kreativ zu sein, ist da"
Angesichts wegfallender Sport-Übertragungen erwartet DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath mehr Wiederholungen bei ARD und ZDF. Doch die Coronakrise könne auch positive Folgen haben, sagte er im Dlf.
In der Politik, vor allem in Ostdeutschland, wünscht sich so mancher, dass die regionale Vielfalt noch häufiger im Programm auftaucht. Rainer Robra, der Leiter der Staatskanzlei von Sachsen-Anhalt, begründet seine Forderung mit dem besonderen politischen System.
ARD in den Regionen
"Nicht Berlin als Paris – alles kommt von dort aus – oder als London oder Madrid. Keine zentralstaatliche Verfassung, sondern ein Leben von unten aus den Regionen. Und da noch mehr in der ARD übereinander und voneinander zu erfahren und miteinander zu besprechen, das halte ich für die eigentliche große Zukunftschance der ARD."
"Tagesschau"-Sprecher Jan Hofer im Nachrichtenstudio
Seit 1985 ist Jan Hofer Nachrichtensprecher bei der "Tagesschau" (dpa/ Stefan Hesse)
Wenn es um ihre Zukunft geht, melden viele Wünsche an. Die FDP mahnt: Unterhaltung und Sport – das könnten doch auch die Privaten, spart das Geld, kürzt den Rundfunkbeitrag. Aber auch Teile der Union erwarten, dass die ARD kräftiger spart. Damit der Rundfunkbeitrag nicht erhöht werden muss. In der ARD ist – ebenso wie beim ZDF und dem Deutschlandradio – wiederum ein gemeinsames milliardenschweres Sparprogramm angelaufen. Sie verstärken ihre Zusammenarbeit hinter den Kulissen bei Technik und Verwaltung. Viele Sender streichen Stellen, einige – wie zuletzt der NDR – auch ganze Sendungen.
Eine Karte, auf der die Auslandsbüros der ARD eingezeichnet sind.
70 Jahre ARD: Eine Gemeinschaft ringt um ihre Zukunft
Im Juni 1950 wurde die "Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands" beschlossen. Was die ARD künftig sein soll und wie teuer sie sein darf, ist Gegenstand politischer Diskussionen.
Das Alte nicht lassen
"Wir sind immer in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld tätig, das ist ganz klar. Das war über die sieben Jahrzehnte so, die es uns gibt", sagt Tom Buhrow. Der Intendant des WDR ist seit diesem Jahr der Vorsitzende der ARD. Er wolle keine "Genres gegeneinander ausspielen" – Unterhaltung und Sport seien auch wichtig, nicht nur Information und Kultur, die Grenzen zudem oft fließend. Mit den anderen Intendantinnen und Intendanten müsse er zudem einen schwierigeren Spagat schaffen: digitaler werden, das klassische Angebot aber halten.
Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow
ARD-Vorsitzender Tom Buhrow - "Prioritäten setzen"
Auch mit einer Rundfunkbeitragserhöhung auf 18,36 Euro werde der Spardruck in der ARD und den Landesrundfunkanstalten nicht abnehmen, sagte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow im Dlf.
"Eigentlich muss man ja in solchen Zeiten des Wandels in die neue Technik, in die neue Verbreitungsform mehr investieren, um da attraktiv zu sein fürs Publikum und für die Nutzerinnen und Nutzer. Gleichzeitig muss man aber kürzen. Man kann das Alte aber auch nicht lassen, denn das sind die Treusten unserer treuen Zuschauerinnen und Zuschauer und Hörerinnen und Hörer."
"Tagesthemen" wurden verlängert
In ihrem Gemeinschaftsprogramm hat die ARD zu ihrem 70. gerade etwas umgebaut: Die "Tagesthemen" wurden verlängert – zunächst freitags, später auch an anderen Tagen. Neu ist eine Rubrik: "Mittendrin". Das Erste schaut systematischer wie es den Bürgerinnen und Bürgern in den Regionen geht – und spielt das gezielt auch in die sozialen Netzwerke. Das gewiss auch medienpolitische Signal dieser Entscheidung entspricht dem aktuellen Marketingslogan: "Wir sind Deins."