Gießen
AfD gründet neue Parteijugend - die Hintergründe

Gießen rüstet sich für einen Polizeigroßeinsatz am Wochenende. Die AfD will morgen in der mittelhessischen Universitätsstadt eine neue Nachwuchsorganisation gründen. Es wird mit rund 50.000 Gegendemonstranten gerechnet. Hier ein Überblick darüber, worum es bei dem AfD-Treffen konkret geht.

    Jean-Pascal Hohm, AfD-Landtagsabgeordneter Brandenburg und Anwärter auf den Vorsitz der neuen AfD-Jugend, sitzt vor einem blauen Banner mit dem Logo der AfD-Brandenburg.
    Jean-Pascal Hohm, AfD-Landtagsabgeordneter Brandenburg und Anwärter auf den Vorsitz der neuen AfD-Jugend, sitzt vor einem blauen Banner mit dem Logo der AfD-Brandenburg. (picture alliance/dpa | Lilli Förter)

    Warum gründet die AfD eine neue Jugendorganisation?

    Die Junge Alternative (JA) hatte sich im Frühjahr aufgelöst, die AfD hatte sich zuvor von ihr getrennt. Die JA war als eigenständiger Verein nur lose an die AfD angebunden. Mitglieder – mit Ausnahme der Vorstände – mussten nicht Mitglied der Partei sein und agierten weitgehend unabhängig. Die AfD hatte daher wenig Einfluss auf das Verhalten der JA, was bei extremen Vorfällen regelmäßig auf das Image der Partei zurückfiel. Als Verein lief die JA auch Gefahr, verboten zu werden.

    Wodurch fiel die Junge Alternative auf?

    Jugendorganisationen von Parteien treten oft provokanter auf als ihre Mutterparteien. Bei der JA ging dies aber so weit, dass der Verfassungsschutz sie als erwiesen rechtsextremistisch einstufte. Die JA-Ideologie sei durch einen ethnisch-kulturell geprägten Volksbegriff bestimmt, hieß es im Verfassungsschutzbericht. So wurde etwa der Erhalt des "autochthonen Staatsvolkes" zum obersten politischen Ziel erklärt.

    Was soll sich jetzt konkret ändern?

    Mitglied in der neuen AfD-Jugendorganisation kann in der Regel nur noch sein, wer auch schon in der AfD ist. Die Organisation ist ein "rechtlich unselbstständiger Teil der Partei", heißt es in der extra dafür geänderten AfD-Satzung. Verstöße gegen Regeln oder Fehlverhalten können somit parteiintern geahndet werden - bis hin zum Parteiausschluss. Mitmachen können alle AfD-Mitglieder unter 36. Das sind nach Angaben des designierten Vorsitzenden, Jean-Pascal Hohm, mehr als 10.000 Personen. Die neue Jugendorganisation könnte also deutlich größer werden als der Vorgänger JA mit zum Schluss rund 4.000 Mitgliedern.

    Wird die neue Organisation gemäßigter auftreten?

    Mehr Geschmeidigkeit ist auf jeden Fall das Ziel der Parteispitze, besonders im Hinblick auf anstehende Wahlen 2026, bei denen die AfD laut Umfragen in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern erstmals in eine Landesregierung in Deutschland kommen könnte. Weniger Krawall, weniger Skandale, mehr Wähler so das Kalkül. Im Gespräch mit der "Jungen Freiheit" plädierte Hohm für ein "seriöses und vernünftiges Auftreten". Der Zeitung "Die Welt" sagte er aber auch: Er stehe ganz sicher nicht für einen "Wischiwaschi-Kurs".

    Wer ist der designierte Chef?

    Der 28-jährige Hohm trat schon mit 17 in die AfD ein und sitzt heute für die Partei im Brandenburger Landtag. Er ist der einzige Kandidat für den Vorsitz. Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft die Brandenburger AfD und auch Hohm als rechtsextremistisch ein. Aufgeführt werden Aussagen von Hohm von Veranstaltungen und im Netz, etwa "Ohne Deutsche kein Deutschland. Widerstand ist darum Pflicht."

    Was passiert nun konkret in Gießen?

    In der Messe wollen sich rund 1.000 AfD-Mitglieder versammeln und die neue Organisation gründen. Es sind Reden der AfD-Vorsitzenden Weidel und Chrupalla sowie von Ehrenpräsident Gauland geplant. Die Teilnehmer stimmen über das sogenannte Jugendstatut ab, in dem Selbstverständnis, Bindung an die AfD, interne Abläufe und der Name der Organisation festgehalten werden. Außerdem wird der Vorstand gewählt. Über das Logo der neuen Organisation wird voraussichtlich erst später entschieden. 

    Wie soll die neue Organisation heißen?

    Der Name Generation Deutschland (GD) gilt als gesetzt, auch wenn es Gegenvorschläge gibt. Der AfD-Vorstand hat das letzte Wort. Er muss laut AfD-Satzung am Ende das Statut und damit auch den Namen der Parteijugend genehmigen.

    Was ist über die geplanten Gegenproteste bekannt?

    In Gießen werden rund 50.000 Demonstranten erwartet. Das Aktionsbündnis "Widersetzen" kündigte Blockade- und Störaktionen an. Die hessische Polizei wird von Einsatzkräften aus ganz Deutschland unterstützt. Der Innenminister von Hessen, Poseck, rief die Teilnehmer von Protestaktionen zur Gewaltfreiheit auf. Der CDU-Politiker sagte im Deutschlandfunk, wer sich für die Demokratie einsetzen wolle, müsse sich an rechtsstaatliche Regeln halten. Im Rechtsstaat sei Gewalt ein Tabu, deshalb sehe er es mit Sorge, dass es Gewaltaufrufe gebe. Zudem sei es nicht mit geltendem Recht vereinbar, die Gründung mit Blockaden zu unterbinden. Ihm selbst gefalle es wie vielen anderen Menschen nicht, dass sich nun eine neue AfD Jugendorganisation gründe. Man habe aber kein Recht, ein Parteiverbot durch die Hintertür durchzusetzen, sagte Poseck.
    Diese Nachricht wurde am 28.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.