
Am Samstag, 29. November, treffen sich rund 1000 junge Menschen in der Messe Gießen, um dort die neue Jugendorganisation der AfD zu gründen. Die Parteijugend will sich ein Statut, einen Namen geben und ihren Vorstand wählen.
Jean-Pascal Hohm könnte der künftige Chef der AfD-Jugend werden. Der 28-Jährige wird vom AfD-Spitzenduo Alice Weidel und Tino Chrupalla unterstützt und ist gut vernetzt in die rechtsextreme Szene. Die Sicherheitsbehörden erwarten rund 50.000 Demonstranten. Einige wollen mit ihren Protesten den Ablauf stören und so die Gründung der AfD-Jugend verhindern.
Warum gibt es eine neue Jugendorganisation der AfD?
Die frühere Jugendorganisation „Junge Alternative“ war vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft worden. Daraufhin hat die AfD auf ihrem Parteitag im Januar 2025 beschlossen, die rund 2500 Mitglieder große Parteijugend aufzulösen. Seitdem gibt es keine Organisation für die AfD-Jugend.
Mit Blick auf das kommende Wahljahr will die Partei das ändern. 2026 finden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern statt. Die AfD rechnet sich große Chancen aus, künftig in den beiden ostdeutschen Bundesländern mitzuregieren, da sie in Wahlumfragen weit vorne liegt.
Die neue Parteijugend soll nicht nur im Wahlkampf unterstützen, sondern nach Angaben von AfD-Chefin Alice Weidel vor allem fähigen Nachwuchs für die Mutterpartei hervorbringen. Sie versteht die Jugendorganisationen „als Kaderschmiede für die Regierungsverantwortung“.
Was ist der Unterschied zur „Jungen Alternative“?
Die „Junge Alternative“ war formal ein Verein und als solcher nicht an die AfD gebunden. Ihre Mitglieder mussten, mit Ausnahme der Vorstände, der AfD nicht angehören. Damit galten für sie auch nicht die Parteiregeln, wenn es zu Fehlverhalten kam. Die AfD konnte die Jugendorganisation kaum kontrollieren.
Die neue Organisation wird offiziell ein Teil der AfD sein; mitmachen darf nur, wer auch AfD-Mitglied ist. Jugendorganisation und Partei rücken so noch näher zusammen. Das bedeutet für die AfD mehr Kontrolle, für die Parteijugend mehr Einbindung und mehr Schutz. Denn Vereine können wesentlich schneller verboten werden als politische Parteien.
Jean-Pascal Hohm: bürgerlich und rechtsextrem
Seit 2024 ist Jean-Pascal Hohm Landtagsabgeordneter in Brandenburg. Nun will er die Parteijugend der AfD leiten. Nach außen hin gibt sich der28-Jährige bürgerlich. Er ist verheiratet, trägt ein gebügeltes Hemd unterm Sakko, kann druckreif reden und wählt seine Worte genau. Sein Ziel ist es, „Unser Vaterland vor dem Untergang bewahren“, wie er auf dem Nachrichtendienst X schrieb. Er will die AfD in Regierungsverantwortung bringen und Millionen Menschen abschieben.
Jean-Pascal Hohm war Gründungsvorsitzender der mittlerweile aufgelösten „Jungen Alternative“ in Brandenburg und ist innerhalb der rechtsextremen Szene gut vernetzt. Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft ihn als Rechtsextremist ein.
Schon 2014 trat er in die AfD ein. Da war er noch nicht einmal volljährig. Das Jahr 2015 hat ihn nachhaltig geprägt. Damals kamen mehr als eine Million Geflüchtete nach Deutschland. Jean-Pascal Hohm organisierte seinerzeit Demonstrationen gegen ein Asylbewerberheim. Später traf er sich mit Anhängern der „Identitären Bewegung” und der italienischen neofaschistischen Bewegung „Casa Pound”.
Hohm steht in engem Kontakt zu weiteren extrem rechten Organisationen, Medien und Publizisten, zur Cottbusser Fußballszene und rechten Rappern. Er ist davon überzeugt, für den politischen Erfolg brauche es genügend Verbündete im außerparlamentarischen Raum.
Die AfD-Spitze steht hinter Hohms Kandidatur. Er soll dabei helfen, die AfD zu einer rechtsextremen Bewegungspartei auszubauen, die tief in die bürgerliche Gesellschaft hineinwirkt, aber auch verunsicherte Jugendliche abholt. Am Samstag wird sich zeigen, ob er die jungen Menschen, die Teil der neuen rechten Jugendorganisation werden wollen, überzeugen kann.
Wie weit rechts steht die neue AfD-Parteijugend?
De Jugendorganisation der AfD hat noch kein Programm verabschiedet, daher ist nicht absehbar, wie weit sie nach rechts rücken wird. Sollte Jean-Pascal Hohm tatsächlich neuer Chef der Parteijugend werden, ist keine Mäßigung zu erwarten.
Es ist davon auszugehen, dass die neue Jugendorganisation professioneller auftreten wird als die „Junge Alternative“. Womöglich radikal im Ton, aber weniger martialisch in der Bildsprache. Fotos von Kampfsporteinheiten und paramilitärischen Trainings, die JA-Mitglieder in den sozialen Netzwerken geteilt hatten, haben selbst AfD-Mitglieder verstört.
















