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Amokfahrt in Kanada
Polizei stellt IS-Fahne sicher

Im kanadischen Edmonton hat ein somalischer Flüchtling mit einem Messer und einem Lieferwagen fünf Menschen verletzt. Die Polizei gab nun eine erste Rekonstruktion seiner Amokfahrt. Der Festgenommene hatte bereits einmal unter Extremismusverdacht gestanden, damals gab es aber nicht genug Beweise.

Von Kai Clement |
    Ein weißer Lieferwagen liegt auf der Seite, nachdem der Fahrer in Edmonton, Kanada, einen Anschlag damit verübt hatte.
    Mit diesem Miet-Lieferwagen versuchte ein somalischer Flüchtling am Samstag im kanadischen Edmonton Fußgänger zu überfahren. Die Polizei stoppte ihn, nachdem er insgesamt fünf Menschen verletzt hatte (Michael MUKAI / AFP)
    Mitwirkung an einem Terroranschlag. So beginnt die lange Liste von Anklagepunkten, die Edmontons Polizeichef Rod Knecht vorträgt.
    Bei gleich zwei Attacken in der Hauptstadt der Provinz Alberta im Westen Kanadas hat der Angreifer fünf Menschen verletzt, darunter einen Polizisten. Begonnen hatte alles am Samstagabend, als er mit seinem Auto an einem Sportstadion eine Absperrung durchbrach, berichtet Rod Knecht:
    "Er fuhr in einen Polizisten und ein Polizeiauto. Dann verließ er seinen Wagen und stach mehrfach mit einem großen Messer auf den Polizisten ein. Und obwohl der Polizist durch den Aufprall in die Luft geschleudert worden war, konnte er den Angreifer abwehren, so dass der vom Tatort flüchtete."
    Der Polizist habe das Krankenhaus inzwischen sogar wieder verlassen können, obwohl er Stichwunden im Gesicht und am Kopf erlitten habe.
    Erinnerungen an Berlin, Nizza, Barcelona werden wach
    Stunden später geriet der etwa 30-jährige Täter in eine Polizeikontrolle und flüchtete – inzwischen in einem weißen Leih-Lieferwagen – in die Innenstadt von Edmonton, so der Polizeichef der Stadt. Rod Knecht:
    "Die Details der Flucht mit dem Leihwagen sind ernüchternd. Der Laster versuchte, Zivilisten zu überfahren, die Zebrastreifen und Gassen auf der Jasper-Avenue nutzten."
    Samstagabend in einer kanadischen Großstadt – ein Ausgehabend. Die brutale Flucht hätte furchtbar enden können. Erinnerungen an ähnliche Anschläge mit Fahrzeugen als Waffe werden wach – in Berlin, Nizza oder Barcelona.
    In Edmonton rammte schließlich die Polizei den Fluchtwagen, so dass er auf die Seite stürzte. Die Polizei konnte den Fahrer verhaften. Sie setzte einen Elektroschocker ein, nachdem sie die Windschutzscheibe zerstört und eine Blendgranate geworfen hatte.
    Täter war polizeibekannt
    Die Bilanz: vier weitere Verletzte, darunter eine Person mit Gehirnblutung.
    Der Täter: ein somalischer Flüchtling, wie Marlin Degrand von der staatlichen Polizei RCMP erklärt.
    Seit 2015 sei der wegen Extremismus-Vorwürfen polizeibekannt. Allerdings hätten die damaligen Ermittlungen nicht genug Beweise erbracht, um weiter gegen den Mann vorzugehen. Jetzt hat die Polizei eine Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat sichergestellt. Das berichtet der Sender CBC.
    "Hass hat keinen Platz in der Provinz von Alberta"
    Kanadas Premier Justin Trudeau hat getwittert, brutaler Extremismus werde niemals siegen. Es handele sich um eine Tat des Hasses, einen Terroranschlag. Ganz ähnlich äußerte sich aus Rachel Notley, die Premierministerin der Provinz Alberta:
    "Hass hat keinen Platz in der Provinz von Alberta. So sind wir nicht. Wir stehen dies gemeinsam durch. Und gemeinsam sind wir stärker als jede Form von Hass."