Montag, 13. Mai 2024

Archiv

Anpfiff ohne die Azzurri
Italien zwischen Wahlen und verpasster WM

Es war ein Paukenschlag und ein Albtraum. Kein Italiener hätte gedacht, dass Italien die Weltmeisterschaft 2018 verpassen könnte. Die Azzurri haben sich nicht qualifiziert. Gute Spieler, aber kein Konzept. Das Gleiche gilt für die Politik. Was ist los in Bella Italia?

Von Kirstin Hausen | 03.03.2018
    Die Nationalflagge von Italien
    Was ist los in Bella Italia? (picture-alliance / dpa / Daniel Kalker)
    Nach 60 Jahren findet das größte Sportereignis der Welt ohne sie statt. Die italienischen Medien sprechen von "unerträglicher Schande", von "Apokalypse". Ein Land, das sich so stark mit Fußball identifiziert wie Italien, steht ratlos da. Auch politisch. Regierungschefs werden nach dem Ende der Ära Berlusconi wieder so schnell ausgewechselt wie die Fußballtrainer, auch so gerät das Land immer mehr ins Abseits.
     Die Amateurkicker aus Neapels Stadtteil Scampia auf ihrem Fußballplatz inmitten einer Hochhaussiedlung
    Fußball-Werte fürs Leben
    Italien nimmt zwar diesmal nicht an der WM teil. Doch Fußball bleibt der Sport, der das Land vereint. In Neapels Stadtteil Scampia, der als Hochburg der Camorra gilt, versuchen Ehrenamtliche, junge Amateurkicker aus der Hochhaussiedlung über den Fußball auf den richtigen Weg zu führen.
    Jeder auf Position in Italiens Familien
    "La Nazionale" hat sich nicht für die WM qualifiziert - für viele Italiener ist das eine Tragödie. Verlass ist jetzt nur noch auf das Team Familie. Hier spielt jeder auf seiner angestammten Position - etwa Mütter und Omas, die die Kinderbetreuung übernehmen. Denn Hilfe vom Staat gibt es nicht.
    Die Jungs vom Krämerladen in Neapel: 'Die Politik sollte sich ein Beispiel an uns nehmen'
    Ein Beispiel nehmen an den Jungs vom Krämerladen
    Carmine arbeitet in einem Krämerladen in Neapel. Quittungen aller Art vermeidet er, die Steuern seien zu hoch. Der 28-Jährige kann sich in Rage reden, wenn es um Politik geht - und um die verpasste WM-Teilnahme.

    Die besten Spieler gehen weg aus Italien
    Student und Amateurkicker Giuseppe Gaudino liebt den Fußball. Es schmerzt ihn, dass Italien nicht bei der WM in Russland dabei sein wird. Sein Land - abgehängt, so wie der Stadtteil Neapels, aus dem er stammt. Berufliche Chancen sehen viele junge Hochqualifizierte nur im Ausland.
    Rosario La Rossa hat an der Peripherie von Neapel die Buchhandlung
    Kultur atmen in Neapel
    An der tristen Peripherie von Neapel hat Rosario La Rossa eine Buchhandlung eröffnet. Er ist überzeugt: Kultur kann etwas verändern. Kultur weckt Potenziale. Der mögliche Einzug der rechten Lega Nord ins Parlament besorgt ihn - mehr als die Nicht-Teilnahme seines Landes an der Fußball-WM.