Christoph Heinemann: In der Schweiz und den Niederlanden gibt es die ersten bestätigten Infektionen mit der Schweinegrippe. Die Weltgesundheitsorganisation hatte gestern ihre Pandemiewarnung um einen Rang auf die zweithöchste Stufe angehoben.
Am Telefon ist Professor Heiko Schneitler, der Leiter des Gesundheitsamtes Düsseldorf, zuständig für die medizinische Versorgung auf dem Flughafen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Guten Tag.
Heiko Schneitler: Ich grüße Sie!
Heinemann: Herr Professor Schneitler, gegen 12:50 Uhr wird bei Ihnen in Düsseldorf eine Maschine aus Cancún landen. Was unternehmen Sie, wenn ein Flugzeug aus Mexiko eingetroffen ist?
Schneitler: In Anbetracht der sich entwickelnden Situation haben wir die Maßnahmen am Flughafen verstärkt, das heißt, dass wir jetzt am Flughafen die Passagiere, die aus Direktflügen Vereinigte Staaten und Mexiko kommen, direkt noch im Flugzeug begrüßen, ihnen die Situation erklären, auf Besonderheiten eingehen. Gibt es keine Besonderheiten an Bord - wir haben auch vorher den Kapitän der Maschine jeweils befragt -, dann lassen wir die Passagiere aussteigen, die bereits im Flugzeug ausgefüllten Aussteigekarten dann in Regionen der Bundesgrenzschutz-Abfertigung übergeben, damit wir jeden Passagier noch einmal im Einzelkontakt sehen und beraten können.
Heinemann: Das heißt, die Passagiere mit auffälligen Merkmalen, die müssen sich von sich aus melden?
Schneitler: Die müssen sich von sich aus melden. Wenn uns etwas auffällt, werden wir auch eine weitere Abklärung einleiten. Es kann eine Vorabklärung noch am Flughafen erfolgen, wir haben dort entsprechende Praxisräume. Sonst werden die Passagiere zur Uni gebracht, mit denen wir die weitere Diagnostik und Abklärung besprochen haben.
Heinemann: Was wissen diese Menschen über die Grippe und darüber, wie sie sich verhalten sollen?
Schneitler: Fast alle Passagiere und insbesondere auch die Crewmitglieder begrüßen die Maßnahmen, weil sich alle in der Zwischenzeit so viel weitergebildet haben, dass sie sich über Aufklärung und Abklärung freuen.
Heinemann: Nun bilden die Flughäfen das Nadelöhr, durch das die Viren ins Land kommen. Wäre es sinnvoll, alle Reisende einem Schnelltest zu unterziehen?
Schneitler: Es gibt keinen Schnelltest, der eine Schweinegrippe nachweisen würde, denn wir haben Schnellteste nur auf die bisher bekannten Grippeformen. Das heißt, ich kann sagen, man hat den Grippevirus A, ich könnte ältere Subtypen nachweisen, aber ich kann die anderen aktuell nicht nachweisen. Die Universität Düsseldorf ist im Augenblick in der Entwicklung einer Komplementierung und Anpassung eines Schnelltestes, würde aber auch, wenn sie das haben in den nächsten Tagen, etwa noch fünf bis sechs Stunden brauchen.
Heinemann: Das heißt, der bisherige Schnelltest würde nur herausfiltern Grippe, ja oder nein, aber nicht welche?
Schneitler: Genau das.
Heinemann: Nun können Passagiere ja das Virus einschleppen, ohne davon zu wissen, weil die Krankheit ganz einfach noch nicht ausgebrochen ist. Wie gewährleisten Sie eine nachhaltige Kontrolle?
Schneitler: Das ist der Grund, warum wir die Aussteigekarten durch die Passagiere ausfüllen lassen, damit wir, wenn sich im Nachhinein eine Erkrankung feststellt, von der wir ja Bericht dann bekommen, die anderen Passagiere informieren können und Maßnahmen einleiten können.
Heinemann: Gab es da in Düsseldorf schon Fälle?
Schneitler: Wir haben in Düsseldorf bisher einen einzigen Fall gehabt, eine Passagierin, die nach Hamburg weitergereist ist und erkrankt ist, sonst Gott sei Dank noch keinen Fall.
Heinemann: Herr Professor Schneitler, haben Sie Ihr Vorgehen in Düsseldorf mit den anderen internationalen Flughäfen in Deutschland abgesprochen, auf denen Maschinen aus Mexiko landen, also etwa mit Frankfurt am Main oder München?
Schneitler: Sie wissen, dass die ärztliche Inaugenscheinnahme auch in Frankfurt, auch in München erfolgt. Das heißt, das ist insoweit abgestimmt. Das ist schon abgestimmt durch die Ministerien.
Heinemann: Das heißt, da kann nicht jedes Bundesland jetzt machen, was es will?
Schneitler: Es könnte, aber vernünftigerweise wird das bundeseinheitlich abgestimmt.
Heinemann: Bekommen Sie auch die Daten der anderen Flughäfen?
Schneitler: Wir haben dauernd Telefonkontakt.
Heinemann: Was raten Sie Fluggästen, die nach Mexiko starten?
Schneitler: Sie wissen, dass es eine Empfehlung des Bundesaußenministeriums gibt, nur noch nach Mexiko zu reisen, wenn es aus irgendwelchen Gründen zwingend erforderlich ist. Dann sollte man ganz sicher eine ausreichende Menge von Masken mitnehmen, denn soweit ich weiß, gibt es Schwierigkeiten, in Mexiko sich welche zu beschaffen. Diese Masken sollten Nase und Mund bedecken. Und zusätzlich sollte man darauf achten, dass man häufig die Hände wäscht, weil man sich darüber auch infizieren kann. Nicht ins Gesicht fassen, sich aus Menschenansammlungen fernhalten und eben sich klar machen, es handelt sich um eine Tröpfcheninfektion. Wenn ich Abstand halte von anderen, etwa zwei Meter, dann ist keine Gefahr gegeben.
Heinemann: Herr Professor Schneitler, wenn ein Erreger so klar einem Land zugeordnet werden kann wie die Schweinegrippe oder die mexikanische Grippe, sollte man dann den Flugverkehr in diese Region oder aus dieser Region einstellen oder zumindest einschränken?
Schneitler: Wir haben eine Situation, dass wir weltweit Mobilität haben. Mexikaner können auch in die Vereinigten Staaten reisen und fliegen dann von dort. Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich unterbrechen können heute. Ich glaube, dass es sinnvoll ist, aufzuklären, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und in einem positiven Miteinander solchen Situationen zu begegnen.
Heinemann: Wie bedrohlich ist die Lage heute?
Schneitler: Wir haben ganz sicher eine Erkrankung, die die Fähigkeit hat, von Mensch zu Mensch zu infizieren, wir haben eine Erkrankung, die eine offensichtliche Ausbreitungstendenz hat, die wir über die wenigen Tagen in der Effektivität noch nicht abschließend beurteilen können. Es scheint so zu sein, als sei diese Erkrankung aber im Regelfall nicht sehr schwer verlaufend.
Heinemann: Das heißt, Sie sind vorsichtig optimistisch?
Schneitler: Ich bin vorsichtig optimistisch.
Heinemann: Professor Heiko Schneitler, der Leiter des Gesundheitsamtes in Düsseldorf und gleichzeitig zuständig für die medizinische Versorgung auf dem Flughafen Düsseldorf. Danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören!
Schneitler: Gern geschehen, auf Wiederhören!
Am Telefon ist Professor Heiko Schneitler, der Leiter des Gesundheitsamtes Düsseldorf, zuständig für die medizinische Versorgung auf dem Flughafen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Guten Tag.
Heiko Schneitler: Ich grüße Sie!
Heinemann: Herr Professor Schneitler, gegen 12:50 Uhr wird bei Ihnen in Düsseldorf eine Maschine aus Cancún landen. Was unternehmen Sie, wenn ein Flugzeug aus Mexiko eingetroffen ist?
Schneitler: In Anbetracht der sich entwickelnden Situation haben wir die Maßnahmen am Flughafen verstärkt, das heißt, dass wir jetzt am Flughafen die Passagiere, die aus Direktflügen Vereinigte Staaten und Mexiko kommen, direkt noch im Flugzeug begrüßen, ihnen die Situation erklären, auf Besonderheiten eingehen. Gibt es keine Besonderheiten an Bord - wir haben auch vorher den Kapitän der Maschine jeweils befragt -, dann lassen wir die Passagiere aussteigen, die bereits im Flugzeug ausgefüllten Aussteigekarten dann in Regionen der Bundesgrenzschutz-Abfertigung übergeben, damit wir jeden Passagier noch einmal im Einzelkontakt sehen und beraten können.
Heinemann: Das heißt, die Passagiere mit auffälligen Merkmalen, die müssen sich von sich aus melden?
Schneitler: Die müssen sich von sich aus melden. Wenn uns etwas auffällt, werden wir auch eine weitere Abklärung einleiten. Es kann eine Vorabklärung noch am Flughafen erfolgen, wir haben dort entsprechende Praxisräume. Sonst werden die Passagiere zur Uni gebracht, mit denen wir die weitere Diagnostik und Abklärung besprochen haben.
Heinemann: Was wissen diese Menschen über die Grippe und darüber, wie sie sich verhalten sollen?
Schneitler: Fast alle Passagiere und insbesondere auch die Crewmitglieder begrüßen die Maßnahmen, weil sich alle in der Zwischenzeit so viel weitergebildet haben, dass sie sich über Aufklärung und Abklärung freuen.
Heinemann: Nun bilden die Flughäfen das Nadelöhr, durch das die Viren ins Land kommen. Wäre es sinnvoll, alle Reisende einem Schnelltest zu unterziehen?
Schneitler: Es gibt keinen Schnelltest, der eine Schweinegrippe nachweisen würde, denn wir haben Schnellteste nur auf die bisher bekannten Grippeformen. Das heißt, ich kann sagen, man hat den Grippevirus A, ich könnte ältere Subtypen nachweisen, aber ich kann die anderen aktuell nicht nachweisen. Die Universität Düsseldorf ist im Augenblick in der Entwicklung einer Komplementierung und Anpassung eines Schnelltestes, würde aber auch, wenn sie das haben in den nächsten Tagen, etwa noch fünf bis sechs Stunden brauchen.
Heinemann: Das heißt, der bisherige Schnelltest würde nur herausfiltern Grippe, ja oder nein, aber nicht welche?
Schneitler: Genau das.
Heinemann: Nun können Passagiere ja das Virus einschleppen, ohne davon zu wissen, weil die Krankheit ganz einfach noch nicht ausgebrochen ist. Wie gewährleisten Sie eine nachhaltige Kontrolle?
Schneitler: Das ist der Grund, warum wir die Aussteigekarten durch die Passagiere ausfüllen lassen, damit wir, wenn sich im Nachhinein eine Erkrankung feststellt, von der wir ja Bericht dann bekommen, die anderen Passagiere informieren können und Maßnahmen einleiten können.
Heinemann: Gab es da in Düsseldorf schon Fälle?
Schneitler: Wir haben in Düsseldorf bisher einen einzigen Fall gehabt, eine Passagierin, die nach Hamburg weitergereist ist und erkrankt ist, sonst Gott sei Dank noch keinen Fall.
Heinemann: Herr Professor Schneitler, haben Sie Ihr Vorgehen in Düsseldorf mit den anderen internationalen Flughäfen in Deutschland abgesprochen, auf denen Maschinen aus Mexiko landen, also etwa mit Frankfurt am Main oder München?
Schneitler: Sie wissen, dass die ärztliche Inaugenscheinnahme auch in Frankfurt, auch in München erfolgt. Das heißt, das ist insoweit abgestimmt. Das ist schon abgestimmt durch die Ministerien.
Heinemann: Das heißt, da kann nicht jedes Bundesland jetzt machen, was es will?
Schneitler: Es könnte, aber vernünftigerweise wird das bundeseinheitlich abgestimmt.
Heinemann: Bekommen Sie auch die Daten der anderen Flughäfen?
Schneitler: Wir haben dauernd Telefonkontakt.
Heinemann: Was raten Sie Fluggästen, die nach Mexiko starten?
Schneitler: Sie wissen, dass es eine Empfehlung des Bundesaußenministeriums gibt, nur noch nach Mexiko zu reisen, wenn es aus irgendwelchen Gründen zwingend erforderlich ist. Dann sollte man ganz sicher eine ausreichende Menge von Masken mitnehmen, denn soweit ich weiß, gibt es Schwierigkeiten, in Mexiko sich welche zu beschaffen. Diese Masken sollten Nase und Mund bedecken. Und zusätzlich sollte man darauf achten, dass man häufig die Hände wäscht, weil man sich darüber auch infizieren kann. Nicht ins Gesicht fassen, sich aus Menschenansammlungen fernhalten und eben sich klar machen, es handelt sich um eine Tröpfcheninfektion. Wenn ich Abstand halte von anderen, etwa zwei Meter, dann ist keine Gefahr gegeben.
Heinemann: Herr Professor Schneitler, wenn ein Erreger so klar einem Land zugeordnet werden kann wie die Schweinegrippe oder die mexikanische Grippe, sollte man dann den Flugverkehr in diese Region oder aus dieser Region einstellen oder zumindest einschränken?
Schneitler: Wir haben eine Situation, dass wir weltweit Mobilität haben. Mexikaner können auch in die Vereinigten Staaten reisen und fliegen dann von dort. Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich unterbrechen können heute. Ich glaube, dass es sinnvoll ist, aufzuklären, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und in einem positiven Miteinander solchen Situationen zu begegnen.
Heinemann: Wie bedrohlich ist die Lage heute?
Schneitler: Wir haben ganz sicher eine Erkrankung, die die Fähigkeit hat, von Mensch zu Mensch zu infizieren, wir haben eine Erkrankung, die eine offensichtliche Ausbreitungstendenz hat, die wir über die wenigen Tagen in der Effektivität noch nicht abschließend beurteilen können. Es scheint so zu sein, als sei diese Erkrankung aber im Regelfall nicht sehr schwer verlaufend.
Heinemann: Das heißt, Sie sind vorsichtig optimistisch?
Schneitler: Ich bin vorsichtig optimistisch.
Heinemann: Professor Heiko Schneitler, der Leiter des Gesundheitsamtes in Düsseldorf und gleichzeitig zuständig für die medizinische Versorgung auf dem Flughafen Düsseldorf. Danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören!
Schneitler: Gern geschehen, auf Wiederhören!