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Ausstellung im Linden-Museum
"Neuer Blick auf die Azteken"

Im allgemeinen Bewusstsein sind sie fest als grausames Volk verankert. Tatsächlich, sagt Museumsleiterin Inés de Castro, habe die Hochkultur der Azteken aber Erkenntnisse in Wissenschaft, Medizin und Kosmologie hervorgebracht - und sei durchaus mit europäischen Gesellschaften vergleichbar.

Inés de Castro im Gespräch mit Katja Lückert |
Freilegung der monolithischen Steinskulptur der Göttin Tlaltecuhtli am Fuße des Templo Mayor
Archäologie korrigiert Mythen: die Steinskulptur der Göttin Tlaltecuhtli am Fuße des Templo Mayor (© Proyecto Templo, Mayor, Foto:Leonardo López Luján)
In Europa habe man die Artefakte der Azteken bislang vor allem ästhetisch betrachtet, sagte die Archäologin Inés de Castro im Deutschlandfunk. Das von ihr geleitete Linden-Museum in Stuttgart wolle die aus dem heutigen Mexiko stammende Hochkultur nun im größeren, zvilisatorischen Kontext zeigen. Lange sei das Bild durch Berichte europäischer Eroberer verfälscht worde. Weil diese von Interessen gefärbt seien, müsse man mit ihnen sehr kritisch umgehen.
"Deutlich weniger Menschenopfer"
Sicher habe es Menschenopfer gegeben, so de Castro in "Kultur heute". Die Zahl der Getöteten, die sich archäologisch belegen lasse, liege aber deutlich unter der, die historische spanische Autoren nennen. Missionare und Eroberer hätten mit ihren Chroniken versucht, den eigenen Genozid an den mittelamerikanischen Kulturen zu rechtfertigen. Durch neue archäologische Funde könne man heute viel besser einschätzen, welche dieser Berichte wahrscheinlich sind und welche eher nicht.
"Viel Raubkunst in Privatsammlungen"
Bewusst verzichte man in der Ausstellung auf Stücke aus privatem Besitz, weil geraubte Kunstwerke aus der aztekischen Kultur in Europa und den USA noch immer intensiv gehandelt würden, so Inés de Castro. Statt dessen kombiniere man Objekte aus den großen mexikanischen und europäischen Museeen. Rückgabeforderungen aus Mexiko habe es bislang aber nicht gegeben. Ihr Eindruck sei, sagte die Museumsleiterin, dass man dort stolz darauf sei, die Werke als Botschafter der mittelamerikanischen Kultur zurzeit in Europa zu wissen.