
Saskia Esken geht, Bärbel Bas kommt. Die 62-jährige, angeschlagene Parteichefin macht den Weg frei für die neue Arbeitsministerin. Freiwillig erfolgt dieser Wechsel nicht. Vehement hatte Esken versucht, als Entwicklungsministerin ins Kabinett zu kommen, gewissermaßen im Tausch gegen den Parteivorsitz. Vergeblich: Kaum jemand in der SPD-Spitze hat ihr zuletzt noch den Rücken gestärkt.
Mit der früheren Bundestagspräsidentin tritt nun eine vielversprechende Nachfolgerin an. Bärbel Bas hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Als Duisburger Arbeiterkind hat sie zudem eine sozialdemokratische Bilderbuchkarriere hingelegt, sich nach einem Hauptschulabschluss hochgearbeitet. Sie weiß also, wovon sie spricht, wenn sie im Kabinett die Kernthemen Arbeit und Soziales beackert. Es dürfte allerdings ein Spagat werden, einerseits verlässlicher Regierungspartner zu sein und andererseits als Parteichefin das sozialdemokratische Profil zu schärfen.
Das hat das Wochenende gerade erst gezeigt: Für ihren Vorstoß, Beamte in die gesetzliche Rente einbeziehen zu wollen und die Ankündigung den Mindestlohn von 15 Euro notfalls per Gesetz durchsetzen zu wollen, hat sie sich viel Unmut vom Koalitionspartner eingeholt. Diese Wortmeldungen kurz vor der Ernennung zur Vorsitzenden waren klar an die Partei gerichtet – und an einstige SPD-Wähler, die Bas zurückgewinnen möchte.
Dafür steht auch der künftige Generalsekretär, Tim Klüssendorf, 33 Jahre jung, Finanzfachmann aus Lübeck, der sich mit der Forderung nach mehr Verteilungsgerechtigkeit zwischen Arm und Reich hervorgetan hat. Beide gehören dem linken Parteiflügel an, anders als Lars Klingbeil, der Mitglied bei den konservativen Seeheimern ist. Damit soll und kann ein Gegengewicht geschaffen werden zum allgegenwärtigen starken Mann der SPD. Denn Klingbeil dürfte mit dem Verweis auf Bas und Klüssendorf auch seinen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen wollen, die zu Recht fragen, warum der angekündigte Generationenwechsel alle trifft – nur ihn nicht.
Mit Bärbel Bas allerdings wird ihm nun eine unbelastete Co-Chefin an die Seite gestellt. Ähnliches gilt für Tim Klüssendorf, der sich zwar erst noch einen Namen machen muss – als junges Gesicht aber für eine positivere Wahrnehmung der Partei sorgen kann. All das will Saskia Esken nicht naseweis vom Seitenrand kommentieren. Und mit dieser Ankündigung zeigt sie am Ende doch noch Größe in der Niederlage.