Mittwoch, 08. Mai 2024

Fußball-Alternativliga
Zwischen Vereinszugehörigkeit und Ambition in der Baller League

Seit Januar existiert die neue Fußball-Hallen-Liga Baller League, die hauptsächlich im Internet auf Twitch gestreamt wird. Die Spieler kommen oft aus der Regional- oder Oberliga. Und diese Doppelverpflichtung hat in einigen Fällen Tücken.

Von Benedict Haupt | 03.03.2024
Ein Zweikampf zwischen zwei Spielern: Einer schießt, der andere versucht abzublocken.
Spielszene aus der Baller League: Gönrgy Allstars (Manager: Livestreamer Montana Black) gegen Streets United (Manager: Lukas Podolski) (picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd)
Normalerweise spielt Gjorgji Antoski für die zweite Mannschaft von Fortuna Köln in der Oberliga. Seit einiger Zeit ist er aber zudem in der Baller League auf dem Platz, in der Halle. Fußball, so wie früher auf dem Bolzplatz, ist eines der Versprechen der Liga. Für Antoski eine willkommene Abwechslung zum Alltag in der 5. Liga:
„Mir macht es generell sehr viel Spaß, auf Kleinfeld zu spielen. Da kommt es halt auf Technik an. Da kommt es auf schnelle Entscheidungen an. Das ist halt, wie man es früher gemacht hat auf dem Bolzplatz. Auf der anderen Seite denke ich schon, dass es eine coole Plattform ist für junge Spieler vor allem. Es ist immer interessant sich mit ehemaligen Profis zu messen.“
In der Baller League spielt er für das Team Streets United. Teammanager sind Lukas Podolski und die Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann. Antoski bekommt wie alle anderen Spieler pro Spieltag 250 €. Das dürfte in den meisten Fällen mehr sein, als bei einem Einsatz in der Oberliga. Viel interessanter ist für die Spieler wohl die Online-Präsenz. Die Baller League wird online auf der Plattform Twitch gestreamt. Allein der sechste Spieltag hat hier 1,4 Millionen Aufrufe erzielt. Nicht Vergleichbar mit ein paar Hundert Zuschauern in der Oberliga.

Spieler: Training im Verein kann angepasst werden

Dafür tritt Antoski gerne auch noch einen weiteren Tag gegen den Ball: „Ne ganz normale Woche ist: Dienstags, Mittwochs, Donnerstags, Freitags Training und Montags haben wir dann halt die Baller League.“ Für Gjorgji Antoski sei diese Belastung kein Problem. Die Taktung des Trainings mit Regeneration und Formaufbau fürs nächste Wochenende, könne man anpassen: „Dann regeneriert man in der Regel dienstags sehr viel, wenn man am Sonntag 90 Minuten gespielt hat. Darauf achtet halt der Trainer und dann wird die Woche halt dem entsprechend angepasst.“
Christoph Kramer steht mit Spielern auf dem Feld, spricht und zeigt mit dem Finger auf das Feld.
Bundesliga-Spieler als Baller-League-Manager: Christoph Kramer mit seinem Team Golden X1 (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto / Joerg Nieberga)
Und auch seinen Verein, Fortuna Köln stört das Engagement des Spielers nicht. Aus dem Verein sind mehrere Spieler in der Baller League aktiv. Anderen Vereinen in der Oberliga Mittelrhein, ist die Baller League ein Dorn im Auge. Dem SV Siegburg zum Beispiel. Nur über die sozialen Medien erfährt der Verein im Dezember, dass sich einige Ihrer Spieler in der Auswahl für die Baller League befinden. Ein Problem für Sportdirektor Oliver Bonato: „Die unterschreiben bei uns Verträge, wo ganz klar drin steht, wofür sie sich entscheiden. Unsere Verträge laufen meistens 12 oder 24 Monate und da steht ganz klar drin, dass sie nicht für weitere Ligen spielen dürfen.“

Sorge bei Verein im Abstiegskampf

In der Konsequenz stellt der Siegburger SV seine Spieler vor die Wahl: Entweder Baller League oder SV Siegburg. Und tatsächlich trennen sich zwei Spieler vom Verein. Ähnlich ist es auch beim FV Bonn Endenich. Der Verein hatte sich von sechs seiner Stammspieler getrennt. Das sorgt im Verein für großen Unmut. Denn die Mannschaft befindet sich mitten im Abstiegskampf. Um Fans uns Sponsoren diese Entscheidung zu erklären, veröffentlicht Sportdirektor Markus Köppe ein Video auf Facebook, in dem er sehr emotional Kritik an der Baller League übt. Darin hieß es:
„Wir habe natürlich einmal den Aspekt der Verletzungsanfälligkeit. Dadurch, dass es da wirklich extrem zur Sache geht und auch ambitionierter Fußball gespielt wird, hab ich mir einfach Sorgen gemacht, dass die absoluten Topspieler wegfallen. Der Fokus ist im Prinzip komplett von der 5. Liga – Abstiegskampf - komplett in die Baller League übergewandert“
Gegen seinen bisherigen Verein und für die Baller League hat sich Abdenbi Oubelkhiri entschieden. Er widerspricht: „Es war Gesprächsthema in der Kabine, aber dass wir da den Fokus verloren haben… stimme ich nicht zu.“ Oubelkhri spielt auch in der Baller League, weil er die Chance sieht, von größeren Vereinen gesehen zu werden: „Dass Leute schon an manchen Spielern Interessiert sind, das weiß ich und bin auch selbst davon betroffen. Regionalliga-Mannschaften sind interessiert, genauso auch wie eine Drittliga-Mannschaft.“

Oubelkhiri kehrt zum Verein zurück

Es sei aber noch nichts in trockenen Tüchern sagt der Mittelfeldspieler. Mittlerweile hat sich Oubelkhiri auch wieder umentschieden, er spielt wieder beim FV Bonn Endenich. Aus einem praktischen Grund: „Dass die Baller League in einem Monat endet. Junge Spieler brauchen halt Spielpraxis. Wenn die Baller League zu Ende ist, reicht es nicht, wenn ich nur mittrainiere, mich fit halte. Dann wäre mein nächstes Spiel, was 90 Minuten geht, erst im Juli oder August. Das ist zu lange.“

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Das Video von Sportdirektor Köppe ist mittlerweile wieder gelöscht und ein neues, etwas versöhnlicheres Video wurde veröffentlicht. Weitere Spieler neben Oublekhiri erwartet der Verein aber dennoch nicht zurück. Der Unmut im Umgang mit der Baller League wurde in den vergangenen Wochen immer lauter. Deshalb ist auch der Fußballverband Mittelrhein in den Austausch mit der Baller League  getreten. Konkrete Gesprächsergebnisse gibt es noch nicht. Der Verband sagt aber:
„Gleichwohl sollte der gesamte organisierte Fußball und damit auch der FVM die aktuellen Entwicklungen zum Anlass nehmen, zukunftsgerichtet über eigene Potenziale und Chancen des Fußballs nachzudenken.“ Die Organisatoren der Baller League haben sich trotz anfänglicher Bereitschaft nicht zu einem Interview bereiterklärt.
Die erste Saison der Baller League geht mit dem Final Four am 8. April zu Ende. Es bleibt abzuwarten, ob es vom Fußballverband für eine etwaige zweite Saison eine einheitliche Regelung für die Spieler gibt.