Die große Überraschung der Saison in der Basketball-Bundesliga heißt Ratiopharm Ulm. Das Team gewann kürzlich auch das dritte Spiel der Halbfinal-Serie gegen den Favoriten FC Bayern München und steht als erster Final-Teilnehmer fest. Dabei war Ulm nur als Vorrunden-Siebter in die BBL-Playoffs gestartet. Schon im Viertelfinale hatte Ulm für eine Überraschung gesorgt und Titelverteidiger Alba Berlin mit 3:1 besiegt.
"Ulm hat das geschafft, was jedes Team gerne möchte: Den besten Basketball zum Start der Playoffs zu spielen", sagte Basketball-Journalist Manuel Baraniak im Deutschlandfunk. Starke Nachverpflichtungen und eine gute Team-Hierarchie hätten außerdem zum Ulmer Erfolg in dieser Saison beigetragen.
In den vergangenen Jahren hätten der FC Bayern und Alba Berlin die Liga dominiert, sagte Baraniak. "Ulm war von den Rahmenbedingungen eher ein Team, das um die Playoffs mitspielen kann und vielleicht mal ins Halbfinale einziehen konnte. Aber das war nicht die Regel."
Bonner Erfolg dank Trainer Iisalo
Im zweiten Halbfinale stehen die Baskets Bonn kurz vor dem Finaleinzug. Die Bonner, Tabellenerster nach der Hauptrunde, führen mit 2:0 gegen die Riesen Ludwigsburg. Der Erfolg der Bonner, die in dieser Saison auch die Champions League gewonnen haben, hänge vor allem mit Trainer Toumas Iisalo zusammen, sagte Baraniak. "Mit ihm ging ein positiver Umschwung einher in Bonn." Iisalo, vor zwei Jahren nach Bonn gekommen, spreche gerne von einer Sprache, die ein Team spreche, so Baraniak. "Und für mich hat in dieser Saison kein Team so flüssig seine eigene Sprache gesprochen wie Bonn." Offensiv wie defensiv stimme es bei den Baskets.
Die Dominanz der Bayern und Alba in der Basketball-Bundesliga sei aber nicht gebrochen, so Baraniak. "Diese Saison ist ein Ausreißer, das liegt aber vor allem an der Stärke von Ulm und Bonn." München und Berlin würden auch in Zukunft immer Meisterschaftskandidaten sein.
Hohe Belastung für Bayern und Berlin durch Euroleague
Ein Thema bei diesen beiden Vereinen sei aber die Belastung der Spieler, sagte Baraniak. Beide Teams spielen neben der Bundesliga auch noch in der Euroleague, einer europäischen Liga mit 18 Teams. "Das ist natürlich auch ein großer Faktor dafür, dass diese Teams eine hohe Belastung haben und die gerade bei München und Berlin ein negativer Faktor sein kann."
Die Euroleague überlege nun sogar, die Liga zu erweitern. "Aufgrund dessen ist es immer möglich, dass es mal so eine Ausreißer-Saison geben kann. Nichtsdestotrotz denke ich, dass wir sehen werden, dass diese Teams häufig im Viertel- oder Halbfinale ausscheiden werden."
Euroleague-Teams haben kaum Zeit für Training
Die Belastung für die Euroleague-Teams sei insgesamt zu hoch, sagte Baraniak. "Für diese Teams ist es während der Saison schwierig, ein geregeltes Training durchzuführen. Was sehr schwer wiegt, sind die Reisen." Dazu komme auch das Thema Nationalmannschaft: "Nationalspieler bei Berlin wie ein Maodo Lô, der im vergangenen Jahr vom Saisonende direkt in die EM-Vorbereitung gekommen ist und da schon nicht ganz fit war. Und das zieht sich natürlich."
Um das zu ändern, müssten sich Vertreter der Euroleague und der nationalen Verbände zusammensetzen, meinte Baraniak. "Das ist natürlich ein Machtspiel. Die Euroleague hat vor wenigen Jahren beschlossen, sie wollen ihren Wettbewerb erweitern. Da kann die nationale Liga wenig dagegen sagen. Die Leidtragenden sind die Spieler. Es ist ein Machtspiel zwischen Verbänden, wo ich schwer einschätzen kann, ob das wirklich zu lösen ist."