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Bergungsarbeiten
Suche nach Wrackteilen wieder unterbrochen

Sturmböen, Regen und hohe Wellen - mit diesen Problemen kämpfen die Rettungskräfte auf der Suche nach dem Wrack der abgestürzten Air-Asia-Maschine. Sie können nur auf besseres Wetter hoffen, um die Opfer doch noch zu finden. Bei den Angehörigen, die seit einer Woche auf Nachrichten warten, liegen die Nerven blank.

Von Holger Senzel | 04.01.2015
    Vier Piloten der indonesischen Luftwaffe laufen mit Regenschirmen an einem Militärjet auf dem Rollfeld eines Flughafens entlang.
    Schlechtes Wetter erschwert erneut die Suche nach dem Flugschreiber der abgestürzten Air-Asia-Maschine. (imago / Xinhua)
    Die Hoffnungen auf besseres Wetter erfüllten sich nicht. Eine Woche nachdem AirAsia Flug 8501 von den Radarschirmen verschwand, behinderten auch heute Sturmböen, Regen und hohe Wellen die Bergungsarbeiten in der Javasee. Ein fünftes, großes Wrackteil war geortet worden, 18 Meter lang und fünf Meter breit, aber gehoben werden konnte es nicht. Die Taucher sahen nur aufgewühlten Schlamm und mussten ihren Einsatz schnell wieder abbrechen.
    Vier weitere Leiche wurden geborgen. 128 Menschen werden noch vermisst, angeschnallt auf ihren Sitzen im versunkenen Wrack des Airbus oder irgendwo in diesem siebeneinhalb Tausend Quadratkilometer großen Suchgebiet vor Borneo. Die Zeit sitzt den Einsatzkräften im Nacken: Tote verwesen schnell im warmen Tropenklima, nach einer Woche sinken sie wieder auf den Meeresgrund.
    Viele Angehörige haben gesamte Familie verloren
    Bei den Angehörigen, die seit einer Woche auf Nachrichten warten, liegen die Nerven bloß. Viele haben ihre ganze Familie verloren. "Ich war das erste Mal von Zuhause weg, zum Studium in Singapur. Meine Eltern, meine Geschwister, die ganze Familie wollte mich besuchen und ich habe mich so gefreut. Ich habe vor dem Abflug noch nicht mal mehr meine Mutter angerufen und eine gute Reise gewünscht."
    Die Diskussion um die Unglücksursache geht weiter. Das schlechte Wetter gilt jetzt wieder als wahrscheinlichster Grund. Der Tropensturm, den der Airbus überfliegen wollte. Kapitän Iriantu hatte um eine größere Höhe gebeten, 38.000 Fuß, aber der Flugverkehr über ihm war zu dicht. Als die Flugaufsicht ihm das Steigen Minuten später genehmigte, da war der Kontakt schon abgebrochen.
    Flugexperte glaubt nicht an Unwetter als Absturzursache
    Doch viele Luftfahrtexperten, so wie Desmond Ross, halten das Wetter als Ursache für unwahrscheinlich. "Ich widerspreche der Theorie - das Wetter mag zu dem Unfall beigetragen haben, aber war sicher nicht die alleinige Ursache. Moderne Verkehrsflugzeuge sind dafür konstruiert, auch extreme Turbulenzen auszuhalten. Das ist absolut unwahrscheinlich, dass das Wetter ein Flugzeug zerstört."
    Ex-Pilot Ross, der bereits an der Ermittlung nach dem Air-France Absturz 2009 beteiligt war, zuckt die Schulter: Es gibt so vieles, was passiert sein könnte. Die entscheidende Frage ist für ihn ohnehin eine andere. Nämlich: Wieso war der AirAsia-Airbus überhaupt in diesem Gewittersturm? "Wir wissen doch, dass Monsunzeit ist, und der Kapitän sieht ein Tiefdruckgebiet auf seinem Wetterradar schon 50 bis 80 Meilen vorher. Er hätte da nicht sein dürfen und notfalls auch um 180 Grad wenden und zurück nach Surabaya fliegen."
    Wieder senkt sich Nacht über Indonesien, wieder ein Tag ohne greifbare Resultate, ohne Signale von den beiden Flugschreibern. In diesen knallorangen Blackboxes, da steckt die Lösung des Rätsels von Flug QZ 8501. Die Ermittler verweisen immer wieder darauf. Aber jeder Tag ohne Antworten lässt die Fragen nur lauter und drängender werden – in einer der dichtbeflogensten und wetterlaunischsten Regionen der Welt.