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Beschwerlicher Weg zum Master

Der Mangel an Studienplätzen für einen Masterabschluss ist nicht nur ein deutsches Problem. Auch in anderen Ländern gelingt der Zugang nur schwer, da die Anzahl der Plätze begrenzt ist.

Von Britta Mersch | 28.04.2012
    Ein typisch deutsches Problem ist der Mastermangel nicht. Auch in den Niederlanden gibt es keine Garantie auf ein Masterstudium, berichtet Svea Dalen, die in Den Haag gerade einen Bachelor in Public Management macht:

    "Bislang hatten wir auch ein Studiensystem mit nur einer Säule, das Diplom. Und jetzt machen es die Hochschulen den Studenten schwer, den Master zu machen. Bislang ging das automatisch, wenn man seinen Bachelor hatte. Aber das ist jetzt vorbei. Manche müssen sogar noch extra Kurse absolvieren, um zum Master zugelassen zu werden. Der Übergang vom Bachelor zum Master wird also schwieriger."

    Auch in Rumänien gelingt der Zugang zum Master nicht ohne Weiteres, sagt Mihai Dragos, der in Bukarest zurzeit ein erziehungswissenschaftliches Studium absolviert:

    "Jeder mit einem Bachelorabschluss kann sich für ein Masterstudium bewerben. Aber natürlich haben die Hochschulen Beschränkungen bei der Zahl der Studenten, die sie zum Master zulassen können."

    Allerdings sei der Master auch nicht das Hauptproblem, über das die Studenten im Moment diskutieren:

    "Den Studenten in Rumänien fällt es sehr schwer, die Kosten für das Studium zutragen. Mit Stipendien können sie nur einen kleinen Teil der Lebenshaltungskosten finanzieren, dazu kommen die Kosten für die Unterrichtsmaterialien. Aber selbst, wenn man staatliche Hilfe bekommt, braucht man viel Geld, um zu studieren. Unsere Zahlen sagen, dass 25 Prozent der Studenten nebenbei arbeiten gehen müssen."

    Um später auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen zu haben, ist in vielen Ländern der Master gefragt. In der Slowakei zum Beispiel sehen die Studenten schon jetzt, dass sie allein mit einem Bachelorstudium bei Arbeitgebern nicht punkten können. Juraj Tilesch studiert Betriebswirtschaft. Nach seinem Bachelorabschluss möchte er deshalb unbedingt noch den Master machen:

    "Der Bachelor wird von der Gesellschaft bislang noch nicht anerkannt, denn wir hatten früher ein System, bei dem ein Studium fünf Jahre lang war, erst dann kam der Abschluss. Deshalb wird der Bachelor von Arbeitgebern und auch insgesamt nicht als vollwertiger Abschluss wahrgenommen."

    In Luxemburg ist die Situation ähnlich, sagt Gernando Fernandes, der gerade seinen Masterabschluss in Erziehungswissenschaften macht, mit dem Schwerpunkt Multikulturalität. Auch hier gelingt der Berufseinstieg ohne Master weniger gut:

    "Es hängt natürlich davon ab, in welchem Bereich man arbeiten will. Aber es ist leider so, dass immer mehr ein Master gefragt wird und Bachelor wirklich so nur Mindest-Diploma ist, um eine Arbeit finden zu können."

    In Nordamerika dagegen haben Bachelor und Master eine lange Tradition. Für Studenten in Kanada ist es zum Beispiel ganz normal, sich mit einem Bachelorabschluss zu bewerben, sagt William Bruneau, früher Präsident des kanadischen Hochschullehrerverbandes:

    "Für die meisten Studenten ist das Studium mit dem Bachelor zu Ende. Das heißt aber nicht, dass sie aufhören zu lernen. Es geht weiter: im Job oder durch politisches Engagement in den Gemeinden. Das ganz sicher."

    Die europäische Diskussion über den Master – und die Forderung nach einem unbeschränkten Zugang - kann er deshalb nur schwer nachvollziehen:

    "Bei uns gab es immer nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen. Man bewirbt sich – und hofft. Wenn du ein schlauer Junge oder ein schlaues Mädchen bist, bekommst du einen Platz. Wenn nicht, dann eben nicht. So einfach ist das. Es ist ein Wettbewerb und es gibt eben keine Garantie, ins Masterstudium zu kommen. Ich verstehe, dass die deutschen Studenten nervös sind. Da kann ich nur sagen: Pech gehabt!"