Biografie über Beate Uhse "Eine sehr deutsche Person"
Pilotin, Geschäftsfrau, Tennisspielerin, eine emanzipierte Frau - Beate Uhse war viel, aber "keine Feministin", sagte Katrin Rönicke im Dlf. Die Autorin hat eine neue Biographie über die Geschäftsfrau verfasst und versucht, hinter das Bild von der loyalen Sexualaufklärerin zu blicken.
Katrin Rönicke im Corsogespäch mit Susanne Luerweg | 04.09.2019
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"Sie war sehr emanzipiert, aber ihr lag nicht viel an der Emanzipation der Frau": Beate Uhse, hier seriös mit Bluse und Blazer (www.imago-images.de)
Pilotin im Zweiten Weltkrieg, Verfasserin einer so genannten Ehehygiene-Broschüre namens "Schrift X", passionierte Tennisspielerin, Gründerin und Inhaberin eines Firmenimperiums, das die meisten für immer und ewig als Pornobusiness brandmarken - das alles verbinden viele mit dem Namen Beate Uhse. Früher ein Synonym für Sexspielzeug und Schundfilme.
"Heute hat die Frau Kultstatus", wie Buchautorin Katrin Rönicke, die eine neue Biographie verfasst hat, im Dlf sagte. "Beate Uhse: Ein Leben gegen Tabus" zeichnet ein neues Bild der Geschäftsfrau, die im Oktober 100 Jahre alt würde.
Emanzipiert - nicht feministisch
Sie sei eine knallharte Verhandlerin gewesen, habe im Hintergrund eine gut geölte PR-Abteilung gehabt, die alles Unschöne aus ihrem Lebenslauf tilgte. Sie habe vor Gericht für ihr Recht auf den Verkauf von Dildos geklagt, "hier steht der Orgasmus der Frau vor Gericht", und es geschafft, ihre Firma auf Platz eins im Sexgeschäft zu hieven.
Beate Uhses Biographie sei typisch für die Generation und "sehr deutsch", wie Katrin Rönicke sagte. Denn wie viele aus jener Zeit habe sie vor allem Angst gehabt, noch einmal arm zu sein und nichts zu essen zu haben. Sie sei sehr liberal aufgewachsen, mit einer Mutter, die Ärztin war und ihr vieles ermöglicht habe.
Geschäft vor Familie
Beate Uhse sei häufig die erste Frau gewesen - eine der ersten Pilotinnen, eine der ersten auf der Odenwaldschule, eine der ersten erfolgreichen Geschäftsfrauen in der Nachkriegszeit. "Sie war sehr emanzipiert, aber ihr lag nicht viel an der Emanzipation der Frau. Eine Feministin war sie nicht", sagte Rönicke. "Das Geschäft stellte sie über die Familie."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Katrin Rönicke: "Beate Uhse: Ein Leben gegen Tabus" Residenz Verlag Salzburg/Wien, 2019. 208 Seiten, 22 Euro.