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Biografie über Eric Clapton
Semi-Rassist und Retter des Blues'

Als White Boy des Blues hat sich Eric Clapton immer wieder auf schwarze Vorbilder wie Robert Johnson bezogen. Dennoch hetzte er bei einem Konzert 1976 schwer gegen Schwarze und Migranten. "Ein bis heute nicht aufgelöster Widerspruch", sagte der Buchautor Peter Kemper im Dlf.

Peter Kemper im Corsogespräch mit Christoph Reimann |
Der Gitarrist, Sänger und Musiker Eric Clapton bei einem Konzert am 02. Juli 2018 in der Lanxess Arena in Köln.
Der White Boy des Blues - Sänger, Gitarrist und Songwriter Eric Clapton (imago/Manngold)
Als Eric Clapton zum ersten Mal in Berührung mit Robert Johnson kam, war dieser bereits 23 Jahren zuvor gestorben und, wie Peter Kemper findet, "der Blues in Amerika ein toter Hund".
In seiner neuen Eric Clapton-Biograpfie "Eric Clapton - Ein Leben für den Blues" zeigt Kemper unter anderem auf, wie der junge weiße Musiker aus England sich sein Leben lang auf den "King of Delta Blues" bezog: "Dieser Song 'Crossroads' von Robert Johnson, der sich in der Version von Cream um ein Vielfaches mehr verkauft hat als alle Robert-Jones-Platten zusammen, ist so etwas wie die Erkennungsmelodie von Eric Clapton geworden. Und Clapton war der weiße Blues-Musiker, der den Blues am weitesten vorangetrieben hat."
"Normalerweise auf Droge, jetzt auf Rassismus"
Ihm sei stets bewusst gewesen, wie viel er seinen schwarzen Vorbildern verdankte. Und dennoch hetzte Clapton 1976 bei einem Konzert in Birmingham auf wüste Weise gegen Schwarze, People of Color und Migranten - und schloss mit den Worten: "Normalerweise bin ich auf Droge, jetzt bin ich auf Rassismus."
Es war ein Eklat, den Clapton damit lostrat und der ihn für viele zur Persona non grata machte. "Es gab eine Menge von Leserbriefen in Musikzeitschriften, die sagten, 'man ersetze besser mal den Namen Slowhand durch Slowmind'." Der Vorfall führte auch dazu, dass sich die Rock against Racism-Bewegung gründete.
Wir haben noch länger mit Peter Kemper gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Entschuldigt habe Clapton sich nie, "weil er", so Kemper, "meinte, sobald er sich entschuldigt, gibt er vor, dass er einen massiven Fehler begangen hat. Meines Erachtens hat er diesen Fehler begangen. Aber jetzt stellt sich die Frage, was interessiert uns heute noch daran? Das ist ja mehr als 40 Jahre her."
Ein bis heute nicht aufgelöster Widerspruch
Vielleicht ja genau dieser scheinbare Widerspruch, der Claptons Rassismus zugrunde liegt und ihn 2017 dazu bewogen hat zu sagen, er schäme sich "ein Semi-Rassist gewesen zu sein", nämlich der "zwischen Claptons populistischen Kommentaren damals und seiner immer wieder beteuerten Liebe zur schwarzen Musik - der ist ja eigentlich nicht aufgelöst".
Für Kemper habe Clapton damals eine Trennung vorgenommen zwischen einerseits "afro-amerikanischen Blues-Musikern, wie Muddy Waters, Big Bill Broonzy, die nach England kamen und auch wieder wegfuhren, mit denen er sich stark identifiziert hat" und andererseits "den in England lebenden schwarzen Briten, die als Immigranten aus ehemaligen Kolonien auch über die vollen Bürgerrechte verfügten" und deren "Blackness" Clapton als "fremdartig" wahrgenommen habe.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Peter Kemper: "Eric Clapton - Ein Leben für den Blues"
Reclam-Verlag Ditzingen, 2020. 274 Seiten, 24 Euro.