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Bundesaußenminister besucht Soldaten
Maas wirbt für Fortsetzung des Bundeswehreinsatzes in Mali

Der Bundeswehreinsatz in Mali geht in sein siebtes Jahr. Gebessert hat sich die Sicherheitslage bislang nicht, das zeigte zuletzt der Selbstmordanschlag auf das UN-Trainingscamp für die malischen Streitkräfte. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) besuchte jetzt die dort stationierten Bundeswehrsoldaten.

Von Klaus Remme | 01.03.2019
Bundedsaußenminister Heiko Maas (SPD) steht vor dem am vergangenen Sonntag bei einem Anschlag weggesprengten Tor des EU-Ausbildungscamps. Mutmaßliche islamistische Extremisten hatten das Feldlager in Koulikoro mit zwei mit Sprengstoff beladenen Fahrzeugen angegriffen. Von den rund 150 dort stationierten Bundeswehrsoldaten kam niemand zu Schaden.
Die Zerstörungen im Lager sind größer, als ich mir das vorgestellt habe", sagte Heiko Maas (SPD) bei seinem Besuch im EU-Ausbildungscamp in Mali, auf das ein Anschlag verübt worden war (dpa / Michael Fischer)
Mit einem traditionellen Tanz wurde Heiko Maas vor dem Rathaus von Koulikoro, eine gute Autostunde von Malis Hauptstadt Bamako entfernt, nicht nur als Bundesaußenminister, sondern auch als Saarländer empfangen, denn das dortige Bous ist Partnerstadt von Koulikoro.
"Mali, Deutschland. Mali, Deutschland". Kinder mit kleinen Flaggen säumten den Straßenrand, Gastgeschenke wurden getauscht und Heiko Maas kam nicht umhin, wenigstens kurz ein braunes schlichtes Gewand überzustreifen. Die dazu passende Kappe mit Bommeln hielt er dann doch bis zum Abschied lieber in den Händen.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) (r) steht in Mali neben dem Bürgermeister von Koulikoro, Ely Diarra. Maas wurde zum Ehrenbürger der Gemeinde erklärt und bekam eine malische Tracht überreicht. Die dazu gehörende Mütze wollte er aber nicht aufsetzen. 
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) (r) steht in Mali neben dem Bürgermeister von Koulikoro, Ely Diarra. (dpa / Michael Fischer)
Vom Rathaus aus quälte sich die Kolonne mit 15 Fahrzeugen über eine hügelige Buckelpiste sozusagen durch den Hintereingang ins EU-Trainingscamp, wo auch Bundeswehrsoldaten an der Ausbildung der malischen Streitkräfte beteiligt sind. Die Hauptpforte war unpassierbar, Folge des schweren Anschlags vom vergangenen Sonntag. Spätestens dieser Selbstmordanschlag zerstörte das Bild, dass der Süden des Landes, anders als der Norden, wo deutsche Soldaten in Gao stationiert sind, sicher ist. Hauptmann Stefan beschreibt den entscheidenden Moment am frühen Sonntagmorgen.
Erhebliche Schäden nach Anschlag im Lager
"Es war eine enorm große Detonation, sämtliche Türen haben gewackelt, Fenster sind zersprungen, das hat man sehr deutlich wahrgenommen, danach gab es auch ein paar Schüsse und dann kam es auch schon zur Alarmierung."
Oberst Bonnen führt den Außenminister wenig später durch das Lager:
"So, wenn ich jetzt mal auf die rechte Gebäudefront hinweisen darf, da waren mal Fenster drin, wir nähern uns jetzt der Anschlagstelle. Man kann sich vorstellen, was passiert wäre, wenn zu der Tageszeit alle Büros besetzt gewesen wären, wer da drin war, wäre wahrscheinlich von den herumfliegenden Schrapnellen schwerstverletzt oder getötet worden."
Ein paar Schritte weiter, am Eingang zum Camp, werden die Schäden noch deutlicher. Die Täter hatten versucht, mit zwei Pick-up-Trucks und Sprengstoff auf das Gelände vorzudringen.
"Unmittelbar vor dem, wo die Soldaten da arbeiten, da ist der Krater, wo sich das zweite Fahrzeug umgesetzt hat, das wird hier mit Sand aufgefüllt."
Bundeswehreinsatz im siebten Jahr
"Wir waren vorbereitet und die Abwehr des Angriffs hat das gezeigt", so hört man allenthalben von den Soldaten im Lager. Auf der wie es hieß "eigenen Seite" seien lediglich drei malische Soldaten leicht verletzt worden. Heiko Maas sagte nach seinem Rundgang:
"Das ist sehr bedrückend, wenn man das sieht, wenn man an dem Ort steht, an dem sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hat, ja, da kommt man schon ins Nachdenken. Die Zerstörungen im Lager sind größer, als ich mir das vorgestellt habe und das zeigt noch mal, wie gefährlich das ist."
Verändert der Anschlag das Sicherheitsgefühl? Hauptmann Stefan meint:
"Ich fühl mich sicher, ich hab mich ja vorher mit dem Einsatz auseinandergesetzt. Ich hab mich ja bewusst dafür entschieden, ich weiß, was ich kann, ich weiß, was meine Kollegen können, von daher mache ich mir weniger Gedanken. Das ist wie ein Polizist, der zum Banküberfall fährt, der denkt, oh, es könne auch geschossen werden. Und hier kann das genauso geschehen, fünf Jahre lang ist halt nix passiert und jetzt passiert es."
Der Bundeswehreinsatz in Mali geht jetzt in sein siebtes Jahr. Eine Verbesserung der Sicherheitslage ist nicht zu verzeichnen. Kein Wunder, wenn die Sinnfragen lauter werden. Maas wirbt um Geduld, um einen langen Atem, kurzum für die Verlängerung des Auslandsmandats in Mali, das Ende Mai ausläuft. Sich hier zu verabschieden, weil der innenpolitische Druck größer wird, das ist für ihn keine Option.