
Lange war er Finanzvorstand von Lanxess. Jetzt, nach ein paar Jahren bei der Konkurrenz, ist Matthias Zachert als Vorstandsvorsitzender zurück.
"Schön wieder hier zu sein, schon bei Lanxess, hier in Köln."
Die Charmeoffensive schien ernst gemeint. Frei von Taktik war sie aber wohl nicht. Denn Lanxess kann nicht so weitermachen wie bisher, kann sich nicht mehr so stark auf das Kautschukgeschäft und die Zulieferung für die Autoindustrie stützen. Denn dort sinken die Preise. Finanzvorstand Bernhard Düttmann sagte heute, sie sänken nicht nur, weil mit den Rohstoffpreisen auch die Kosten zurückgingen:
"40 Prozent allerdings sind gesunkene Verkaufspreise, die über die Rohstoffpreisveränderung hinausgehen. Und das ist genau die Belastung, die zu verarbeiten haben, aufgrund der Wettbewerbssituation."
Lanxess trägt selbst dazu bei, baut in Singapur und China neue Kautschukwerke. Doch damit ist jetzt Schluss. Matthias Zachert kündigte ein Ende an:
"Vor dem Hintergrund muss ich in aller Deutlichkeit sagen, dass wir uns natürlich dann auch die weltweiten Auslastungsgrade in allen Produktionseinheiten anschauen müssen. Und ich kann es nicht ausschließen, dass wir einige Anlagen temporär stilllegen. Ich kann aber ebenfalls nicht ausschließen, dass es zu Betriebsschließungen in dem ein oder anderen Standort kommen wird."
Begleitet wurde diese neue Politik mit einer Kapitalerhöhung. Gesten Abend angekündigt, über Nacht vollzogen. So wurden 430 Millionen Euro eingesammelt. Das senkt die Schuldenquote, stärkt die Bilanz. Die Börse lobte die Kapitalerhöhung mit – trotz des Verwässerungseffektes – steigenden Kursen. Auch Peter Spengler, Chemieanalyst der DZ Bank, sieht die Kapitalerhöhung positiv:
"Quasi ist das heute seine erste merkbare Handlung. Und das gibt dem neuen Vorstandsvorsitzenden mehr strategischen Spielraum in der Zukunft."
Ob unter den Optionen auch Zukäufe seien? Nein, für größere Übernahmen von 400 Millionen Euro oder gar mehr sei jetzt nicht die Zeit. Zachert benannte als konkrete Option aber, dass Lanxess nicht mehr alles alleine machen wolle:
"Als Marktführer in vielen Bereichen, wie beispielsweise dem Kautschuk sollten wir zumindest das Signal setzen gegenüber unseren Rohstofflieferanten, Wettbewerbern, Noch-Wettbewerbern, dass wir offen sind für strategische Partnerschaften, strategische Allianzen im Rohstoffbereich, Produktionsbereich, im Marketingbereich. Und wir schließen auch Joint Venture-Partnerschaften nicht mehr aus."
Was das für die Produktionsstandorte bedeutet und für die Mitarbeiter soll erst in der zweiten Jahreshälfte bekannt gegeben werden. Klar ist nur: Der Kautschukbereich, der vor allem umorganisiert wird, ist nicht in Deutschland konzentriert.